Unsicheres Spielzeug bei Temu: 90% der geprüften Waren bei mit Mängeln
Europäische Hersteller und Verbraucherschutzorganisationen äußern zunehmend Besorgnis über die unsicheres Spielzeug, das über die Online-Plattform Temu verkauft wird. Temu, ein Ableger des chinesischen E-Commerce-Riesen Pinduoduo, hat sich schnell zu einer beliebten Einkaufsdestination entwickelt. Doch hinter den verlockenden Angeboten verbergen sich Risiken, die Käufer und Hersteller gleichermaßen alarmieren.
Inhaltsverzeichnis
Temu gehört zu Pinduoduo, einem etablierten chinesischen Online-Handelsgiganten, und ist somit kein unseriöser Anbieter. Die Plattform agiert als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern und übernimmt keine Garantie für die Qualität, Sicherheit oder Legalität der Produkte. Die Lieferzeiten können aufgrund der internationalen Versandwege variieren, wobei Käufer von unterschiedlichen Erfahrungen berichten.
Unsicheres Spielzeug
Der europäische Spielwarenverband Toys Industries of Europe (TIE) kaufte im Auftrag des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DSVI) stichprobenartig 19 Spielzeuge auf Temu. Das Ergebnis: Keines der Spielzeuge entsprach den geltenden EU-Vorschriften, und bei 18 Produkten wurden gravierende Verstöße gegen die europäische Spielzeugnorm EN 71 festgestellt.
So enthielt zum Beispiel ein Schleimspielzeug die elffache Menge des zulässigen Grenzwerts des Halbmetalls Bor, das gesundheitsschädlich sein kann. Bei anderen Spielzeugen bestand die Gefahr, dass Kleinkinder sich an verschluckbaren Kleinteilen verletzen oder ersticken könnten.
Ein weiteres Anliegen ist das häufige Fehlen des CE-Zeichens bei Produkten, das für die Einhaltung europäischer Sicherheitsstandards steht. Es wurden Fälle berichtet, in denen unsicheres Spielzeug giftige Stoffe enthielten oder so schlecht verarbeitet waren, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. Die Verbraucherzentrale warnt vor geringer Produktqualität und -sicherheit, die mit den niedrigen Preisen einhergehen können. Einige Produkte hatten keine Bedienungsanleitung in deutscher Sprache, und es fehlten häufig Größen- und Gewichtsangaben. In einem Testkauf wurden signifikante Sicherheitsmängel bei mehreren Artikeln festgestellt, darunter ein Autotüröffner, der auf einer verbotenen Militärfrequenz funktionierte, und eine Smartwatch mit ungesicherter Datenübertragung.
Temu reagiert prompt, Lücken in der Gesetzgebung bleiben bestehen
Nach Bekanntwerden der Testergebnisse reagierte Temu umgehend und entfernte die beanstandeten Produkte von der Plattform. Die Sprecherin des Unternehmens betonte die Bedeutung der Produktsicherheit und versicherte verstärkte Überprüfungen der Händler und Produkte.
Doch die Spielzeughersteller-Verbände sehen die Maßnahmen als unzureichend. Sie fordern strengere Kontrollen und sehen Lücken in den EU-Regelungen. Besonders problematisch sei, dass bei Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften oft nur die Händler auf dem Marktplatz belangt werden können, nicht aber die eigentlichen Hersteller in China.
Haftungsrisiken für Käufer
Ein weiteres Problem ist die Haftungsübernahme durch den Käufer bei Direktimporten aus China. Wenn importierte Produkte Schaden anrichten, kann der Käufer als Importeur zur Verantwortung gezogen werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, vor dem Kauf kritisch die Produktangaben zu prüfen, Kundenbewertungen zu lesen und sich über Zollbestimmungen sowie anfallende Steuern und Gebühren zu informieren.
Datenschutzbedenken
Zusätzlich zu den Sicherheitsbedenken bei Produkten gibt es auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Die Temu-App sammelt umfangreiche Daten und verfügt über weitreichende Berechtigungen, die über das übliche Maß anderer Shopping-Apps hinausgehen. Die Verbraucherzentrale rät dazu, das Tracking des Standorts und den Zugriff auf Kontakte, Fotos und Mikrofon zu deaktivieren.
Verbraucher sollten wachsam sein und auf Zertifizierungen achten
Unabhängig von den aktuellen Vorwürfen gegen Temu sollten Verbraucher beim Online-Kauf von Spielzeug generell vorsichtig sein. Experten empfehlen, auf folgende Punkte zu achten:
- CE-Kennzeichnung: Achten Sie auf die CE-Kennzeichnung, die die Einhaltung der EU-Vorschriften für Spielzeugsicherheit garantiert.
- Altersempfehlung: Beachten Sie die Altersempfehlung auf dem Spielzeug, um Verletzungsrisiken zu vermeiden.
- Vertrauenswürdige Händler: Kaufen Sie Spielzeug bevorzugt bei etablierten Händlern mit hohen Sicherheitsstandards.
- Prüfung auf Beschädigungen und Schadstoffe: Überprüfen Sie das Spielzeug nach dem Kauf auf mögliche Beschädigungen und Schadstoffe.
Fazit
Die Bequemlichkeit und die niedrigen Preise von Temu ziehen viele Käufer an, doch die Risiken in Bezug auf Produktsicherheit, Haftung und Datenschutz dürfen nicht ignoriert werden.
Der Fall Temu zeigt, dass beim Online-Kauf von Spielzeug erhöhte Vorsicht geboten ist. Während die Plattform auf die Vorwürfe reagiert hat, fordern Spielzeughersteller-Verbände strengere Kontrollen und Gesetzesänderungen. Als Verbraucher können Sie sich schützen, indem Sie auf Zertifizierungen achten, bei vertrauenswürdigen Händlern kaufen und die Spielzeuge vor der Verwendung selbst prüfen.
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