So begegnet der deutsche Einzelhandel aktuellen Herausforderungen

Lockdowns, verändertes Konsumverhalten und Nachhaltigkeit: In den letzten Jahren hat sich einiges im Einzelhandel verändert. Welche Auswirkungen haben Pandemie und Klimawandel auf die Beschaffung? Was sind aktuell die größten Herausforderungen und wie begegnen Einzelhändler:innen ihnen? Antworten auf diese Fragen fand die weltweit größte digitale Großhandelsplattform Faire.com in einer Befragung ihrer Händler.

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So begegnet der deutsche Einzelhandel aktuellen Herausforderungen. ©Depositphotos
  1. „Regalleichen” mit kleinen Bestellmengen vorbeugen

Das Risiko, auf großen Bestellungen sitzen zu bleiben, kennt der stationäre Einzelhandel nur zu gut. Gerade kleine, unabhängige Ladenbesitzer:innen leiden unter diesem finanziellen Risiko, das sich in der Pandemie durch Lockdowns vergrößert hat. Die unsichere Situation in der Pandemie hat bei Konsument:innen die Kauflaune gedrückt. Mit der aktuell drohenden Rezession sehen die Prognosen nicht besser aus. Die Händlerbefragung von Faire.com ergibt, dass Händler:innen vor diesem Hintergrund verstärkt nach niedrigen Mindestbestellwerten suchen und sich deshalb zunehmend Großhandelsplattformen wie Faire zuwenden. So riskieren sie nicht, auf nicht verkaufter Ware sitzen zu bleiben. Ebenfalls hilfreich ist das Angebot kostenloser Retouren. Insbesondere dann, wenn Händler:innen zum ersten Mal bei Marken bestellen, senkt die Option auf kostenlose Retouren das Risiko von Ladenhütern erheblich. So wird das Testen neuer Produkte für das Sortiment kein finanzielles Wagnis.

  1. Lieferschwierigkeiten mit hyperlokalen Produkten ausgleichen

Wenn Lieferketten gestört sind, gewinnen lokale Produkte an Attraktivität. Schnelle Verfügbarkeit gehört Dank der kurzen Lieferzeiten im Online-Handel sowie Quick Commerce inzwischen zu den wichtigsten Kriterien für Konsument:innen. Diese Entwicklung bekommt der Einzelhandel zu spüren und gibt die Nachfrage an den Großhandel weiter. Über 67 Prozent der von Faire befragten stationären Einzelhändler:innen setzen daher auf Marken aus ihrer Stadt oder Region. Wenn keine passenden Artikel aus der unmittelbaren Umgebung zu finden sind, sind deutsche und europäische Marken die nächstbeste Alternative für die Händler:innen. Dennoch ist es hilfreich, wenn Großhandelsplattformen eine breite Auswahl kuratierter Marken aus aller Welt anbieten. Auch diese unterstützten Händler:innen dabei einer weiteren Herausforderung zu begegnen: der Kundschaft ein besonderes Sortiment anbieten zu können, das sie nicht bei großen Handelsketten findet. Mit besonderen Waren, die dem Geschmack des Kundenstamms entsprechen, setzen sich die kleinen Retailer vom global einheitlichen Angebot großer Player ab. Dieses Stimmungsbild entspricht dem allgemeinen Megatrend der Individualisierung, bei dem die Einzigartigkeit von Menschen und ihre Selbstverwirklichungen eine starke Rolle spielen. Mit sorgfältig kuratierter Ware und emotionalen Produkten jenseits der Stange punktet der Laden um die Ecke bei seiner Kundschaft, die vom Einheitsbrei der großen Anbieter gelangweilt ist. Ganz gleich, ob der unabhängige Einzelhandel sein Sortiment über vorwiegend hyperlokalen Produkte oder über Besonderheiten aus fernen Ländern kuriert: Als kleiner Player ist er in der Lage, viel eher auf Vorlieben der Kund:innen oder auf Trends einzugehen als große Ketten. Letztere müssen den Einkauf in größeren Mengen und weiter im Voraus planen. Dabei laufen sie Gefahr, zu viel einzukaufen. Kleinere Einzelhändler hingegen können, insbesondere wenn sie auf digitale Kanäle anstelle auf Ordermessen setzen, flink agieren und mit kleinen Bestellmengen auf Nummer Sicher gehen.

  1. Steigende Kundenanforderungen an Nachhaltigkeit nachkommen

Ökologisch nachhaltige Produkte sind bei den Endkund:innen sehr gefragt – So lautet eine weitere Erkenntnis der Befragung. Rund 65 Prozent der europäischen Einzelhändler:innen geben an, dass ihre Kund:innen nachhaltige Produkte bevorzugen und gestalten dementsprechend ihr Sortiment. Im traditionellen Großhandel werden Retailer bei ihrer Suche nach kuratierter Ware nicht immer fündig und so setzen sie auf die breite Auswahl nachhaltiger Marken, die sich auf modernen Großhandelsplattformen tummeln. Für viele Händler:innen wird es zudem immer wichtiger, Informationen zur Nachhaltigkeit von Produkten zu finden. Die direkte Austauschmöglichkeit mit Hersteller:innen über Großhandelsplattformen ist für Händler:innen vor diesem Hintergrund sehr hilfreich. Laut einer aktuellen Studie, die das Marktforschungsinstitut IFH Köln im Auftrag von Faire umgesetzt hat, informiert sich bereits jede:r fünfte Einzelhändler:in mittlerweile auf Onlinegroßhandelsplattformen. 64 Prozent der Befragten sind offen für digitale Beschaffungsalternativen und bei 68 Prozent hat sich die Nutzung der Plattformen positiv ausgewirkt.

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