Zwischen Herausforderungen und Chancen: Ein Blick auf die deutsche Spielwarenmarkt

Die Spielwarenbranche in Deutschland steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die aktuelle Wirtschaftslage, gekennzeichnet durch eine schwächelnde Inlandsnachfrage und sich verschlechternde Rahmenbedingungen, wirkt sich auch auf die Mitgliedsfirmen des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie (DVSI) aus. Dennoch gibt es Lichtblicke, die Hoffnung auf eine positive Entwicklung im Jahr 2023 bieten.

Zwischen Herausforderungen und Chancen: Ein Blick auf die deutsche Spielwarenmarkt im Jahr 2023
Zwischen Herausforderungen und Chancen: Ein Blick auf die deutsche Spielwarenmarkt im Jahr 2023 ©Depositphotos

Aktuelle Situation der Spielwarenbranche

Eine Umfrage unter den Mitgliedsfirmen des DVSI zeichnet ein gemischtes Bild: Lediglich 22% der befragten Unternehmen erwarten für das laufende Jahr eine Verbesserung der Umsatzentwicklung. 21% rechnen mit Umsätzen auf Vorjahresniveau, während die Mehrheit von 57% negative Auswirkungen auf ihre Bilanzen befürchtet. Trotz dieser eher düsteren Prognosen gibt es Bereiche, die sich positiv entwickeln. Insbesondere das Segment der Spiele & Puzzles sowie Anbieter von Plüschspielzeug konnten dem allgemeinen Trend trotzen und Zuwächse verzeichnen.

Weihnachtsgeschäft und mittelfristige Aussichten

Das Weihnachtsgeschäft 2023 wird von den Spielwarenherstellern mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Jedoch zeigen sich die Unternehmen mittel- bis langfristig optimistisch und sehen sich gerüstet, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren. 32% der befragten Hersteller bewerten ihre Aufstellung für die kommenden Jahre als gut oder sehr gut. Diese Einschätzung basiert auf dem DVSI INDEX 2023/2024, der sich in diesem Jahr auf den Themenschwerpunkt „Standort Deutschland“ konzentriert.

Einfluss des Ukraine-Krieges und wirtschaftspolitische Bewertungen

Die zurückhaltende Einschätzung der Geschäftslage überrascht nicht, insbesondere vor dem Hintergrund des Ausbruchs des Ukraine-Krieges. Dieser Konflikt hat zu einer Verschärfung der Gesamtsituation geführt. Laut DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil ist eine erneute schwierige Marktlage für 2024 zu erwarten. Die politischen Entscheidungen und Entlassungen von Konzernen wirken sich negativ auf die Konsumstimmung aus, was sich wiederum auf die Spielwarenbranche auswirken könnte.

Deutschland als Produktionsstandort

Deutschland verliert zunehmend an Attraktivität als Produktionsstandort für Spielwaren. Faktoren wie Verkehrsinfrastruktur, Arbeitskosten oder Steuern und Abgaben sind entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Während die befragten Spielwarenhersteller die Lebensqualität und Umweltstandards in Deutschland positiv bewerten, kritisieren sie die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. 74% der Befragten betrachten diese als „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Hinzu kommt, dass die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in den letzten Jahren nach Einschätzung der Produzenten abgenommen hat.

Herausforderungen und Forderungen

Die Spielwarenhersteller sehen in den hohen Steuern und Abgaben, Energiekosten, Arbeitskosten und in der Verfügbarkeit und Qualifikation von Arbeitskräften die Hauptprobleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Sie fordern den Abbau von Bürokratie, die Ausweitung des Energieangebotes, Lockerungen am Arbeitsmarkt und steuerliche Anreize für Unternehmensinvestitionen. Neue gesetzliche Regelungen, wie das Lieferkettengesetz, haben aus Sicht der Branche eher zu einer Zunahme der Bürokratie geführt.

Online-Handel und Marktaufsicht

Ein weiteres Thema ist der Online-Handel, insbesondere der Umgang mit unsicheren Direkt- und Grauimporten. Der DVSI fordert eine stärkere und effizientere Marktaufsicht, damit Hersteller von Qualitätsspielwaren nicht unter unfairem Wettbewerb leiden. Die Pflichten für Wirtschaftsakteure müssen sowohl offline als auch online identisch sein. Der Digital Services Act und die neue Spielzeugverordnung der EU werden als Schritte in die richtige Richtung gesehen, reichen aber allein nicht aus, um das Problem zu lösen.

Kostensituation und Personalpolitik

Angesichts des Fachkräftemangels, der Inflation und hoher Tarifabschlüsse sehen 85% der befragten Produzenten die stark gestiegenen Löhne und Gehälter als größten Kostentreiber. Viele Unternehmen haben daher ihre Personalpolitik angepasst und legen in diesem Jahr eine „Bremse“ ein.

Handel: Umsatzrückgang und optimistische Aussichten

Für die Handelsunternehmen in der Spielwarenbranche sind die Kosten explodiert, und die Konsumenten werden zunehmend sparsamer. Trotzdem bleibt der Blick Richtung Weihnachten optimistisch. Der Handelsverband Spielwaren (BVS) erwartet, dass Spielzeug als Geschenkartikel weiterhin beliebt bleibt. Allerdings rechnet der BVS für das Gesamtjahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von etwa 4%.

Marktforschung: Umsatzrückgang und Chancen in bestimmten Bereichen

Die Marktforschungsfirma Circana weist auf einen Umsatzrückgang in der Spielwarenbranche von -4% hin. Trotzdem gibt es Bereiche, die Wachstum zeigen, wie Actionfiguren, Spiele & Puzzles und Plüschspielzeug. Interessant ist, dass Lizenzprodukte weniger stark vom Rückgang betroffen sind und an Bedeutung gewinnen.

Zusammenfassung

Die deutsche Spielwarenbranche sieht sich 2023 mit Herausforderungen wie einer schwächelnden Inlandsnachfrage, unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und steigenden Kosten konfrontiert. Dennoch gibt es Bereiche, die Wachstum zeigen, und die Branche zeigt sich mittel- bis langfristig optimistisch. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen und eine effektive Marktaufsicht werden als entscheidend für die Zukunft der Branche angesehen.

Frank