Zwei Powerseller, zwei Geschichten bei eBay

Mit der Frage, ob eBay ein Auslaufmodell ist, befasst sich der Autor eines Artikels in der Online-Ausgabe des Standard.at, und versucht, diese anhand von PowerSeller-Beispielen zu beantworten.

Da ist zum Beispiel der Vorarlberger Robert Jovanovic dessen Karriere bei eBay 2002 mit dem Verkauf eines alten Paares Puma-Turnschuhe begann. Heute verkauft er 4.000 Paar Schuhe monatlich und ist Österreichs größter Powerseller mit einem Umsatz von 2,3 Millionen Euro pro Jahr. Der gelernte Installateur kündigte 2003 seinen Job und machte sich auf die Suche nach Schuhlieferanten. Seine Schuhe besorgt er sich aus Restverkäufen, Konkursmassen oder Lagerräumungen. „Ohne eBay hätte ich das nie gemacht“, sagt er zurückblickend.

Inzwischen leben 10.000 Österreicher vom Online-Marktplatz eBay. Noch werden ein Drittel neue Artikel und zwei Drittel Gebrauchtwaren veräußert, was sich jedoch langsam umkehrt. Immer mehr professionelle Händler bieten auf eBay Neuwaren an. Es gibt aber auch Händler, die ihr Business aufgeben mussten, wie zum Beispiel Michael Marcovici (Autor des Buches „1-2-3 vorbei: Aufstieg und Fall des eBay-Powersellers Nummer 1 – Die Quentis-Story.“) Der Österreicher war einst der größte Powerseller Europas. Mit 100 Mitarbeitern setzte er 30 Millionen Euro jährlich um. 2006 ging er pleite, weil wie er meint „wir zu groß geworden waren“. Marcovici sieht eBay heute als eine geschlossen Gesellschaft an. Zudem sei man komplett von der Plattform und dem Bewertungssystem abhängig. Eine schlechte Bewertung kostet einen jeden Tag hunderte Euro, da man in der Suchabfolge dann weiter nach unten platziert wird. Jeder 10. Käufer beanstandet seinen Einkauf und größtenteils sei dann es billiger dem Kunden das Produkt zu schenken, als mit ihm zu streiten. Hinzukommen die eBay-Gebühren, die bei etwa 10% liegen. Marcovici ist der Ansicht, dass sich eBay nur für kleine Unternehmen mit maximal 2 oder 3 Angestellten lohne, denn die Gewinnspannen seien gering und der billigste Kontrahent gebe seine Waren fast geschenkt ab. Ferner sei ein 16-Stunden-Tag im eBay-Geschäft gar nichts.

Robert Jovanovic arbeitet etwa 13 Stunden täglich und das 6 Tage die Woche. Mit seinem Verdienst ist er aber zufrieden. Ob er heute noch einmal anfangen würde, weiß er nicht, da der Einstieg ins Geschäft aufgrund der großen Konkurrenz sehr viel schwieriger geworden sei. Ferner brauche man sehr viel mehr Wissen in rechtlichen Dingen. eBay ist auch nicht mehr der einzige Vertriebskanal von Jovanovic. Mittlerweile verkauft er ebenso über Amazon und seit einem halben Jahr betreibt er einen eigenen Web-Shop. Den  Vorteil von eBay sieht er allerdings darin, dass man sich nicht selbst um Kunden bemühen muss. Michael Marcovici sieht in eBay nicht die Zukunft des Internethandels, sondern vielmehr bei den eigenen Web-Shops.