Amazon Elements, Mom, Travel … in welche Richtung wird Amazon in 2015 gehen?

Amazon-Boss Jeff Bezos hört nicht auf, die digitale Welt auszutesten und alles Neue auszuprobieren.

Was Amazon im nächsten Schritt tun wird, ist aber schwer zu sagen. Die Rivalen jedoch müssen stets bereit sein direkt zu reagieren. Das Team von Internet Retailer sprach mit Dutzenden von Online-Händlern in den USA, Beratern, Lieferanten und Experten, darunter eine Handvoll Ex-Amazon Mitarbeiter, um einschätzen zu können, was Amazon als nächstes in Angriff nehmen wird.

Eines der neuesten Online-Shopping-Programme von Amazon, Amazon Elements zeigt, wie der nordamerikanischen Etail-König, um die Loyalität von Verbrauchern wirbt: In diesem Fall, sind es die Eltern, denn die brauchen Windeln und Feuchttücher für ihren Nachwuchs.

Amazon Elements, eine neue Linie von Eigenmarken-Produkten, ist nur für die etwa 40 Millionen US-Haushalte verfügbar, die Teil des Prime-Programms sind. Elements ist die erste Produktlinie, die Amazon exklusiv für Prime geschaffen hat.

Besonderes Augenmerk legt Amazon nach eigenen Angaben bei dieser Produktlinie auf hohe Qualitätsstandards und auf transparente Herstellungsprozesse mit Informationen über die Materialien, deren Herkunft, Produktionsdatum und Lieferdetails. Das zieht vor allem Mütter an, die für ihre Kinder hohe Qualitätsstandards bei den Produkten fordern.

Produktbewertungen werden auf Amazon Elements markiert hervorgehoben. Das, so ein Experian Marketing Service, erhöhe den Verkauf der Artikel wesentlich, denn Mütter von kleinen Kindern schreiben und lesen acht Mal häufiger Online-Rezensionen als der Durchschnitts-Verbraucher.

Das ist ein Trend, mit dem Amazon vertraut ist. Durch das 2010 eingeführte Amazon Mom-Programm konnte der Retailer schon Daten und Einkaufs-Erkenntnisse rund um den Verkauf von Baby-Produkten sammeln.

Der Marktstart von Elements zeigt aber auch Amazons Bereitschaft mit einstigen starken Verbündeten in Wettbewerb zu treten. Dazu gehört beispielsweise auch der populäre Markenhersteller Procter & Gamble. Um Logistikkosten einzusparen, testete Amazon 2013 mit Erlaubnis von P&G, ein Store-in Store-Modell mit Procter&Gamble (P&G). Mit dem Packstation-Modell namens Vendor Flex sollten Transportkosten für Artikel von P&G, die auf der Amazon Plattform verkauft werden, gespart werden. Dieser Direktversand verärgerte einige der Amazon-Mitbewerber.

Alibabas Erfolg beruht zum Teil auf solch einer engen Zusammenarbeit mit den großen Herstellern. Amazon versucht in den letzten Jahren die gleiche Strategie zu adaptieren. Amazon kann so mehr Kontrolle gewinnen. Amazons Vendor Flex-Programm ermöglicht dem Unternehmen  physisch in Einrichtungen von Procter & Gabel zugegen zu sein und damit mehr Einsicht und Kontrolle über die Online-Retail-Logistik zu erhalten.

Die Einführung von Amazon Elements könnte auch ein Indiz dafür sein, dass der Online-Riese größere Pläne für sein Prime-Programm hat, meint Scott Jacobson, von 2003 bis 2007, Amazons Senior Manager für Produkt-Management. Elements besäße interessante Ansätze. Es könnte ein Costco-ähnliches Prinzip rund um das Prime-Programm werden. Das bedeutet: Nur Mitglieder haben Zugriff auf Waren, die sie sonst nirgendwo erhalten. Es könnte auch ein Margen-Spiel sein: Man kauft direkt unter Umgehung der Hersteller sein. Doch Jacobsen glaubt, das Elements eher die Exklusivität in den Vordergrund stellen und den Eindruck vermitteln soll, dass nur Prime-Mitglieder Zugang zu den exklusiven, qualitativ hochwertigen Produkten haben.

Steigt Amazon in den Online-Reisedienst ein?
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Beobachter sind sich jedoch einig, dass es noch viele weitere neue Initiativen von Amazon in 2015 geben wird.

Fulfillment ist ein solcher Sektor, in dem Amazon ganz sicher weiter experimentieren wird. Hier versucht der Konzern seinen Vorsprung gegenüber den anderen Online-Konkurrenten auszubauen. B2B-Commerce ist ein weiterer Bereich der intensiven Expansion, so Amazon-Beobachter. Im Jahr 2012 wurde Amazon Supply ohne viel Aufhebens ins Leben gerufen, doch Marktkenner sind sich einig, dass Amazon im Hintergrund sehr intensiv am profitablen Fortschreiten dieses Programms arbeitet.

Gemunkelt wird ja auch über einen Einstieg in den Online-Reisedienst im Jahr 2015.

Nicht vergessen darf man den Amazon-Marktplatz. Der könnte schnell zu einem Schlachtfeld werden, vor allem nachdem die Alibaba Group 8 Milliarden Dollar auf sein Unternehmenskonto packte und damit erste Schritte in Richtung der Herausforderung von Amazon machen möchte: Alibaba eröffnete im Heimatland Amazons den Online-Marktplatz 11Main.com.

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Amazon, verfügt aber auch über das nötige Geld sowie technologisches Know-how, den Kampf aufzunehmen. Und nicht zu vergessen: CEO und Gründer Jeff Bezos, ein Menschen der Wille, Sturheit und Persönlichkeit in sich vereint und ein ständiges Experimentieren nicht nur ermöglicht, sondern auch fordert.

„Es geht immer um Jeffs Leidenschaft für Innovation“, so Nadia Shouraboura, von 2004 bis 2012 bei Amazon Vice President Technology für die weltweite Lieferkette und Fulfillment sowie Mitglied in Bezos Senior Leadership Team.

Welche Richtung wird Amazon in diesem Jahr gehen?  Aus früheren Interviews mit Verantwortlichen Amazons und in Verbindung mit den Finanzberichten sowie den gesammelten Erkenntnissen der Branchenführer ergibt sich, dass die Schlüsselbereiche Fulfillment, die technologische Entwicklung, Non-Retail- Dienstleistungen für Verbraucher und die internationale Expansion sein werden.