Nach fast 60 Jahren: Modehändler Peter Hahn beantragt Insolvenzverfahren

Die zunehmende Krise im deutschen Bekleidungshandel hat nun auch den Modehändler Peter Hahn erreicht, der kürzlich einen Insolvenzantrag gestellt hat. Dennoch besteht Hoffnung, das Unternehmen durch ein sogenanntes Schutzschirm-Insolvenzverfahren zu sanieren. Nach intensiven Verhandlungen mit Finanzierern und Investoren in den vergangenen Monaten, soll die Neufinanzierung und Neuaufstellung des Unternehmens bis Anfang des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Das Schutzschirmverfahren ist dabei eine Maßnahme, die explizit auf die Sanierung des Unternehmens abzielt, vorausgesetzt das Unternehmen ist nicht zahlungsunfähig und es besteht eine ausreichende Sanierungschance.

Nach fast 60 Jahren: Modehändler Peter Hahn beantragt Insolvenzverfahren
Nach fast 60 Jahren: Modehändler Peter Hahn beantragt Insolvenzverfahren . ©Depositphotos

Die Geschäftsführung des Unternehmens bleibt während des Verfahrens voll handlungsfähig, wird jedoch von einem vorläufigen Sachwalter überwacht. Zur Unterstützung wird sie von anerkannten Sanierungsexperten und durch die Bestellung von Detlef Specovius, einem erfahrenen Sanierungsspezialisten, sowie Dr. Andreas Kleinschmidt und Dr. Nicolai Fischer als Sanierungsbevollmächtigte beraten.

Die Neuaufstellung von Peter Hahn soll zunächst für die Kunden kaum spürbar sein, alle Filialen bleiben offen und auch die Bestellungen werden ohne Einschränkungen ausgeführt. Darüber hinaus sollen die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter für die nächsten Monate gesichert sein. Die Geschäftsführung, insbesondere Geschäftsführerin Daniela Angerer, hat den Willen bekundet, Peter Hahn mit einem starken Partner langfristig neu auszurichten und zukunftssicher zu finanzieren. Ziel ist es, die Eigenmarken zu stärken und weiterzuentwickeln, um die Premiummarken mit hochwertigen Kollektionen und Outfits zu ergänzen.

Peter Hahn, gegründet 1964 in Winterbach bei Stuttgart, ist ein traditionsreiches Unternehmen, das sich auf Mode, Fashion und Lifestyle für die sogenannte Best-Ager-Kunden spezialisiert hat. Mit rund 1000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt etwa 350 Millionen Euro, verkauft Peter Hahn seine Produkte über Katalog, Internet und den stationären Einzelhandel in zehn europäischen Ländern. Der Antrag für das Schutzschirmverfahren wurde am 23. Oktober 2023 beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart gestellt, wobei sich das Verfahren nicht auf die Auslandsbeteiligungen des Unternehmens erstreckt. Peter Hahn gehört zur TriStyle Group, die ihrerseits hauptsächlich im Eigentum des Finanzinvestors Equistone Partners Europe steht. Die TriStyle Group war auch der Eigentümer des Modeversandhändlers Madeleine, der bereits im August ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet hatte.

Die Probleme, mit denen Peter Hahn konfrontiert ist, spiegeln die größere Krise im deutschen Einzelhandel wider. Andere große Einzelhändler, wie Galeria Karstadt Kaufhof, Modehändler wie Hallhuber, Peek & Cloppenburg, Madeleine, Görtz, Reno, das traditionsreiche Pforzheimer Versandhaus Klingel, der Möbelhändler Who‘s Perfect oder die SB-Warenhauskette Mein Real haben ähnliche Schutzschirmverfahren durchlaufen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die durch die Konsumzurückhaltung aufgrund hoher Inflation und steigender Kosten entstanden sind. Beim Modehändler Hallhuber oder dem traditionsreichen Pforzheimer Versandhaus Klingel hat es für ein Schutzschirmverfahren nicht mehr gereicht

Die aktuelle Situation stellt einen Wendepunkt für Peter Hahn und die gesamte Branche dar, und es bleibt abzuwarten, wie die Maßnahmen zur Restrukturierung und Neufinanzierung die zukünftige Positionierung des Unternehmens und des deutschen Einzelhandels insgesamt beeinflussen werden.