Mit der DSGVO wird E-Mail-Verschlüsselung zur Pflicht

Schon heute schreibt das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) die Verschlüsselung von E-Mails mit personenbezogenen Daten vor. Ab dem 25. Mai 2018 verschärft die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) die Lage: Die E-Mail-Verschlüsselung wird endgültig zur Pflicht.

„Wer dann noch auf E-Mail-Verschlüsselung verzichtet, für den kann es richtig teuer werden, weil Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Daten nach aktuellem Stand der Technik nicht umgesetzt wurden“, bringt es Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW Group, auf den Punkt. Der IT-Sicherheitsexperte rät, jedoch nicht gleich in Panik zu verfallen: „E-Mail-Verschlüsselung ist heutzutage praktikabel und mit geringem Aufwand implementiert. Idealerweise greifen Unternehmen zu einer Lösung, die unbemerkt im Hintergrund, also serverseitig, aufgesetzt wird. So müssen sich Mitarbeiter nicht in ihren Arbeitsabläufen umstellen.“

Nicht vernachlässigen sollten Unternehmen zudem, dass sie im Falle einer Datenpanne künftig verpflichtet sind, diese binnen 72 Stunden der zuständigen Aufsichtsbehörde sowie, bei hohem Risiko für persönliche Daten, den betroffenen Personen zu melden. Waren die kompromittierten Daten jedoch so verschlüsselt, dass Dritte nicht an diese gelangen können, können Unternehmen zumindest auf die Bekanntgabe gegenüber betroffenen Personen verzichten. „Das erspart viel Arbeit und schützt den Ruf als datenschutzorientiertes Unternehmen“, bemerkt Heutger.

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Was aber ist nicht nur eine praktikable, sondern auch sichere Verschlüsselungslösung? „Bei der Verschlüsselung von E-Mails wird zwischen Transport- und Inhaltsverschlüsselung unterschieden. Während bei der ersten Variante die E-Mail auf ihrem Weg von Server zu Server quasi nur durch einen verschlüsselten Tunnel geschickt wird und auf den Servern selbst im Klartext gespeichert ist, wird bei der Inhaltsverschlüsselung auch die E-Mail selbst verschlüsselt“, erklärt Christian Heutger. Da dabei Metadaten wie Absender, Betreff der Nachricht und Empfänger unverschlüsselt und damit lesbar bleiben, sollten in der Praxis beide Verfahren kombiniert werden: „Es empfiehlt sich, auf Standardprotokolle zu setzen. So bietet sich S/MIME für die Inhaltsverschlüsselung an; eine Alternative wäre OpenPGP. TLS ist hingegen das Standardprotokoll für die Transportverschlüsselung“, rät Christian Heutger.

Mit S/MIME und PGP sind Lösungen auf dem Markt, für deren Einsatz Zertifikate sowie Schlüssel zwingende Voraussetzungen sind. Dies jedoch setzt eine entsprechende Infrastruktur und zumindest ein wenig technisches Wissen voraus. In der Praxis lohnt es sich deshalb über Alternativen nachzudenken. „Deshalb bieten sich Gateway-Lösungen zur E-Mail-Verschlüsselung an. Mit ihnen gelingt das Verschlüsseln und Signieren von E-Mails automatisch und zentral auf dem Server“, so der Tipp des Experten.

Für KMU sind Gateway-Lösungen nicht immer die beste Wahl

Kleinen Unternehmen rät Heutger jedoch von Gateway Lösungen ab: „Im Vergleich zu isolierten Ende-zu-Ende-Lösungen fällt der Konfigurationsaufwand recht hoch aus. Sie sollten deshalb ernsthaft über eine isolierte Lösung nachdenken und sich individuell beraten lassen, welche Lösung für sie richtig ist. Hinzu kommt, dass viele E-Mail-Gateways den unternehmensinternen Mail-Versand nicht schützen und bei Bedarf die innere Sicherheit mit einer weiteren Lösung erreicht werden muss.“

Bei der Wahl der geeigneten Verschlüsselungslösung keinesfalls vernachlässigt werden sollten Schnittstellen zu weiterer Sicherheitssoftware, beispielsweise einem Virenscanner, um eingehende E-Mails auf Schadsoftware zu scannen. Dasselbe gilt für das E-Mail-Archiv: Um E-Mails zu indizieren, sollte das Archivsystem auf E-Mail-Inhalte im Klartext zugreifen können. Andernfalls wird es schwer, eine bestimmte E-Mail später wieder aufzufinden. Die Wahl der geeigneten Verschlüsselungslösung sollte zudem auf ein System fallen, das auch mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets mit einbindet. „Um flexibel zu bleiben und für die Zukunft gerüstet zu sein, sollte eine Lösung gewählt werden, die mit vielen Betriebssystemen und Plattformen kompatibel ist“, so Heutger.