Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima: Fahrradbestand wächst auf 84 Millionen

Der Verband ZIV – Die Fahrradindustrie hat die Markdaten für das Jahr 2023 präsentiert: „Fahrräder und E-Bikes stehen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern trotz der wirtschaftlichen Lage hoch im Kurs“, so Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV.

Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima
Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima. AI generated picture by ©onlinemarktplatz.de

„Wir freuen uns sehr, dass Fahrräder und E-Bikes weiterhin von den Verbraucher:innen für die tägliche Mobilität und in der Freizeit hoch im Kurs stehen», so Burkhard Stork, Geschäftsführer des Verbandes ZIV – Die Fahrradindustrie, der die Zahlen jährlich veröffentlicht. «Mit Blick auf den Markt- und Innovationstreiber E-Bike nehmen die Unternehmen aus der deutschen Fahrradbranche inzwischen weltweit die Vorreiterrolle ein. ‚Engineered in Germany‘ und ‚Made in Europe‘ sind bei E-Bikes die Garanten für Ingenieurskunst, Design, Qualität, Nachhaltigkeit und Werterhalt.“

Fahrradproduktion auf hohem Niveau stabil – Markttreiber sind E-Bikes

Entgegen den Erwartungen und dem allgemeinen negativen Konsumklima haben 2023 sowohl die Fahrradproduktion wie auch die Fahrradverkäufe abermals ein sehr hohes Niveau erreicht – vergleichbar mit dem coronabedingten Fahrrad-Boomjahr 2020. Insgesamt ist der Fahrrad- bzw. E-Bike-Bestand in Deutschland 2023, wie in den vergangenen Jahren, weiter gewachsen – auf 84 Millionen (2022: 82,8 Millionen), mit einem Anteil von ca. 11 Millionen E-Bikes. Der Trend geht dabei neben dem Neukauf vermehrt auch zur Anschaffung von Zweit- oder Dritträdern – zum Beispiel für die Freizeit, den Sport oder den Transport. Eine Marktsättigung ist deshalb laut ZIV weiterhin nicht absehbar.

Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima
Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima. ©ZIV

Das E-Bike ist der Motor der Fahrradbranche und das in fast allen Produktsegmenten. 2023 wurden in Deutschland mit 53 % (2022 48 %) erstmals mehr E-Bikes als klassische Fahrräder (47 %) verkauft. 1,9 Millionen abgesetzte Fahrräder (47 %) stehen 2023 2,1 Millionen E-Bikes gegenüber. Herausragend ist dabei der hohe Fachhandelsanteil, der 2023 um einen Prozentpunkt auf 77 % gestiegen ist, während SB-Warenhäuser, Baumärkte und Discounter mit einem Marktanteil von 1 % (minus 1 Prozentpunkt) weiter an Bedeutung verloren.

Nach dem Allzeithoch in der Fahrrad- und E-Bike-Produktion in Deutschland im Jahr 2022, das angesichts der zwischenzeitlich eingebrochenen Nachfrage zu übervollen Lägern im vergangenen Jahr beitrug, hat sich die Produktion in der Fahrradbranche 2023 mit 2,3 Millionen Einheiten auf dem Niveau des Boom-Jahres 2020 und damit auf einem sehr guten Wert eingependelt. Tatsächlich ist die Leistungskraft der deutschen Fahrradindustrie noch größer, denn ein guter Teil wird im Auftrag der deutschen Unternehmen im Ausland produziert (mit 90 % vor allem in EU-Ländern). Die Auftragsfertigung deutscher Unternehmen im Ausland kommt auf 710.000 Einheiten. In der Summe stehen die Unternehmen der deutschen Fahrradindustrie 2023 damit für 3 Millionen im In- und Ausland produzierte Fahrrädern und E-Bikes.

Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima
Fahrradbranche trotzt negativem Konsumklima. ©ZIV

Hohe Umsätze der Fahrradbranche spiegeln Werthaltigkeit der Produkte

Auf hohem Niveau stabil waren 2023 auch die Umsätze der Fahrradbranche: Der Wert der im Jahr 2023 in Deutschland verkauften Fahrräder und E-Bikes betrug 7,06 Milliarden Euro (2022: 7,36 Mrd. €, 2021: 6,56 Mrd. €, 2019: 4 Mrd. €). Die Werthaltigkeit der Produkte spiegelt sich dabei auch in den Verkaufspreisen. Über alle Verkaufskanäle hinweg (Fachhandel, Online, SB-Märkte etc.) verzeichnet die Branche 2023 einen Brutto-Durchschnittspreis bei Fahrrädern von 470 € (2022: 500 €) und bei E-Bikes von 2.950 € (2022: 2.800 €). Zu berücksichtigen ist dabei der zunehmende Anteil von naturgemäß deutlich höherpreisigen Lastenrädern, der die Durchschnittspreise anhebt.

Kunden schätzen das Angebot – Ausreißer in wirtschaftlicher Gesamtlage

„Insgesamt zeigen die Marktdaten sehr deutlich, dass die Menschen in Deutschland dem Radfahren im Alltag und in der Freizeit und den dazugehörigen hochwertigen Produkten einen großen Stellenwert zumessen“, so Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV.

Der Fahrradmarkt ist demnach auf einem hohen Niveau stabil und hat sich 2023 vom allgemeinen negativen Konsumklima entkoppelt. Fahrräder und vor allem E-Bikes in sehr guter Qualität und mit innovativer Technik werden von den Konsumentinnen und Konsumenten geschätzt, ebenso wie die Beratung und der Service durch qualifizierte Fachhändler und deren Werkstätten. Zu einem wichtigen Markttreiber der Fahrradbranche hat sich zudem das Fahrradleasing über den Arbeitgeber entwickelt. Experten schätzen, dass heute rund jedes vierte Rad über das Leasing, das für Arbeitnehmer:innen viele Vorteile vereint, zu den Kund:innen kommt. Von dieser Entwicklung profitiert insbesondere der stationäre Fachhandel stark.

Fahrradfachhandel: VSF sieht weiter herausragende Bedeutung und zieht positive Bilanz

Der Verbund Service und Fahrrad (VSF), der zusammen mit Bike & Co. einen wichtigen Teil des stationären Fahrradfachhandels in Deutschland vertritt, zieht trotz aller Schwierigkeiten im Markt ebenfalls eine positive Bilanz und blickt optimistisch auf das laufende Jahr. „Der stationäre Fahrradfachhandel zeigt sich beachtlich stabil in bewegten Zeiten“, sagt VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll. „Die Lage im Fahrradfachhandel ist eindeutig positiv – bezogen etwa auf die Gesamtumsätze, Durchschnittspreise, Geschäftserwartungen und Lagerbestände. Der Fachhandel bleibt die tragende Säule der Fahrradbranche und der bestimmende Vertriebskanal für hochwertige Fahrräder und E-Bikes“.

Fazit: Beliebtheit von Fahrrädern und E-Bikes wird anhalten

„Die steigenden Kosten für Mobilität, Energie, Mieten und Lebenshaltung sowie ein zunehmendes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sind Rahmenbedingungen, die die Beliebtheit von Fahrrädern und E-Bikes aktuell und sicher auch in Zukunft steigern werden. Die Politik darf das Fahrrad nicht vergessen und muss das Potenzial des Fahrrads endlich vollwertig anerkennen.» so ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

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