Shein: Chinas neuer Moderiese wächst gegen den Trend der Nachhaltigkeit

Die Modeindustrie ist ständig im Wandel, und Chinas neuer Modegigant „Shein“ hat sich als ein aufstrebender Stern am Fashion-Firmament etabliert. Mit seiner Ultra-Fast-Fashion hat das Unternehmen etablierte Größen wie H&M, Zara und Primark in den Schatten gestellt. Doch was genau macht diesen chinesischen Textilriesen zu einem so bemerkenswerten Akteur auf dem internationalen Modemarkt?

Shein: Chinas neuer Moderiese wächst gegen den Trend der Nachhaltigkeit
Shein: Chinas neuer Moderiese wächst gegen den Trend der Nachhaltigkeit. ©Shein

In einer Zeit, in der Preise und Trends stärker miteinander verknüpft sind als je zuvor, hat Shein ein einzigartiges Geschäftsmodell entwickelt. Mit einem beeindruckenden Angebot von Hosen für acht Euro, Shirts für drei Euro und sogar Hochzeitskleidern für zwanzig Euro hat sich Shein als der Inbegriff von „Ultra Fast Fashion“ etabliert. Dieses Modell basiert auf der schnellen und trendbezogenen Gestaltung von Kollektionen, die zu extrem niedrigen Preisen produziert und verkauft werden. Die Kunden kaufen über eine App ein und geben dabei ihre persönlichen Daten und Kaufverhalten preis. Das Unternehmen verschickt seine Produkte direkt aus China in mittlerweile 165 Länder, ohne den Einsatz von Zwischenhändlern, was einen zentralen Bestandteil des Preismodells darstellt.

Der Erfolg von SHEIN

Die enge Interaktion mit den Kunden ist einer der Schlüssel zum Erfolg von Shein. Täglich werden mehr als 1000 neue Modeartikel auf der Website präsentiert, zunächst nur als Bilder. Dank der App-Daten der Käufer ist Shein jedoch in der Lage, genau zu erkennen, welche Teile Interesse wecken und somit im Trend liegen. Diese Teile können dann in hoher Stückzahl produziert werden. Im Gegensatz dazu haben etablierte Konkurrenten wie Zalando, H&M und Zara Schwierigkeiten, auf die sich ständig ändernden Modetrends schnell zu reagieren. Shein hingegen kann Trends frühzeitig erkennen und erst bei steigender Nachfrage mit der Produktion beginnen. Dieses Modell ermöglicht es dem Unternehmen, ohne Lagerhaltung direkt vom Hersteller an den Kunden zu versenden.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist das Mikro-Influencer-Marketing. Anstatt auf namhafte Models oder große Influencer zu setzen, arbeiten sie mit Mikro-Influencern zusammen, die maximal 100.000 Follower haben. Diese Influencer erreichen besonders die junge Zielgruppe, die sich auf Plattformen wie TikTok tummelt. Die sogenannten „Shein-Hauls“ – Videos, in denen Modefans ihre Einkäufe auspacken und vorführen – sind äußerst beliebt und tragen zum Erfolg der Marke bei.

Kritik am Konzept

Trotz seiner rapiden Expansion und seines Erfolgs steht das Konzept auch in der Kritik. Die Mode wird zu Schleuderpreisen angeboten, was zu einem Überangebot von Wegwerfmode führt, die oft nur wenige Wäschen übersteht. Dies steht im klaren Kontrast zu nachhaltigen Ansätzen in der Modeindustrie. Obwohl Shein über die negativen Auswirkungen auf die Umwelt informiert ist, setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs unbeeindruckt fort. Auch die langen Lieferzeiten aus China, die bis zu vier Wochen betragen können, sind für die Kunden sicherlich ein Nachteil.

Shein plant nun, in Amazon-Manier in weitere Bereiche vorzudringen, wie zum Beispiel Haushaltsgeräte und Smart-Home-Produkte. Experten sehen hier großes Potenzial, insbesondere aufgrund der unschlagbaren Preise, die angeboten werden.

Eine Studie von Greenpeace zeigt jedoch, dass das Bewusstsein für nachhaltige Mode wächst. Trotz des beeindruckenden Wachstums von Shein könnten solche Entwicklungen langfristig das Kaufverhalten der Verbraucher beeinflussen. In einer Zeit, in der die Modebranche verstärkt nachhaltige Lösungen sucht, stellt das Konzept sowohl eine disruptive Kraft als auch eine Herausforderung für etablierte Marken dar. Während das Unternehmen den asiatischen Markt dominiert, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sein Einfluss in Europa und den USA spürbar wird.

Frank