Preisbereitschaft für nachhaltigen Konsum steigt

Nachhaltiger Konsum bleibt für die deutschen Verbraucher ein wichtiges Thema – trotz kontroverser gesellschaftlicher Debatten und eines weiterhin schwachen Konsumklimas. So zeigt der aktuelle GfK Nachhaltigkeitsindex zu Beginn des Jahres einen leichten Aufwind: Besonders bei größeren Anschaffungen kaufen die Konsumenten in Deutschland wieder vermehrt unter Nachhaltigkeitsaspekten. Darüber hinaus integrieren sie vermehrt ressourcensparende Aktivitäten in ihren Alltag, wie eine Sonderauswertung von GfK zeigt.

Nachhaltiger Konsum steigt
GfK Nachhaltigkeitsindex verzichtet leichten Anstieg trotz trüber Konsumstimmung. ©GfK

58 Prozent der Deutschen kaufen aktuell lieber weniger, dafür aber qualitätsbewusster; 74 Prozent achten außerdem auf Langlebigkeit. Das wirkt sich auch auf den Kauf von größeren Anschaffungen aus, denn laut aktuellem GfK Nachhaltigkeitsindex sind wieder mehr Menschen, die nachhaltige Anschaffungen planen, bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Ihr Anteil steigt um 5 Prozentpunkte auf 72 Prozent. Die GfK Handelspanel-Daten bestätigen diesen Trend: So stieg der Umsatzanteil von Haushaltsgroßgeräten mit Energieeffizienzklasse A im letzten Jahr auf 24 Prozent (2022: 16 Prozent).

Auch unter denjenigen, die nachhaltige FMCG*-Produkte kaufen möchten, sind mit 67 Prozent wieder mehr Konsumenten bereit, für diese höhere Preise zu zahlen (Oktober 2023: 63 Prozent). So wuchs der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln laut NIQ-Daten im letzten Jahr um knapp 9 Prozent. Auch der Anteil an Lebensmitteln mit Bio-Label nimmt mit 4,7 Prozent zu, während Nicht-Bio-Lebensmittel ein Minus von 0,8 Prozent verzeichneten. Das bedeutet: Auch wenn aktuell insgesamt weniger Lebensmittel eingekauft werden, verzichten die Verbraucher nicht auf Bioprodukte.

„Angesichts der Diskussion rund um faire Lebensmittelpreise ist diese Mehrpreisbereitschaft grundsätzlich erfreulich“, sagt Petra Süptitz, Konsum- und Nachhaltigkeitsexpertin bei NIQ/GfK. „Sie zeigt, dass die Menschen bereit sind, mehr Geld auszugeben, wenn sie einen Mehrwert bei den Produkten sehen. Nachhaltigkeit kann ein solcher Mehrwert sein. Gleichzeitig sind die Konsumenten gerade in Inflationszeiten besonders preisbewusst und weichen für den Einkauf von Bio-Lebensmitteln weiterhin stark auf Discounter und Handelsmarken aus.“

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Der GfK Nachhaltigkeitsindex steigt im Januar 2024 auf 94,2 Punkte. Das sind 1,6 Punkte mehr als im Oktober 2023. Dennoch liegt er weiterhin unter dem Durchschnittswert von 2022.
  • Der Index für nachhaltige größere Anschaffungen steigt im Januar von 91,8 auf 96,3 Punkte. Der Anteil derjenigen, die in den letzten zwölf Monaten nachhaltig gekauft haben, steigt auf 28 Prozent (Oktober: 26 Prozent). Der Anteil derjenigen, die planen, in den nächsten 12 Monaten größere Anschaffungen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu tätigen, bleibt im Januar stabil bei 28 Prozent.
  • Der Index für nachhaltige FMCG-Produkte zeigt im Januar mit 92,8 Punkten nahezu keine Veränderung gegenüber Oktober (93,2 Punkte). Auch der Anteil derjenigen, die im letzten Monat nachhaltig gekauft haben, zeigt sich mit 68 Prozent ebenso konstant wie der Anteil der Konsumenten, die planen, im nächsten Monat nachhaltige FMCG-Produkte zu kaufen (63 Prozent).

Mehrheit der Deutschen versucht Müll zu vermeiden

Wenn es um nachhaltigen Konsum geht, sehen viele Deutsche nicht nur sich selbst, sondern auch die Unternehmen in der Verantwortung. So befürworten laut einer aktuellen GfK-Studie 92 Prozent der Befragten, dass Unternehmen grundsätzlich recycelte Verpackungsmaterialien nutzen und 88 Prozent fänden es gut, wenn bei der Herstellung von Produkten die Umwelt zukünftig nicht mehr verschmutzt würde. Für 89 Prozent der Deutschen ist sogar ein Leben ganz ohne Abfall denkbar, wenn alle Produkte recycelt oder wiederverwendet werden.

Konsumenten wählen kosteneffiziente und gelernte Ansätze zur Müllreduktion. ©GfK

Bereits heute geben 89 Prozent der Konsumenten Flaschen, Dosen und Gläser gegen Pfand zurück, 83 Prozent nutzen eigene Einkaufstaschen und Mehrwegnetze und 77 Prozent kaufen nur FMCG-Produkte, die sie wirklich brauchen. „All diese Routinen zur Müllvermeidung haben sich vor allem bei älteren Menschen etabliert“, erklärt Petra Süptitz. „Aber auch die junge Generation reduziert aktiv Müll – nur anders. Ein Viertel der 18- bis 29-Jährigen kauft Second-Hand, 30 Prozent setzen auf Refurbished-Geräte und 36 Prozent teilen sich Produkte mit anderen, statt sie selbst zu kaufen.“

Neben der Reduzierung oder Vermeidung von Müll sind erneuerbare Energien ein Nachhaltigkeitsthema, dem die Mehrheit der Deutschen (83 Prozent) offen gegenübersteht. In punkto Mobilität scheinen vor allem jüngere Menschen flexibel zu sein: Rund drei Viertel der zwischen 18- und 29-Jährigen sehen kein Problem darin, im Alltag auf das Auto zu verzichten oder dass Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ausgestattet sind.

Vorbehalte gegenüber Fleisch aus dem Labor

Ein Leben ohne Müll als nachhaltige Zukunftsvision können sich schon heute viele Menschen vorstellen. Weitaus skeptischer ist die Mehrheit der Deutschen, wenn es um die alternative Herstellung von Fleisch und Proteinen in Laboren geht. Nur circa ein Drittel der Gesamtbevölkerung und unter 20 Prozent der über 50-Jährigen stehen dem Thema positiv gegenüber. In der jüngeren Zielgruppe ist der Anteil mit 58 Prozent deutlich höher und auch Männer (37 Prozent) sind über alle Altersgruppen hinweg offener für Laborfleisch als Frauen.