Delivery Hero verkauft Foodpanda: Überraschender Rückzug aus Südostasien

In einer überraschenden Wendung hat der Berliner DAX-Konzern Delivery Hero bekanntgegeben, dass er in Verhandlungen über den Verkauf seiner Geschäftsaktivitäten in Teilen Südostasiens steht. Der Deal könnte einen Wert von bis zu einer Milliarde Euro erreichen und stellt eine potenzielle Kehrtwende in der Unternehmensstrategie dar.

Delivery Hero verkauft Foodpanda: Überraschender Rückzug aus Südostasien
Delivery Hero verkauft Foodpanda: Überraschender Rückzug aus Südostasien. ©Delivery Hero

Delivery Hero, ein globaler Gigant im Bereich der Essenslieferung, hat seine Absicht signalisiert, sich aus sieben Ländern in Südostasien zurückzuziehen. Die betroffenen Länder sind Singapur, Malaysia, die Philippinen, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos. In diesen Ländern operiert das Unternehmen unter der Marke „Foodpanda“. Die „WirtschaftsWoche“ berichtet, dass das Unternehmen in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem in Singapur ansässigen Technologieunternehmen Grab ist. Grab ist ein ernstzunehmender Konkurrent und hat sich von einer reinen Fahrdienst-App zu einem vielseitigen Technologieunternehmen entwickelt, das auch Dienstleistungen im Bereich der Essenslieferung anbietet.

Grab hat in den letzten Jahren seine Präsenz in Südostasien massiv ausgebaut. Ein Kauf der Foodpanda-Aktivitäten würde dem Unternehmen ermöglichen, seine Marktdurchdringung in der Region zu erhöhen und Synergien mit seinen bestehenden Dienstleistungen zu schaffen. Für Grab wäre dies eine Gelegenheit, sich als dominierender Akteur in der Essenslieferbranche in Südostasien zu etablieren.

Delivery Hero verkauft Foodpanda – Finanzielle Auswirkungen und Marktreaktion

Die Ankündigung hat bereits erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte gehabt. Die Aktien von Delivery Hero erlebten einen Aufschwung und stiegen um bis zu 13,5 Prozent. Dies ist bemerkenswert, da der Aktienkurs des Unternehmens seit Februar fast halbiert wurde. Der Deal könnte als Katalysator für die Wiederbelebung des Aktienkurses dienen und das Vertrauen der Anleger stärken.

Finanzanalysten sehen in diesem Schritt eine potenzielle Win-Win-Situation für beide Unternehmen. Delivery Hero könnte durch den Verkauf dringend benötigte Liquidität generieren, während Grab seine Position in einem wettbewerbsintensiven Markt stärken könnte.

Obwohl die Verhandlungen fortgeschritten zu sein scheinen, gibt es noch einige Hürden. Die Zustimmung des Aufsichtsrats von Delivery Hero steht noch aus, und es gibt mehrere offene Punkte, darunter der endgültige Kaufpreis und die Bedingungen des Deals. Diese Unsicherheiten könnten die Verhandlungen verlangsamen oder sogar zum Scheitern bringen.

Unternehmensgeschichte und langfristige Strategie

Delivery Hero wurde 2011 in Berlin gegründet und hat sich seitdem zu einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Online-Essensbestellung und -lieferung entwickelt. Die Firma startete zunächst als kleines Start-up, das sich auf den deutschen Markt konzentrierte, und hat seitdem ihre Präsenz auf über 40 Länder ausgeweitet. Im Juni 2017 wagte das Unternehmen den Gang an die Börse und wurde schnell zu einem der prominentesten Mitglieder des deutschen DAX-Index.

Im Laufe der Jahre hat Delivery Hero eine Reihe von strategischen Akquisitionen und Partnerschaften getätigt, um sein Geschäft auszubauen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Übernahme der Marke Foodpanda im Jahr 2016, die ursprünglich von der Start-up-Schmiede Rocket Internet gegründet wurde. Diese Übernahme ermöglichte es Delivery Hero, seine Präsenz in Südostasien erheblich zu erweitern. Weitere wichtige Übernahmen schließen den südkoreanischen Lieferdienst Woowa und die spanische Firma Glovo ein.

Trotz des beeindruckenden Wachstums hat das Unternehmen in jedem Geschäftsjahr Verluste verzeichnet. Insbesondere das Geschäft in Asien hat sich als problematisch erwiesen. Die hohen Betriebskosten und der intensive Wettbewerb in der Region haben das Wachstum des Unternehmens gebremst. Diese Herausforderungen haben Delivery Hero dazu veranlasst, seine Strategie zu überdenken und sich auf profitablere Märkte zu konzentrieren.

Die langfristige Strategie von Delivery Hero scheint sich auf die Optimierung der Profitabilität und die Stärkung der Kernmärkte zu konzentrieren. Das Unternehmen hat bereits Schritte unternommen, um sich aus weniger profitablen Märkten zurückzuziehen, wie der geplante Verkauf der Foodpanda-Aktivitäten in Südostasien zeigt. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in Technologie und Innovation, um die Effizienz zu steigern und den Kunden ein besseres Erlebnis zu bieten.

Die Entscheidung, sich aus Teilen Südostasiens zurückzuziehen, könnte ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Profitabilität sein. Durch die Konzentration auf Märkte, in denen das Unternehmen bereits eine starke Präsenz hat oder die weniger wettbewerbsintensiv sind, könnte Delivery Hero seine Ressourcen effizienter nutzen und endlich schwarze Zahlen schreiben.

Während der geplante Verkauf der Foodpanda-Aktivitäten in Südostasien ein wichtiger Meilenstein ist, ist er wahrscheinlich nur ein Teil eines umfassenderen Plans. Zukünftige Akquisitionen, Partnerschaften und technologische Innovationen könnten auf dem Weg sein, da das Unternehmen bestrebt ist, seine globale Reichweite zu erweitern und gleichzeitig profitabel zu werden.

Asiatische Märkte gelten als Herausforderung

Die Herausforderungen in den asiatischen Märkten sind vielfältig und komplex. Einer der Hauptgründe ist der intensive Wettbewerb. In vielen asiatischen Ländern gibt es eine Fülle von Essenslieferdiensten, sowohl lokale als auch internationale. Dies führt zu einem intensiven Preiskampf, der die Margen erheblich drückt. Hinzu kommen die hohen Betriebskosten, die durch die Logistik der Essenslieferung in dicht besiedelten Städten und die Notwendigkeit, eine breite Auswahl an Restaurants anzubieten, entstehen.

Kulturelle Unterschiede stellen eine weitere Herausforderung dar. Die kulinarischen Vorlieben und Erwartungen können von Land zu Land stark variieren, was es für ein internationales Unternehmen wie Delivery Hero schwierig macht, ein einheitliches Angebot zu schaffen, das in allen Märkten gut ankommt.

Regulatorische Hürden sind ebenfalls ein wichtiger Faktor. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Vorschriften, die von Steuern bis zu Lizenzanforderungen reichen. Diese zusätzlichen Anforderungen können die Betriebskosten weiter in die Höhe treiben und die Profitabilität beeinträchtigen.

Im Fall von Foodpanda, einer Marke von Delivery Hero, die in mehreren südostasiatischen Ländern tätig ist, werden diese Herausforderungen durch den intensiven Wettbewerb mit anderen Akteuren wie Grab und Gojek noch verschärft. Obwohl Foodpanda in diesen Märkten eine beachtliche Präsenz aufgebaut hat, scheint das Unternehmen Schwierigkeiten zu haben, die hohen Betriebskosten zu decken und profitabel zu sein.

Angesichts dieser komplexen Herausforderungen hat Delivery Hero offenbar eine strategische Neuausrichtung in Erwägung gezogen.

Der geplante Verkauf der Foodpanda-Aktivitäten in Südostasien ist ein komplexes und mehrschichtiges Manöver, das weitreichende Auswirkungen auf die Geschäftsstrategie von Delivery Hero haben könnte. Während die Verhandlungen noch im Gange sind, könnte der Deal, falls er zustande kommt, sowohl für Delivery Hero als auch für Grab transformative Auswirkungen haben.