Flexibilität und Resilienz: Die umfassende Herausforderung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)

Fällt das Wort Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), schießt einem meist zeitgleich der Begriff Transparenz in den Kopf. Denn darum geht es doch, oder? Auch! Aber nur Transparenz über die eigene Lieferkette zu erhalten, bringt erstmal wenig. Der Trick ist, zeitgleich eine flexible, optimierte Lieferkette anzustreben – sowohl operativ als auch strategisch.

Flexibilität und Resilienz: Die umfassende Herausforderung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)
Flexibilität und Resilienz: Die umfassende Herausforderung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). ©Depositphotos

Das bedeutet natürlich nicht, dass ein umfangreicher Überblick über Geschäftspartner und Lieferanten zweitrangig ist – im Gegenteil, es ist ein wichtiger Bestandteil der Risikoerkennung. Die Sorgfaltspflichten, welche im LkSG festgelegt sind, umfassen allerdings weitaus mehr. Unternehmen tragen auch die Verantwortung, entsprechende Präventionsmaßnahmen zu etablieren, bei Verstößen effektiv Abhilfe zu schaffen und die Lieferkette neu zu strukturieren. Damit das klappt, ist eine digitale Transformation der gesamten Lieferkette nötig, die nicht nur transparent, sondern auch resilient und flexibel ist. Eine Mammutaufgabe für die meisten Unternehmen.

Denn ein einziger Händler verfügt oft über ein Netzwerk aus zahlreichen Lieferanten, Logistikdienstleistern und Lagern. Diese Lieferströme optimal und kosteneffizient zu planen, ist eine Herausforderung. Er erhält seine Waren beispielweise über den Luftweg, die Seestraße, Schienen- oder Straßentransport oder einer Kombination aus diesen. Hinzu kommen zahlreiche lokale Netzwerke, Zentral- und Regionallager. Fällt eine Option durch Umweltkatastrophen oder politische Einflüsse aus oder verändert ein Logistikpartner oder Hersteller sein Preisgefüge, sollte das System im Optimalfall nicht nur frühzeitig diese Veränderungen anzeigen, sondern automatisch alternative Routen und Partner anbieten, die den Umwelt- und Menschenrechtsanforderungen entsprechen. Doch wie ist das technisch umsetzbar?

Von der Strategie hin zur LkSG-konformen IT-Infrastruktur

Voraussetzung für ein umfängliches Risikomanagement ist die richtige strategische Ausrichtung der IT-Infrastruktur. Entscheidend dafür ist ein erfahrener Beratungspartner, welcher mit dem Wissen und Kenntnissen über die Anforderungen des Gesetzes eine detaillierte Analyse und einen Abgleich mit der bestehenden Infrastruktur vornimmt. Im Anschluss wird das IT-Zielbild mit den zukünftig geplanten Geschäftsmodellen und der Unternehmensstrategie abgeglichen. Wie wird sich das bisherige Geschäftsmodell ändern? Welche Märkte und Liefernetze sind in Zukunft relevant? Wie sieht das zukünftige Operating Model aus? Eine durchdachte Roadmap und etabliertere Best Practices helfen, Prioritäten festzulegen und die neue IT-Strategie zu planen.

Doch damit ist man noch nicht am Ziel. Steht die Strategie, folgt die Herausforderung der Umsetzung. Ein komplexes Unterfangen, denn eine LkSG-konforme IT-Infrastruktur umfasst zahlreiche Systeme, die ineinandergreifen müssen. Grundpfeiler sind ein Data Lake kombiniert mit der strukturierten Abbildung des End-to-End-Prozesses und entsprechender Monitoring- und Alertingfähigkeiten. Hier werden alle Informationen rund um die eigene Lieferkette erfasst, verwaltet und analysiert, bestenfalls in Echtzeit. Es ist auch wichtig, Risikomanagement-Systeme zu implementieren sowie Tools zur Berichterstattung und Compliance-Einhaltung, die im Idealfall KI-gesteuert sind und eine Automatisierung ermöglichen. Um Datenhoheit über die gesamte Lieferkette zu erhalten und diese auch resilient und flexibel zu gestalten, sollten die Systeme untereinander sowie mit Lieferanten- und Partner-Systemen interoperabel sein und die global definierten Standards von GS1/EPCGlobal erfüllen.

Digital Twin der Lieferkette

Nicht verwunderlich: Aufgrund dieser Komplexität setzen viele Unternehmen im Zuge des LkSG auf ein digitales Abbild ihrer Lieferkette und der zugehörigen Logistikprozesse – einen digitalen Zwilling. Dieser bildet alle Prozesse der realen Welt digital ab und erlaubt eine schnelle Reaktion auf sich ändernde Gegebenheiten in der Supply Chain. In Kombination mit den richtigen Tools sind zudem automatisierte Präventions- sowie Abhilfemaßnahmen möglich, die eine flexible Reaktion auf die komplexen Anforderungen der sich stetig verändernden Lieferketten erlauben. Unternehmen bleiben so stets regelkonform und können trotzdem kostenoptimiert arbeiten.

Ein digitaler Zwilling der Lieferkette ist jedoch erst der Anfang. Ausgehend von der Digitalisierung der Lieferkette können auch alle vor- und nachgelagerten Prozesse digitalisiert werden. Wer jetzt im Zuge der Erfüllung des LkSG ein solides Fundament baut und eine zukunftsgerichtete, digitale Transformation vollzieht, schafft neben der Gesetzeskonformität die Basis für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und ist gerüstet für die nächsten einschneidenden Störfaktoren auf dem globalen Markt.

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Tobias Goetz KPS Managing Partner scaled 1
Tobias Götz, Managing Partner KPS AG. ©KPS AG

Über den Autor

Tobias Götz ist Managing Partner bei KPS und Experte für Supply-Chain-Themen. Neben diversen Publikationen rund ums Supply Chain Management und aktueller Technologien ist er Dozent für Logistik und Transport an der DHBW Mannheim. Zu seinen Schwerpunkten gehören internationale IT-Transformationen und die Begleitung von Kunden von der ersten Idee über die Umsetzung bis zur Nachbetreuung.

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