Regulatorische Hürden gefährden Wachstum europäischer Startups

Regulatorische Herausforderungen stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Wachstum europäischer Startups dar, wie eine heute veröffentlichte Studie von Stripe, einer Finanzinfrastruktur-Plattform für Unternehmen, zeigt. Eines von drei Startups hat aufgrund des hohen Aufwands, der für die Einhaltung von Vorschriften nötig ist, zunächst in Erwägung gezogen, sein Unternehmen anderswo zu gründen. Der Bericht beleuchtet die Erfahrungen und Ansichten europäischer Startups dazu, wie Politik und Regulierung Wachstum fördern oder behindern.

„Tech-Unternehmen in ganz Europa sind mit einem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert. Es ist wichtiger denn je, die Bedürfnisse der Startup-Community ernst zu nehmen. Wir haben unsere Kunden befragt, um die Realitäten, mit denen die nächste Generation der europäischen Tech-Leader konfrontiert ist, besser zu verstehen und Hindernisse für ihr Wachstum zu identifizieren“, sagt Matt Henderson, Global Business Lead bei Stripe.

Das starke Fundament der europäischen Tech-Branche steht zunehmend unter Druck

Europäische Startups wissen aber auch um die Vorteile, die Europa im Vergleich zu anderen globalen Tech-Märkten bietet:

  • Fast drei Viertel (73 Prozent) nennen das Bildungsniveau in der Region und 41 Prozent die Verfügbarkeit von Talenten am Arbeitsmarkt als klare Vorteile für Europa.
  • Mehr als die Hälfte (56 Prozent) nennt die geografische Nähe verschiedener Märkte als Vorteil, da sie den Unternehmen kurze Wege bietet und schnelle Internationalisierung ermöglicht.

Komplexe Regulierungsverfahren und veraltete Compliance-Praktiken aber stehen diesen Vorteilen gegenüber. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten geben an, dass der Zeitaufwand für die Einhaltung von regulatorischen Vorschriften das größte Hindernis für ihr Unternehmen darstellt. Und mehr als drei Viertel (79 Prozent) sagen, dass dieser Zeitaufwand in den letzten Jahren noch zugenommen hat.

Distanz zwischen Startups und politischen Entscheidungsträger:innen

Teil des Problems ist eine gefühlte Distanz zwischen den politischen Entscheidungsträger:innen und Startups. Mehr als 83 Prozent der Befragten geben an, dass die Politik ihrer Ansicht nach eher auf etablierte Unternehmen ausgerichtet ist. Nur 12 Prozent glauben, dass die Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen die Realität verstehen, mit der Startups konfrontiert sind.

Die Studie zeigt, dass Startups sich Maßnahmen zur Verringerung von regulatorischen Hürden wünschen, um ihre Ressourcen schonen zu können. Von den in der Erklärung zum EU-Exzellenzstandard für Startup-Nationen festgelegten Praktiken wurde beispielsweise die Verpflichtung zu „Digital First“ als oberste Priorität für die reibungslose Gründung und das Wachstum von Startups genannt. Die baltischen Staaten wurden von einem großen Teil der Befragten (38 Prozent) als diejenigen europäischen Länder mit dem innovativsten politischen Ansatz genannt. Dabei wurden die Bemühungen dieser Länder, Regierungsprozesse zu digitalisieren, als treibende Kraft für diese Wahrnehmung angesehen. Fintech ist ein weiterer Bereich, in dem positive Ansätze hervorgehoben wurden: 70 Prozent nehmen SEPA und die PSD2 als fortschrittliche Regulierung wahr, 62 Prozent sehen in Open Banking ein Vorbild in Sachen “smart regulation”.

Startup-Prioritäten umsetzen

Basierend auf Erkenntnissen und Einsichten der Studie hat Stripe fünf Bereiche skizziert, die politische Entscheidungsträger:innen priorisieren sollten, um sicherzustellen, dass europäische Startups auch in Zukunft überleben und florieren können:

  1. Zusammenfassen, Koordinieren und Umsetzen bestehender politischer Maßnahmen und Initiativen zur Beseitigung von Wachstumshürden.
  2. Einführung zentraler Anlaufstellen und einheitlicher Beratung für europäische Unternehmen.
  3. Verstärkte Digitalisierung der behördlichen Abläufe in Zusammenhang mit Gründung und Wachstum von Unternehmen.
  4. Strukturierte Kommunikation zwischen Startups und politischen Entscheidungsträger:innen, um sicherzustellen, dass die Prioritäten und Standpunkte von Startups bei der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.
  5. Vereinheitlichung der Regulierungssysteme und Verringerung von Reibungsverlusten.

Henderson fügt hinzu: “Europäische Startups haben sich auch in früheren wirtschaftlich herausfordernden Phasen als widerstandsfähig erwiesen. Aber das sollte kein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln. Wenn es um die Prioritäten politischer Entscheidungsträger:innen geht, muss der Schwerpunkt jetzt auf der Unterstützung für Europas Internetunternehmen liegen, um ihnen zu helfen und ihr Wachstum zu beschleunigen.”

Methodik:Die Studie „European Tech Voices: perspectives from Europe’s fastest growing startups“ verfolgt einen quantitativen und qualitativen Ansatz und wurde von B2B International unter fast 200 Stripe-Nutzern durchgeführt, darunter Kry, Alma und Ticketswap. Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden.