Stabilität in herausfordernden Zeiten: Otto Group hält hohes Umsatzniveau

Die Otto Group hat es trotz großer makroökonomischer Herausforderungen im Geschäftsjahr 2022/23 (28. Februar 2023) geschafft, das hohe Umsatzniveau des überaus erfolgreichen Vorjahres 2021/22 zu halten. Der ausgewiesene Umsatz des Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzerns belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 16,2 Mrd. Euro. Auf vergleichbarer Basis* lagen die Umsätze 2 Prozent niedriger als in 2021/22. Die Otto Group beweist damit trotz widrigster Begleitumstände ihre Stabilität und investiert auch im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 einen dreistelligen Millionenbetrag in Projekte mit hoher strategischer Relevanz.

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Stabilität in herausfordernden Zeiten: Otto Group hält hohes Umsatzniveau. ©Otto 2020

Sehr positiv ausgewirkt hat sich erneut die Diversifizierung der Otto Group in den unterschiedlichen Absatz- und Beschaffungsmärkten sowie bei den Geschäftsmodellen – eine große Stärke der Unternehmensgruppe. So gingen zwar im Geschäftsjahr 2022/23 die Umsatzerlöse in Deutschland auf vergleichbarer Basis aufgrund der enormen Kaufzurückhaltung um 9,2 Prozent auf rund 9,0 Mrd. Euro zurück. Demgegenüber steht jedoch ein vergleichbares Umsatzwachstum in den ausländischen Märkten von fast 6,3 Mrd. Euro auf knapp 7,2 Mrd. Euro (+9,6 Prozent). Die weltweiten E-Commerce-Umsätze lagen mit 12,0 Mrd. Euro annähernd auf Vorjahresniveau.

Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group: „Die Zahlen zeigen, dass auch wir uns dem Markttrend nicht entziehen konnten. Die sehr bewegten und bewegenden Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder. Auch wenn wir die Zahl der aktiven Kund*innen leicht steigern und unsere Marktanteile in etwa halten konnten, können wir mit dem Geschäftsjahr nicht zufrieden sein. Dennoch agieren wir nicht zuletzt aufgrund der sehr erfolgreichen Geschäftsjahre 2020/21 und 2021/22 von einer äußerst soliden Basis aus.“

Dazu trägt auch die hohe Attraktivität der Handelskonzepte und Plattformen bei. So ist die Zahl der aktiven Kund*innen in den Multichanneldistanzhandelskonzepten erneut angestiegen und liegt nun bei rund 54 Millionen.

Schwarze Null im operativen Ergebnis

Auf alle Ergebnisebenen haben sich nicht zuletzt hohe Faktorkosten sowie die Inflation und die daraus resultierende negative Konsumstimmung verbunden mit geringeren Warenkorbgrößen belastend ausgewirkt. Negativen Einfluss hatten zudem das hohe Volumen der auf Basis gänzlich anderer Wirtschaftsprognosen für 2022/23 getätigten Warenvorbestellungen und der dadurch in der Konsequenz notwendige Abverkauf über Rabatte sowie die temporären Belastungen aus den strategischen Investitionen in die Plattformtransformation bei OTTO und den Logistikausbau. Dennoch ist es der Otto Group mit hoher Kostendisziplin gelungen, beim operativen Ergebnis quasi eine schwarze Null zu erreichen.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf 589 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 22 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei -224 Mio. Euro. Dabei ist zu beachten, dass die sehr positiven Ergebniseffekte auf Ebene des EBT im vorangegangenen Geschäftsjahr 2021/22 nicht zuletzt aus der Vollkonsolidierung von About You sowie dem Verkauf von Mondial Relay in Frankreich resultierten und damit einmalige Sondereffekte darstellten.

Das Eigenkapital der Otto Group ist im Geschäftsjahr 2022/23 zwar zurückgegangen. Es liegt mit einer Eigenkapitalquote von rund 37 Prozent jedoch weiterhin auf einem äußerst soliden Niveau.

Unterschiedliche Umsatzentwicklung der Segmente

Die Basis für das stabile Fundament der Otto Group hat die vor sechs Jahren beschlossene fokussierte Wachstumsstrategie gelegt, mit Hilfe derer die Segmente Plattformen, Markenkonzepte, Händler, Services und Finanzdienstleistungen gesteuert werden. Hier zeigt sich eine unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Segmenten.

So stand der gesamte Einzelhandel im Jahr 2022 zwar zunächst unter dem Einfluss des Erholungsprozesses nach Corona. Dieser wurde jedoch infolge der gesamtwirtschaftlich belastenden krisen- und kriegsbedingten Sondereffekte ausgebremst. Vor allem der Onlinehandel in Deutschland war betroffen. Diese Entwicklung zeigt sich vor allem in den Segmenten Plattformen und Händler.

So verzeichnete das Segment Plattformen, zu dem OTTO und About You gehören, zwar mit ausgewiesen rund 6,5 Mrd. Euro einen Umsatz wie im Geschäftsjahr 2021/22; auf vergleichbarer Basis gingen die Umsätze jedoch um 6,2 Prozent zurück.

Der Umsatz im Segment Händler, zu dem insbesondere Baur (Handel) samt Unito, Limango, Freemans Grattan, Frankonia, Manufactum und Mytoys gehören, lag bei knapp 2,3 Mrd. Euro im Vergleich zu rund 2,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Dies entspricht einem Rückgang auf vergleichbarer Basis von 7,2 Prozent.

Das Segment Markenkonzepte profitierte vor allem von der starken Performance von Crate and Barrel und legte von 5,5 Mrd. Euro auf rund 5,9 Mrd. Euro zu (vergleichbar: +2,3 Prozent). Zu diesem Segment gehören auch Bonprix inklusive Venus, die Witt-Gruppe mit Heine sowie Sheego.

Die Transport- und Logistikbranche war im Jahr 2022 ebenfalls durch die volatile gesamtwirtschaftliche Entwicklung und vor allem die damit verbundene, nachlassende Dynamik im Online- und Versandhandel in Deutschland beeinflusst. Das Segment Services, zu dem die Baur Logistik, Girard Agediss, der Hermes Einrichtungsservice, Hermes Fulfilment, Otto International, Evri sowie die Hermes Germany gehören, büßte auf vergleichbarer Basis entsprechend 2,9 Prozent ein und erzielte Umsatzerlöse in Höhe von 390 Mio. Euro. Die Umsatzerlöse aus den Paket-Distributionsaktivitäten der Hermes Germany in Deutschland sowie von Evri in Großbritannien werden seit dem Geschäftsjahr 2020/21 nicht mehr in den Konzernabschluss der Otto Group einbezogen.

Sehr erfreulich zeigte sich dagegen die Entwicklung im Segment Finanzdienstleistungen, das vor allem die EOS Gruppe umfasst. Hier lagen die Umsätze bei 983 Mio. Euro gegenüber 813 Mio. Euro im Geschäftsjahr 21/22, ein Zuwachs auf vergleichbarer Basis von über 24 Prozent.

Strategische Investitionen und Innovationen im Sinne der Kund*innen

Wie schon in den vorigen Geschäftsjahren setzt die Otto Group auch im laufenden Geschäftsjahr einen Schwerpunkt bei Investitionen und Innovationen mit hoher strategischer Relevanz. Dafür wird die Unternehmensgruppe erneut einen dreistelligen Millionenbetrag einsetzen. Ziel ist es nicht zuletzt, marktseitige Chancen aktiv zu nutzen, die Bedürfnisse der Bestandskund*innen noch besser zu erfüllen und gleichzeitig neue Kund*innen zu gewinnen.

Deshalb investiert die Otto Group auch weiterhin in einen wettbewerbsüberlegenen Lieferservice und eine grundsätzliche Optimierung der Zustell- und Lieferqualität. So soll das sich im Bau befindende neue und hochmoderne Logistikzentrum im westpolnischen Ilowa wie angekündigt im Frühjahr 2024 den Betrieb aufnehmen. Damit können Waren künftig noch schneller und effizienter abgewickelt und die Next-Day-Belieferung deutlich vorangetrieben werden. Ebenfalls für das Frühjahr 2024 ist der Abschluss der Ausbau- und Modernisierungsarbeiten am Standort Altenkunstadt geplant. Dort entsteht eines der größten und modernsten Fulfillment Center in Europa.

Zu den Investitionen mit hoher strategischer Relevanz gehören auch weiterhin jene Mittel, die in die Weiterentwicklung der Konzerngesellschaft OTTO hin zur E-Commerce-Plattform fließen. Mittlerweile werden Umsätze in drei Geschäftsfeldern erzielt: als Händler, als Marktplatzanbieter und als Serviceanbieter. Dank eines automatisierten Anmeldeverfahrens wächst die Anzahl der Kooperationen und Partner auf otto.de weiterhin stark. Zusammen mit inzwischen über 5.000 Partnern bietet OTTO aktuell rund 14,5 Millionen Produkte auf der Plattform an. Neben der erfolgreichen Entwicklung im Bereich Retail Media konnte die Otto Group insbesondere im Bereich Payments mit dem Erhalt der Bafin-Lizenz und dem darauffolgenden Start der OTTO Payments GmbH einen Meilenstein in der Transformation erreichen und die Customer Experience sowohl für Endkund*innen als auch Marktplatzpartner signifikant verbessern.

Einen visionären Schritt hin zu einer weiteren Optimierung der Leistung gegenüber den Kund*innen geht die Otto Group gemeinsam mit Covariant, dem weltweit führenden Unternehmen für künstliche Intelligenz (KI) in der Robotik. Ziel der Partnerschaft ist es, Hunderte von KI-gesteuerten Robotern in den Fulfillment-Zentren des Handels- und Dienstleistungskonzerns zu installieren, angefangen mit den Standorten Haldensleben und Altenkunstadt.

Die selbstlernenden Roboter können dynamische und unvorhersehbare Fulfillment-Szenarien autonom bewältigen und sollen zur Automatisierung einer Vielzahl manueller Fulfillment-Tätigkeiten eingesetzt werden, die Hand-Augen-Koordination und das Handling von Objekten erfordern. Der Einsatz gewährleistet unter anderem noch zuverlässigere Lieferzeiten und eine generelle Verbesserung der Gesamtleistung der jeweiligen Fulfillment-Standorte – und stärkt damit auch den Logistikstandort Deutschland.

Künstliche Intelligenz hat für die Otto Group auch über die Logistik hinaus eine sehr hohe Relevanz. Seit vielen Jahren verbessert die Unternehmensgruppe ihre Serviceangebote mit KI. Hierzu zählen zum Beispiel Absatzprognosen, sprachgestützte Textverarbeitungen wie Chat- und Voicebots oder Bildanalysen und -verarbeitungen. Diese spezifischen KI-Formen sind seit Jahren natürliches Element der Geschäftsprozesse der Otto Group.

In den letzten Monaten ist auch das Potenzial der so genannten generativen künstlichen Intelligenz in der gesellschaftlichen Mitte sichtbar geworden. Enorme Rechenleistung und der dadurch mögliche Zugriff auf sehr große Informationsmengen erlauben ganz neue Formen der Interaktion mit KI – mit entsprechend zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. OpenAI mit ChatGPT als wohl bekannteste KI und Google sind hier Vorreiter. Zahlreiche Anwendungsfälle befinden sich in der Otto Group bereits im Test- und Experimentierstatus. Angesichts der rasanten Weiterentwicklung ist das Ziel eine möglichst frühzeitige Implementierung, sobald wichtige offene Fragen beantwortet und der rechtliche Rahmen, nicht zuletzt im Hinblick auf Datenschutzbedingungen, ausreichend geklärt sind.

Ein weiterer Fokus der Otto Group liegt auch im Geschäftsjahr 2023/24 auf der Weiterentwicklung des noch jungen Geschäftsfelds Digital Health, zu dem inzwischen Medgate, führender Anbieter digitaler Gesundheitsservices, Betterdoc, Marktführer für die Suche und Vermittlung von hoch spezialisierten Ärzten, sowie das Online-Sanitätshaus Claravital gehören. Die Otto Group sieht sich damit in einer hervorragenden Ausgangssituation, um im Wachstumsmarkt digitaler Gesundheitsservices künftig eine relevante Rolle zu spielen.

Die myToys.de GmbH wird das operative Geschäft dagegen, wie bereits kommuniziert, bis spätestens Ende Februar 2024 einstellen. Mytoys hat es über die vergangenen Jahre hinweg nicht geschafft, Gewinne zu erwirtschaften und ist nachhaltig defizitär. Die Marke Mytoys soll künftig auf otto.de weiterbetrieben werden.

Auf dem Weg zur Circular Economy

Weiterhin verantwortungsvoll und beispielgebend im Sinne von Mensch und Natur zu wirtschaften, bleibt klarer Anspruch der Otto Group. Ziel ist es, die Geschäftsmodelle der Otto Group umweltverträglich und sukzessive zirkulär auszurichten – Stichwort: Circular Economy. Das entspricht den Ergebnissen der jüngst vorgelegten sechsten Trendstudie: Danach wünschen sich 68 Prozent der Befragten Klimaneutralität als Maßstab des ethischen Konsums und fordern Marken und Unternehmen auf, zum Motor der Transformation für Klimaneutralität zu werden. Zirkuläre Ansätze werden zunehmend als eine Lösung auf dem Weg dorthin begriffen.

Die Otto Group versteht dies als Auftrag, ihren seit Jahrzehnten in den Unternehmenszielen verankerten Einsatz für den Schutz von Umwelt und Natur noch einmal zu verstärken. Treiber der Maßnahmen und Aktivitäten beim Thema Kreislaufwirtschaft sind die Konzerngesellschaften der Otto Group, die bereits heute konkrete zirkuläre Lösungen umsetzen. So bietet Bonprix Cradle to Cradle Certified® Textilien an. OTTO wiederum hat in Zusammenarbeit mit dem Start-up Circular.Fashion die erste „Circular Collection“ auf den Markt gebracht. Eine weitere ist für Herbst 2023 geplant.

Mit Blick auf ihre aktuellen Klimaziele – 40 Prozent CO2e**-Reduktion bis 2025 und Klimaneutralität bis 2030 bei den eigenen Operations – hat die Otto Group weitere Fortschritte gemacht. 2022 lag die erreichte Reduktion bei 21 Prozent im Vergleich zu 2018. Darüber hinaus setzt sich die Otto Group künftig noch ambitioniertere Klimaziele für die gesamte Wertschöpfungskette, die konform zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens sind. Diese neuen wissenschaftsbasierten Klimaziele (Science Based Targets, SBT) liegen aktuell zur Validierung bei der SBT-Initiative vor und erlangen ihre Gültigkeit, sobald der Prozess abgeschlossen ist.

Ausblick

Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzt die Unternehmensgruppe die eigenen Ressourcen im laufenden Geschäftsjahr noch gezielter ein. Der Fokus liegt auf einem konsequent ertrags- und liquiditätsgesteuerten Handeln und der gleichzeitigen Konzentration auf den Anspruch, die bestmögliche Leistung gegenüber den Kund*innen zu erbringen.

Das Ziel der Otto Group für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ist es, die relevanten strategischen Investitionen mit Augenmaß weiter voranzutreiben, um die Unternehmensgruppe bestmöglich für die Zukunft zu positionieren, Marktchancen zu ergreifen und zugleich die finanzielle Stabilität und gute Bonität der Unternehmensgruppe zu festigen.

Alexander Birken: „Auch im laufenden Geschäftsjahr sind wir mit anhaltenden Unsicherheiten und großen Herausforderungen konfrontiert. Aber wir passen uns schnell und flexibel neuen Marktsituationen an – das macht uns stark für die Zukunft. Entsprechend rechnen wir auf Konzernebene für das Geschäftsjahr 2023/24 trotz der volatilen und widrigen Rahmenbedingungen mit einem stabilen Umsatzniveau und einem EBIT in einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.“

* Umsatzentwicklung bereinigt um Währungskurseffekte sowie um Effekte aus Veränderungen des Unternehmensportfolios der Otto Group, die sich in den Geschäftsjahren 2021/22 und 2022/23 ergeben haben.
**CO2-Äquivalente (CO2e) sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase.

Otto