Online-Factoring

Online-Factoring ist eine Finanzierungsform, mit der Unternehmen schnell und unkompliziert ihre Liquidität steigern können. Der Kontakt zwischen dem Factoringanbieter und dem Verkäufer, auch als Kreditor bezeichnet, findet online statt. Das ermöglicht die umgehende Einreichung der Unterlagen ohne Zeitverzug. Der Kreditor erhält innerhalb kurzer Zeit das Geld auf sein Geschäftskonto überwiesen und kann die liquiden Mittel direkt in seiner Finanzplanung berücksichtigen. Häufig handelt es sich um offenes Factoring, bei dem die Kunden über den Forderungsverkauf durch einen Abtretungsvermerk auf dem Rechnungsformular informiert werden. Da sich Factoring in immer mehr Branchen und Unternehmen durchsetzt, stellt der Abtretungsvermerk in der Regel kein Problem dar.

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Online-Factoring. pixabay.com ©Shutterbug75 (Creative Commons CC0)

Was ist Online-Factoring?

Beim Online-Factoring verkauft der Kreditor offene Forderungen mit Zahlungsziel an einen Factor und leitet sie online an das Factoringunternehmen weiter. Factoringanbieter und Verkäufer schließen zunächst einen Vertrag ab, in dem diese Einzelheiten geregelt sind:

  • Art, Güte und Inhalt der angekauften Forderungen
  • Name und Branche der Debitoren
  • Factoringart wie echtes oder unechtes Factoring
  • maximaler Betrag aller angekauften Rechnungen
  • Höhe der Factoringgebühren und Zinsen
  • Vertragslaufzeit und Kündigungsfrist
  • Zugang zum Online-Portal des Factors

Wie sehen die angekauften Rechnungen aus?

Damit offene Rechnungen mit Zahlungsziel durch das Factoringunternehmen vorfinanziert werden, müssen sie diese Anforderungen erfüllen:

  • Es muss sich um Rechnungen für eine Warenlieferung oder eine Dienstleistung an gewerbliche Kunden handeln.
  • Das Zahlungsziel muss 7–90 Tage betragen.
  • Die Ware oder Dienstleistung darf nicht durch den Käufer beanstandet werden.
  • Die Leistung muss vollständig erbracht sein.
  • Wenn es sich um offenes Factoring handelt, darf kein Abtretungsverbot bestehen.

Wie funktioniert Online-Factoring?

Nach Abschluss des Factoringvertrages erhält der Verkäufer Zugang zu dem Online-Portal des Factoringanbieters. Der Zugang ermöglicht eine schnelle Kommunikation zwischen Verkäufer und Factor. Die Unterlagen werden online hochgeladen und müssen nicht per Post versandt werden. Die Mitarbeiter des Factoringunternehmens prüfen die eingereichten Rechnungen sofort. Wenn die Unterlagen alle Anforderungen erfüllen, erfolgt die Überweisung von 80 % bis 90 % des Rechnungsbetrages schon nach 1–2 Arbeitstagen.

Die Differenz behält der Factor als Sicherungsleistung ein, bis der Debitor die Rechnungssumme bezahlt hat. Dann erfolgt eine zweite Überweisung an den Kreditor mit dem Restbetrag. Beim echten Factoring erhält der Kreditor auch dann das Geld, wenn der Debitor zahlungsunfähig ist und zum Termin keine Zahlung erfolgt. Beim unechten Factoring, das in Deutschland in der Praxis nur selten vorkommt, trägt der Kreditor das Ausfallrisiko.

Welche Vorteile bietet Online-Factoring?

Der größte Vorteil im Online-Factoring liegt in der schnellen und einfachen Abwicklung des Forderungsverkaufs. Viele Unternehmen stellen nur noch digitale Rechnungen aus, die sie online an ihre Kunden verschicken. Durch den direkten Zugriff auf das Online-Portal des Factors können die offenen Rechnungen gleichzeitig an den Factoringanbieter weitergeleitet werden. Das sorgt für eine schnelle Prüfung der Unterlagen und eine abschließende Bearbeitung innerhalb von 24–48 Stunden. Der Verkäufer kann sich darauf verlassen, dass er die Gutschrift schon nach wenigen Tagen auf dem Konto hat. Außerdem kann der Kreditor online seinen Kontostand und die offenen Buchungen einsehen. So ist der Verkäufer laufend über seine Liquidität und die Kosten für den Forderungsverkauf informiert.

Weitere Vorteile von Factoring sind:

  • Verkürzung der Bilanz durch Verkauf der offenen Forderungen an den Factor
  • bei echtem Factoring kein Ausfallrisiko mehr für den Verkäufer
  • großzügige Zahlungsziele sorgen für Wettbewerbsvorteile und zufriedene Kunden
  • beim Full Service Factoring übernimmt der Factor zusätzlich die komplette Debitorenbuchhaltung

Gibt es auch Nachteile?

Für die Finanzierungsform Online-Factoring fallen Kosten an. Diese setzen sich zusammen aus:

  • Gebühren des Factoringanbieters für den Forderungsankauf und die vereinbarten Dienstleistungen
  • Zinsen für die Vorfinanzierung der offenen Forderungen
  • Kosten für die Prüfung und Überwachung der Bonität der einzelnen Debitoren

Wenn Sie sich für Factoring für Ihr Unternehmen interessieren, sollten Sie die Gebühren und Zinsen für den Forderungsverkauf mit den Kosten für einen Kontokorrentkredit oder ein Firmendarlehen bei einer Bank vergleichen. Wenn der Factor beim Full Service Factoring das Debitorenmanagement übernimmt, sollten Sie außerdem die Kostenersparnis bei der Buchhaltung mit einrechnen.

Eignet sich Online-Factoring für jedes Unternehmen?

Online-Factoring ist sowohl ein Angebot für Großbetriebe als auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Eine Besonderheit beim Factoring liegt darin, dass auch Start-ups und Existenzgründer offene Rechnungen an einen Factor verkaufen können. Anders als bei einem Bankkredit müssen die Betriebe keine Sicherheiten stellen und keine Bilanz oder Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) vorlegen. Damit haben auch Gründer die Möglichkeit, die Liquidität ihres Unternehmens zu sichern und das Kapital für Investitionen zu nutzen.

Unternehmen aus der Baubranche erhalten wegen der Besonderheiten der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) nicht von jedem Factoringanbieter einen Vertrag über den Ankauf der offenen Forderungen. Es gibt aber Factoringunternehmen, die spezielles VOB-Factoring im Angebot haben. Außerdem schließen die meisten Anbieter Betriebe aus der Rüstungsindustrie oder Rechnungen über Kautionsleistungen vom Forderungsankauf aus.

Worauf sollten Unternehmer achten?

Um Online-Factoring zu nutzen, sollten Unternehmen über eine stabile Internetverbindung und eine aktuelle Buchhaltungssoftware verfügen. Die Rechnungen müssen sofort nach dem Verkauf ausgestellt und an die Kunden verschickt werden. Die Zahlungsziele sollten nicht länger als 90 Tage sein. Außerdem verlangen die Factoringanbieter in der Regel einen jährlichen Mindestumsatz und Mindestbeträge der einzelnen Rechnungen. Bei den Käufern darf es sich nicht um Privatpersonen handeln. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können Firmen aus fast allen Branchen Online-Factoring als zeitgemäße Umsatzfinanzierung nutzen.