Grenzüberschreitender E-Commerce in China: CBEC-Pilotzonen Hangzhou, Tianmen und Shenzhen im Fokus
In den letzten Jahren hat sich grenzüberschreitendender E-Commerce als eine der dynamischsten und vielversprechendsten Formen des Außenhandels in China herauskristallisiert, auch durch die Einrichtung von CBEC-Pilotzonen (Chinas Cross Border eCommerce). Diese Entwicklung hat nicht nur traditionellen Industrien neue Lebenskraft eingehaucht, sondern bietet auch kleinen und mittleren chinesischen Unternehmen (KMU) neue Chancen, sich auf dem globalen Markt zu etablieren.
Inhaltsverzeichnis
Mit der Einführung von speziellen Wirtschaftszonen (CBEC-Pilotzonen) und der Umsetzung von Pilotprojekten hat China eine führende Rolle in der Entwicklung und Expansion für den grenzüberschreitendenden E-Commerce eingenommen.
Hangzhou: Der Pionier unter den CBEC-Pilotzonen
Hangzhou, die Hauptstadt der Provinz Zhejiang, ist eine der ältesten Städte Chinas, wurde erstmals im Jahr 221 v. Chr. gegründet und hat heute über 8 Millionen Einwohner. Dort wurde die erste CBEC-Pilotzone (Chinas Cross Border eCommerce) in 2015 etabliert. Diese Zone markierte den Beginn einer neuen Ära, in der spezielle Wirtschaftsbereiche geschaffen wurden, um den internationalen Handel zu fördern und China neue Wettbewerbsvorteile auf der globalen Bühne zu verschaffen. Durch die Nutzung von Online-Marketing, Online-Transaktionen und kontaktlosem Zahlungsverkehr hat sich grenzüberschreitender E-Commerce in China, insbesondere in der Zeit der COVID-19-Pandemie, rasant entwickelt.
Ein neues Modell für den globalen Handel
Die Einrichtung der Pilotzone in Hangzhou war ein entscheidender Schritt zur Förderung des grenzüberschreitenden E-Commerce in China. Dieses neue Modell des Außenhandels, das Online-Marketing, Online-Transaktionen und kontaktlose Zahlungen umfasst, hat sich schnell entwickelt und ist zu einem wichtigen Motor für Chinas Wirtschaft geworden. Trotz der Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie hat grenzüberschreitender E-Commerce in China in den letzten Jahren einen Boom erlebt, mit einem jährlichen Wachstum von 15 % im Jahr 2021 und einem Handelsvolumen, das fast zehnmal größer ist als fünf Jahre zuvor.
Funktionen und Vorteile der CBEC-Pilotzonen
Die Pilotzone in Hangzhou hat nicht nur zur Integration der Zollabfertigungsverfahren beigetragen, sondern auch den Unternehmen ermöglicht, Zollerklärungen in Hangzhou abzugeben und die Ware aus jedem gewünschten Hafen zu exportieren. Diese Maßnahme hat die Durchschnittszeit für Zollerklärungen von vier Stunden auf eine Minute reduziert. Darüber hinaus profitieren Unternehmen in der Pilotzone von einer Reihe von Vorzugsregelungen in Bereichen wie Zollabfertigung, Steuern, Währungsumtausch, Wareninspektion, Logistik und Finanzdienstleistungen.
Grenzüberschreitender E-Commerce: Die Rolle Hangzhous
Hangzhou ist nicht nur ein Zentrum für grenzüberschreitenden E-Commerce in China, sondern auch ein Beispiel für die erfolgreiche Entwicklung und Integration neuer Handelsmodelle in CBEC-Pilotzonen. Die Stadt hat über 49.000 Verkäufer im Bereich des grenzüberschreitenden E-Commerce gefördert, die mehr als 2.000 Marken im Ausland eingetragen haben.
Die Einrichtung der Pilotzone in Hangzhou und die rasche Entwicklung des grenzüberschreitenden E-Commerce haben nicht nur die lokale Wirtschaft gestärkt, sondern auch wichtige Einblicke für die Expansion dieses Sektors in ganz China geliefert. Mit über 165 solcher Zonen im ganzen Land und einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen, die sich auf diese neuen Handelsformen stützen, ist klar, dass grenzüberschreitender E-Commerce eine zentrale Rolle in Chinas Strategie für den Außenhandel und die wirtschaftliche Entwicklung spielt.
Hangzhou bleibt an der Spitze dieser Bewegung und dient als leuchtendes Beispiel dafür, wie Innovation und staatliche Unterstützung in CBEC-Pilotzonen zusammenkommen können, um den Handel im 21. Jahrhundert neu zu definieren. Mit fortlaufenden Investitionen und der Förderung internationaler Kooperationen im Bereich E-Commerce ist Hangzhou gut positioniert, um weiterhin eine führende Rolle in der globalen digitalen Wirtschaft zu spielen.
Tianmen – Ein Zentrum des grenzüberschreitenden E-Commerces
Tianmen, eine Stadt in der Provinz Hubei in China, hat sich zu einem bedeutenden Zentrum des grenzüberschreitenden E-Commerce entwickelt. Mit einer reichen kulturellen Geschichte und einer starken Verbindung zu Überseechinesen bietet Tianmen ein einzigartiges Umfeld für die Expansion des E-Commerce.
Ein eindrucksvolles Beispiel für das enorme Potential des grenzüberschreitenden E-Commerce ist eine Konfektionsfabrik in Tianmen. Trotz einer beeindruckenden Tagesproduktion von 7.000 Kleidungsstücken stößt die Fabrik aufgrund der hohen Nachfrage an ihre Kapazitätsgrenzen. Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich der Umsatz der Fabrik verdreifacht, was den Fabrikleiter Yu Bing zu einer Erweiterung der Produktionskapazitäten veranlasste. Über 100 Millionen Kleidungsstücke wurden allein im letzten Jahr in über 30 Länder verkauft.
Bevölkerung und kulturelles Erbe
Tianmen hat eine Bevölkerung von über 1,1 Millionen Menschen, wobei ein signifikanter Anteil der Bevölkerung zeitweise im Ausland lebt. Diese Diaspora spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung des grenzüberschreitenden Handels. Die Stadt ist auch bekannt für ihre kulturellen Beiträge, darunter historische Persönlichkeiten und Bildungseinrichtungen, die zur kulturellen Vielfalt und zum intellektuellen Kapital der Stadt beitragen.
Grenzüberschreitender E-Commerce: Die Modelle
Im grenzüberschreitenden E-Commerce hat sich Tianmen durch die Einführung verschiedener Modelle hervorgetan, darunter das Bonded-Warehouse-Modell, B2C-Direktversand-Importe und C2C-Direct-Mailing Importe. Diese Modelle haben es Tianmen ermöglicht, effizient auf die Bedürfnisse internationaler Kunden und Märkte zu reagieren.
Steuerpolitik und Regulierung
Die chinesische Regierung hat die Steuerpolitik für den grenzüberschreitenden E-Commerce angepasst, um den Handel zu fördern. Seit dem 1. Januar 2021 gibt es Anpassungen, wie die Erhöhung des jährlichen Transaktionslimits und die Einführung einer „Positivliste“, die bestimmt, welche Produkte importiert werden dürfen. Diese Maßnahmen fördern den Handel und die Diversifizierung des Angebots im E-Commerce.
Die „Positivliste“ legt fest, welche Produkte für den Import qualifiziert sind, einschließlich gefrorener Meeresfrüchte, alkoholischer Getränke und elektronischer Haushaltsgeräte. Alkoholische Getränke und elektronische Haushaltsgeräte sind zwei der Kategorien, die im grenzüberschreitenden E-Commerce besonders beliebt sind. Studien zeigen, dass der Umsatz in diesen Kategorien in China erheblich ist und dass Online-Plattformen wie Tmall und JD.com eine entscheidende Rolle in diesem Wachstum spielen.
Tianmen hat sich innerhalb der CBEC-Pilotzonen als ein neues Zentrum des grenzüberschreitenden E-Commerce positioniert, gestützt durch eine Kombination aus günstiger Steuerpolitik, strategischen E-Commerce-Modellen und einer engen Verbindung zur globalen chinesischen Diaspora. Die Stadt nutzt ihre kulturellen und historischen Ressourcen, um ein attraktives Umfeld für den E-Commerce zu schaffen, das sowohl lokale als auch internationale Märkte anspricht. Die Anpassungsfähigkeit und das Wachstum des E-Commerce in Tianmen bieten spannende Möglichkeiten für die Zukunft des globalen Handels.
Shenzhen – Innovation und Expansion
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Shenzhen von einem kleinen Fischerdorf zu einer der führenden globalen Innovationsmetropolen entwickelt. Die Stadt ist ein glänzendes Beispiel für Chinas rasanten Aufstieg im Bereich der Hightech-Industrie und des grenzüberschreitenden E-Commerce.
Shenzhen als Pionier der Reform und Öffnung
Shenzhen, als Chinas erste Sonderwirtschaftszone, hat eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Reform- und Öffnungspolitik gespielt. Die Stadt hat sich zu einem entscheidenden Standort für Innovation und technologische Entwicklung entwickelt. Mit einem BIP von 3,2 Billionen Yuan im Jahr 2022 steht Shenzhen an dritter Stelle in China, nach Shanghai und Beijing. Diese beeindruckende Entwicklung ist auf unermüdliche Innovation und hochqualifizierte Talente zurückzuführen.
Zentrum der Innovation und technologischen Entwicklung
Shenzhen ist bekannt für seine dynamische Hightech-Industrie und beherbergt einige der größten Technologieunternehmen Chinas, darunter Huawei, Tencent, BYD und DJI. Die Stadt zieht junge Talente und Unternehmer sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland an und schafft eine einzigartige Umgebung für Innovationen. Innovative Plattformen wie der Hetao und der Guangming Science City fördern Start-ups und haben sich zu neuen Treibern der Innovation entwickelt.
Führend im grenzüberschreitenden E-Commerce
Shenzhen hat auch im Bereich des grenzüberschreitenden E-Commerce beeindruckende Erfolge erzielt. Im Jahr 2023 verzeichnete die Stadt ein Volumen des grenzüberschreitenden E-Commerce-Außenhandels von 326,53 Milliarden Yuan, ein Anstieg um 74,4 % gegenüber dem Vorjahr. Mit mehr als 150.000 grenzüberschreitenden E-Commerce-Exportunternehmen ist Shenzhen ein zentraler Knotenpunkt für den internationalen Online-Handel geworden.
Eine Zukunft als globales Innovationszentrum
Mit der Einführung neuer Pläne und Initiativen stärkt Shenzhen seine Position als weltweites Zentrum für Innovation und Technologie. Die Stadt zielt darauf ab, durch eine Reihe von Maßnahmen ein attraktives Umfeld für Spitzenkräfte aus aller Welt zu schaffen und ihre führende Rolle in Innovation und Technologie zu festigen.
Shenzhen ist nicht nur ein Beispiel für den Erfolg der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik, sondern auch ein Modell für Innovation und zukunftsorientierte Entwicklung. Durch die Kombination aus CBEC-Pilotzonen, also einem unterstützenden Geschäftsumfeld, hochqualifizierten Talenten und fortschrittlicher Technologie wird Shenzhen weiterhin eine Schlüsselrolle in der globalen Wirtschaft und im grenzüberschreitenden E-Commerce spielen.
Produkte „Made in China“ erobern die Welt
Grenzüberschreitender E-Commerce ermöglicht es, Produkte „Made in China“ weltweit zu vertreiben. Von intelligenten Katzenklos bis hin zu Lithium-Batterien – die Palette der exportierten Güter ist breit und findet international großen Anklang. 2023 erreichte der Wert der durch grenzüberschreitenden E-Commerce exportierten Güter 1,83 Billionen Yuan RMB (ca. 245 Milliarden Euro), ein beeindruckendes Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren.
Neben den Möglichkeiten für chinesische KMU unterstreichen auch die Erfolgsgeschichten von Shein und Temu die strategische Bedeutung CBEC-Zonen für Chinas Ambitionen im grenzüberschreitenden E-Commerce und demonstrieren, wie innovative Geschäftsmodelle und Technologien genutzt werden können, um globale Märkte zu erreichen und zu erobern.
Pionier der Schnellmode: Shein
Seit seiner Gründung in Nanjing im Jahr 2012 hat sich Shein als führende Marke im Bereich der erschwinglichen Schnellmode etabliert. Mit einer Bewertung von beeindruckenden 100 Milliarden Dollar im Jahr 2022 und einer Anzahl von App-Downloads, die sogar die von Amazon in den USA übertrifft, demonstriert Shein die Kraft des digitalen Einzelhandels und der agilen Lieferkettenstrategien. Sheins Geschäftsmodell basiert auf dem „Large-scale Automated Test and Reorder“ (LATR)-Modell, das es dem Unternehmen ermöglicht, schnell auf Verbrauchertrends zu reagieren, indem täglich zwischen 2.000 und 10.000 neue Artikel hinzugefügt werden. Diese Fähigkeit, Trends schnell aufzugreifen und in Produktangebote umzusetzen, spiegelt die Dynamik und Flexibilität wider, die grenzüberschreitende E-Commerce-Zonen fördern.
Temu: Der neue Herausforderer
Temu, gelauncht im September 2022 als Teil der Pinduoduo Inc., hat sich schnell einen Namen im globalen Markt gemacht. Die Plattform nutzt fortschrittliche Software, um die Fertigungskapazitäten Chinas mit der Verbrauchernachfrage, zunächst in den USA und dann weltweit, in Einklang zu bringen. Temus aggressive Marketingstrategien, kostspielige Werbespots und die CBEC-Pilotzonen haben zur Popularität und zum schnellen Wachstum der Plattform beigetragen. Als die am meisten heruntergeladene App in den USA im Dezember 2022, symbolisiert Temu die wachsende Bedeutung des E-Commerce als Vermittler zwischen chinesischen Produzenten und globalen Verbrauchern.
Beide Unternehmen profitieren von der Infrastruktur und den regulatorischen Anreizen, die durch Chinas CBEC-Pilotzonen bereitgestellt werden. Diese Zonen bieten eine vereinfachte Zollabwicklung und Steueranreize, die es Unternehmen wie Shein und Temu ermöglichen, effizienter und kostengünstiger zu operieren. Die Erfolgsgeschichten von Shein und Temu unterstreichen die strategische Bedeutung der CBEC-Pilotzonen für Chinas Ambitionen im grenzüberschreitenden E-Commerce und demonstrieren, wie innovative Geschäftsmodelle und Technologien genutzt werden können, um globale Märkte zu erreichen und zu erobern.
Eine vielversprechende Zukunft
Mit CBEC-Pilotzonen, über 100.000 Unternehmen und mehr als 690 Industrieparks ist China fest im grenzüberschreitenden E-Commerce verankert. Experten prognostizieren, dass das Handelsvolumen bis 2025 auf 2,5 Billionen Yuan RMB (ca. 331 Milliarden Euro) ansteigen wird. Diese Entwicklung unterstreicht Chinas Ambitionen und Potenzial, eine führende Rolle im globalen E-Commerce zu spielen.
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