Shein erweitert globale Reichweite durch Übernahme der britischen Fast-Fashion-Marke Missguided

Nach ersten Gerüchten im September 2023 hat der chinesischen Fast-Fashion-Konzern Shein nun die britischen Fast-Fashion-Marke Missguided vom britische Einzelhandelstycoon Mike Ashley  übernommen. Shein hat sich bereits als dominierender Akteur in diesem Segment in Asien und den USA etabliert, plant bereits die Expansion nach Lateinamerika und hat mit der Übernahme nun auch den Fuß im europäischen Modemarkt.

Shein erweitert globale Reichweite durch Übernahme der britischen Fast-Fashion-Marke Missguided
Shein erweitert globale Reichweite durch Übernahme der britischen Fast-Fashion-Marke Missguided. ©Depositphotos

Wettbewerbslandschaft und Sheins Ambitionen

Die Übernahme durch Shein erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen auch eine Expansion in den physischen Einzelhandel in Erwägung zieht, wie die kürzlich angekündigte Joint-Venture-Partnerschaft mit Forever 21 zeigt.

Unternehmen wie Shein haben den traditionellen Einzelhandel durch ihre effiziente Lieferkette und ihr innovatives Geschäftsmodell revolutioniert. Mit einem Hauptquartier in Singapur und einer starken Präsenz in China hat Shein es geschafft, eine Brücke zwischen den Herstellern in Asien und den Konsumenten im Westen zu schlagen. Dies hat dem Unternehmen ermöglicht, qualitativ hochwertige Produkte zu erschwinglichen Preisen anzubieten.

Die Stärke von Shein liegt in seiner Fähigkeit, schnell auf Modetrends zu reagieren und diese in kürzester Zeit auf den Markt zu bringen. Dieses „Fast-Fashion“-Modell hat es dem Unternehmen ermöglicht, sich einen Namen in der Branche zu machen und eine loyale Kundenbasis aufzubauen. Aber wie in jeder Branche gibt es auch hier Wettbewerber, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Pinduoduo’s Temu ist ein solches Unternehmen, das Sheins Modell repliziert hat und nun als ernstzunehmender Konkurrent auftritt.

Neben Temu gibt es auch andere potenzielle Wettbewerber wie Zara, H&M und Boohoo, die alle in der Fast-Fashion-Branche tätig sind und eine starke Online-Präsenz haben. Diese Marken haben bereits etablierte Lieferketten, Markenbekanntheit und eine treue Kundenbasis, was sie zu ernsthaften Konkurrenten für Shein macht.

Die Übernahme von Missguided durch SHEIN zeigt jedoch, dass das Unternehmen nicht gewillt ist, sich auf seinen Erfolgen auszuruhen. Die Übernahme ist ein klares Zeichen für die Ambitionen von Shein, seine Präsenz auf dem westlichen Markt, insbesondere in Großbritannien, zu verstärken. Sie zeigt auch, dass Shein bereit ist, in Marken zu investieren, die bereits über einen etablierten Kundenstamm und einen hohen Bekanntheitsgrad verfügen.

Berichten zufolge plant der chinesische Fast-Fashion-Riese Shein, im Jahr 2023 an die Börse zu gehen und erwartet bis 2025 einen Umsatzanstieg auf beeindruckende 58,5 Milliarden US-Dollar. Nachdem sich die Private-Equity-Firma General Atlantic in der letzten Finanzierungsrunde im April 2022 den bisherigen Investoren Tiger Global Management und Sequoia Capital China angeschlossen hat, wird erwartet, dass Shein Ende 2023 den Börsengang vollzieht. Shein könnte nach Marktkapitalisierung zu einem der zehn größten Modeunternehmen weltweit aufsteigen. Eine erfolgreiche Börseneinführung könnte Shein zudem die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, um weiter zu expandieren, in Technologie zu investieren und seine Marktposition zu stärken.

Missguideds Geschichte und Bedeutung für Shein

Missguided wurde 2009 von Nitin Passi im britischen Cheshire gegründet und hat sich in kurzer Zeit zu einem der führenden Online-Modeunternehmen in Großbritannien entwickelt. Mit einem starken Fokus auf junge Frauen und einem klaren Verständnis für die neuesten Modetrends hat Missguided eine beeindruckende Markenidentität aufgebaut. Das Unternehmen positionierte sich als Vorreiter für „Babe Power“ und betonte die Bedeutung von jungen Talenten und echten Frauen in seiner Markenkommunikation.

In den ersten Jahren seines Bestehens erlebte Missguided ein rasantes Wachstum, das durch virale Marketingkampagnen und innovative Produktangebote, wie zum Beispiel den Verkauf von Bikinis für nur £1, angetrieben wurde. Diese Strategien halfen dem Unternehmen, sich in der überfüllten Fast-Fashion-Branche zu behaupten und eine loyale Anhängerschaft aufzubauen.

Jedoch war der Weg für Missguided nicht immer einfach. Trotz seines anfänglichen Erfolgs stieß das Unternehmen auf Herausforderungen wie Lieferkettenprobleme, steigende Frachtkosten und einen intensiven Wettbewerb von anderen Modegiganten. Diese Faktoren führten dazu, dass Missguided im Mai 2022 in die Verwaltung ging, was im britischen Rechtssystem einem Insolvenzverfahren entspricht.

Für Shein bietet die Übernahme von Missguided eine einzigartige Gelegenheit. Missguided bringt nicht nur eine starke Markenidentität und eine etablierte Kundenbasis mit, sondern auch ein tiefes Verständnis des britischen und westlichen Marktes. Dies kann Shein dabei helfen, seine Präsenz in diesen Regionen zu stärken und von den Erfahrungen und Kenntnissen von Missguided zu profitieren.

Darüber hinaus bietet Missguided Shein auch die Möglichkeit, sein Produktportfolio zu diversifizieren. Während Shein für seine preisgünstige Mode bekannt ist, hat Missguided eine etwas höher positionierte Markenidentität, die Shein dabei helfen könnte, eine breitere demografische Zielgruppe anzusprechen.

Insgesamt ist die Akquisition von Missguided für Shein nicht nur eine Investition in eine Marke, sondern auch eine strategische Entscheidung, die das Unternehmen in eine bessere Position bringen könnte, um auf dem globalen Modemarkt zu dominieren.

Die Zukunft von Shein und Missguided

Shein hat sich bereits als dominierender Akteur im Fast Fashion Segment etabliert, insbesondere in Asien und den USA, und plant bereits die Expansion nach Lateinamerika. Mit der Übernahme von Missguided hat Shein nun einen festen Fuß im europäischen Markt, insbesondere in Großbritannien. Dies könnte der Beginn einer intensiveren globalen Expansion sein, bei der Shein versucht, in weiteren westlichen Märkten Fuß zu fassen. Die Kombination aus Sheins effizienter Lieferkette und Missguideds Markenbekanntheit könnte dazu beitragen, dass Shein in Europa ebenso erfolgreich wird wie in anderen Regionen.

Die Integration von Missguided in Sheins Betrieb wird entscheidend sein. Es gibt erhebliche Synergien, die realisiert werden können, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Marketing und Lieferkette. Shein könnte von Missguideds bestehenden Beziehungen zu Lieferanten und Partnern in Europa profitieren, während Missguided von Sheins fortschrittlichen Technologien und seinem effizienten Betriebsmodell profitieren könnte.

Frasers Group und ihre Rolle im Deal

Frasers Group, früher bekannt als Sports Direct International, spielt eine zentrale Rolle in der Übernahme von Missguided durch Shein. Frasers Group, unter der Führung des bekannten Unternehmers Mike Ashley, hat sich im Laufe der Jahre zu einem wichtigen Akteur im Einzelhandels- und Modebereich entwickelt. Die Gruppe besitzt eine Vielzahl von Marken und Einzelhandelsketten, darunter Flannels, Jack Wills, Evans Cycles und Sofa.com.

Die Entscheidung von Frasers Group, Missguided an Shein zu verkaufen, spiegelt eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens wider. Nachdem Frasers Missguided im Juni 2021 für £20 Millionen aus der Verwaltung übernommen hatte, war diese Akquisition Teil eines größeren Plans, das Portfolio der Gruppe zu erweitern und zu diversifizieren, insbesondere im Bereich der digitalen und modeorientierten Marken.

Michael Murray, der CEO von Frasers Group und Schwiegersohn des Gründers Mike Ashley, betonte, dass das Unternehmen sein Geschäft rationalisieren und sich auf weniger, aber stärkere Marken konzentrieren möchte. Dies deutet darauf hin, dass Frasers Group bestrebt ist, seine Ressourcen und Aufmerksamkeit auf die Entwicklung und das Wachstum seiner Kernmarken zu konzentrieren.

Interessant ist auch, dass Frasers Group trotz des Verkaufs von Missguided an Shein das Immobilienvermögen und die Mitarbeiter der Marke behält. Dies lässt Raum für mögliche zukünftige Kollaborationen zwischen Frasers Group und Shein. Solche Synergien könnten sowohl für die physische Präsenz als auch für die Online-Strategien der beteiligten Unternehmen von Vorteil sein.

Neben Missguided hat Frasers Group auch in andere Online-Modehändler wie Asos und Boohoo investiert. Diese Investitionen zeigen, dass Frasers Group aktiv nach Möglichkeiten sucht, seine Präsenz im Online-Modehandel zu stärken und von den sich schnell ändernden Verbrauchertrends zu profitieren.

Die Bedingungen der Übernahme wurden nicht offengelegt, aber es wurde bekannt, dass Shein die Missguided-Produkte herstellen und auf beiden Unternehmenswebsites als unabhängige Marke verkaufen wird. Frasers behält das Immobilienvermögen und die Mitarbeiter von Missguided, was auf eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen hindeutet.

Frank