Verbraucherzentrale prüft Angebot regionaler Gemüse-Kisten mit Lieferservice in Hamburg

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher möchten sich nachhaltig ernähren, etwa durch den Kauf von regionalem Obst und Gemüse. Während Supermärkte und Discounter zwar zunehmend mit Ware aus der Region werben, bleibt deren Sortiment oft hinter den Erwartungen zurück. Regionale Gemüse-Kisten mit Lieferservice können in Ballungsräumen wie Hamburg eine gute Alternative sein. Zu diesem Fazit kommt die Verbraucherzentrale Hamburg, die das Angebot von insgesamt acht lokalen Lieferanten für Gemüse untersucht hat. In Sachen Herkunftsort und Transparenz besteht bei einigen jedoch Nachbesserungsbedarf.

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Verbraucherzentrale prüft Angebot regionaler Gemüse-Kisten mit Lieferservice in Hamburg. pixabay.com ©Daria-Yakovleva (Creative Commons CC0)

Herkunftsort nicht immer nah und genau angegeben

Nur etwas mehr als ein Drittel (20) der insgesamt 55 bestellten Produkte stammte aus sehr nah gelegenen Betrieben mit einer Entfernung von höchstens 50 Kilometern zum Lieferort im Zentrum von Hamburg. 60 Prozent (33) des Gemüses kam von Höfen, die über 100 Kilometer entfernt waren oder deren Standort mit der Angabe »Deutschland« nicht konkret benannt wurde. Drei Produkte davon stammten sogar trotz der Auslobung »Regionalkiste« aus dem Ausland. „Das erwarten viele sicher nicht, wenn sie Gemüse aus der Region bestellen“, so Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.

In Bezug auf die Regionalität schnitt das Unternehmen Hoflieferant am besten ab, bei dem 5 der 8 bestellten Produkte von Höfen aus der näheren Umgebung Hamburgs kamen. Mit Abstrichen gilt dies auch für den Anbieter Frischepost: 7 von 9 Gemüsearten wurden aus der Nähe von Hamburg geliefert, Radieschen und Paprika jedoch aus Europa.

Bei immerhin einem Fünftel der Produkte (11 von 55) fehlte eine genaue Kennzeichnung des Herkunftsortes innerhalb Deutschlands. „Diese ist zwar nicht vorgeschrieben, aber bei einer Auslobung »Regionalkiste« aus Verbrauchersicht erforderlich, um zu erkennen, wie regional das Gemüse tatsächlich ist“, erklärt Fischer. Die Angabe »Deutschland« helfe nicht weiter. So könnte das in Hamburg ausgelieferte Gemüse am Ende sogar aus Bayern kommen und viele Kilometer gereist sein. Das Unternehmen My Fresh Farm machte für kein einziges Produkt in seiner regionalen Obst- und Gemüse-Kiste eine konkrete Angabe zu dessen Ernteort. Bei der Biokiste Hamburg war mehr als die Hälfte der Produkte nur mit »Deutschland« deklariert. „Das ist unserer Auffassung nach nicht ausreichend für eine Regionalkiste“, bewertet Fischer das Angebot.

Viel Bio-Qualität aus der Region

47 von 55 bestellten Gemüsesorten wurden in Bio-Qualität geliefert. Mit 85 Prozent ist der Bio-Anteil der Stichprobe deutlich höher als der am gesamten Gemüsemarkt, wo bisher nur etwa jedes zehnte Gemüse aus ökologischem Landbau stammt. Die Anbieter Biokiste Hamburg, Grüne Kiste, Lehmann’s Bio Service und Gut Wulksfelde sind sogar reine Bio-Anbieter. Gar kein Bio-Gemüse liefert ausschließlich das Unternehmen My Fresh Farm. „In Supermärkten und Discountern müssen sich Verbraucher und Verbraucherinnen häufig entscheiden, ob sie Obst und Gemüse aus der Region oder Ware in Bio-Qualität kaufen“, berichtet Fischer. „Bei den regionalen Kisten ist erfreulicherweise beides im Kombi-Pack zu haben, was eindeutig die Nachhaltigkeit erhöht.“

Durchweg gute Qualität und wenig Verpackungsmaterial

Das Gemüse in allen acht bestellten Kisten wirkte sehr frisch und wies nur äußerst selten leichte Beschädigungen auf. Dabei war die Verpackung der Ware sehr reduziert. Die Lieferungen erfolgten in Mehrwegkisten aus Holz, Plastik oder Pappe. Viele Produkte waren nicht noch einmal extra eingepackt. Besonders positiv fielen diesbezüglich die Anbieter Hoflieferant, Biokiste Hamburg, Elbers Hof und My Fresh Farm auf.

„Während der Handel oft betont, dass Verpackungen notwendig seien, um die Frische von Obst und Gemüse zu erhalten, ist dies bei den bestellten Kisten augenscheinlich nicht erforderlich. Das ist ein zusätzlicher Pluspunkt gegenüber dem Einkauf im stationären Handel, wo die Ware oft in unnötig viel Plastik verpackt angeboten wird und teilweise auch Mängel in Bezug auf die Frische hat“, meint Fischer.

Qualität und Service haben ihren Preis

Die Preise der Produkte aus den Kisten sind vergleichbar mit denen für Ware vom Wochenmarkt, aber in der Regel höher als beim Discounter. „Für das Geld gibt es aber sehr frische Lebensmittel und einen guten Service bei Bestellung und Lieferung“, so Fischer.

Regionale Gemüse-Kisten sind gute Alternative

Die Verbraucherzentrale zieht nach dem Marktcheck ein überwiegend positives Resümee: Wer sich nachhaltig ernähren, saisonal essen und landwirtschaftliche Betriebe in der Region unterstützen möchte, ist mit einer Gemüse-Kiste von lokalen Lieferanten häufig gut beraten. Bei Qualität, Verpackung und Service gibt es kaum etwas zu beanstanden, in Bezug auf die Regionalität der Produkte ist noch Luft nach oben. Wichtig ist, sich vorab genau zu informieren, ob die angebotene Ware tatsächlich aus der Region stammt.