Innovationsagenda: Europa als globales Kraftzentrum für Deep-Tech-Innovationen und Start-ups

Mit einer neuen europäischen Innovationsagenda will die Europäische Kommission Europa zu einem führenden Akteur der globalen Innovationsszene machen. Die Innovationsagenda zielt auf fünf Schlüsselbereiche, in denen noch Lücken in der Innovationspolitik in der EU bestehen und enthält 25 konkrete Handlungsvorschläge. So soll der Zugang zu Finanzmitteln verbessert werden, um Start-ups mit bahnbrechenden Innovationen die Möglichkeit der schnellen Expansion zu bieten und neue Märkte zu schaffen. Die Agenda wird laut Exekutivvizepräsidentin Margrethe Vestager dazu beitragen, aktuelle Probleme wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen oder die nachhaltige Sicherung unserer Lebensmittelversorgung besser anzugehen.

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Innovationsagenda: Europa als globales Kraftzentrum für Deep-Tech-Innovationen und Start-ups. ©Depositphotos

Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, ergänzte: „Die neue europäische Innovationsagenda wird dafür sorgen, dass Innovatoren, Start-ups und Scale-ups ihre innovativen Unternehmen zu globalen Innovationsführern machen können. Mehr als ein Jahr lang haben wir die Beteiligten konsultiert, z. B. führende Köpfe des Innovations-Ökosystems, Start-ups, Gründer und Gründerinnen, in der Risikokapitalbranche tätigeFrauen, Hochschulen und Unternehmen. Gemeinsam werden wir Europa zum globalen Kraftzentrum für Deep-Tech-Innovationen und Start-ups machen.“

Die neue Innovationsagenda wird vor allem den Zugang zu Finanzmitteln für europäische Start-ups und Scale-ups verbessern. Beispiele sind die Mobilisierung ungenutzter privater Kapitalquellen und die Vereinfachung der Vorschriften für die Börsennotierung. Neue Rahmenbedingungen durch Experimentierräume und in der öffentliche Auftragsvergabe sollen Innovationen leichter machen, zum Beispiel sollen für einen begrenzten Zeitraum alle Interessengruppen in den Forschungs- und Entwicklungsprozesses oder das Austesten von Geschäftsmodellen einbezogen werden.

Innovation fördern, Talente anwerben und an Europa binden

Die EU wird den Mitgliedstaaten und Regionen dabei helfen, mindestens 10 Milliarden Euro in konkrete interregionale Innovationsprojekte zu leiten, auch im Bereich der Hightech-Innovation. Außerdem wird sie die Mitgliedstaaten dabei unterstützen, die Innovation in allen Regionen durch den integrierten Einsatz der Kohäsionspolitik und des Forschungsprogramms Horizont Europa zu fördern. Mit Hilfe der neuen Innovationsagenda sollen Talentean Europa gebunden und angeworben werden, z. B. durch die Ausbildung von einer Million Nachwuchskräften, die verstärkte Unterstützung für weibliche Innovatoren und die Einführung von Aktienoptionen für Mitarbeiter von Start-ups.

Bericht über Innovationsleistung 2022

Die EU-Kommission hat heute ebenfalls den Bericht 2022 über die Leistung der EU in den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Innovation veröffentlicht. Die Erkenntnisse aus dem Bericht untermauern die Mitteilung über die neue europäische Innovationsagenda. Demnach geht die Innovationsleistung der EU zurück, zugleich konnten die wichtigsten Handelspartner der EU ihre Innovationsleistung in den letzten Jahren schneller verbessern. Die EU ist im globalen Kontext aber nach wie vor ein wichtiger Akteur in Bezug auf die wissenschaftliche und technologische Leistung.

Zwar macht die EU nur 6 Prozent der Weltbevölkerung aus, doch entfallen auf sie rund 18 Prozent der weltweiten FuE-Investitionen und 21 Prozent der am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Was die technologische Leistung anbelangt, ist die EU mit 23 Prozent aller Patentanmeldungen weltweit führend im Klimabereich. Die EU leistet auch einen wichtigen Beitrag zu anderen Bereichen wie Bioökonomie (23 Prozent) und Gesundheit (17 Prozent). Sie verliert jedoch an Boden, da die wichtigsten Handelspartner der EU ihre Innovationsleistung in den letzten Jahren schneller verbessert haben.

Die FuE-Investitionen in der EU gingen während der Krise zurück, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren gab. Die wichtigsten FuE-Investoren der EU in den Bereichen Gesundheit und IKT-Dienstleistungen haben ihre FuE-Investitionen zwischen 2019 und 2020 erhöht (um 10,3 Prozent bzw. 7,2 Prozent), doch die wichtigsten FuE-Investoren der EU in anderen Sektoren haben ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung während der Krise zurückgefahren – dies betrifft IKT-Anbieter (-3,6 Prozent), Chemikalien (-3,7 Prozent), die Automobilindustrie (-7,2 Prozent) sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie (-22,6 Prozent).

In dem Bericht wird auch hervorgehoben, dass Europa seine Bereitschaft, rasch und angemessen auf neue, unerwartete Herausforderungen zu reagieren, verbessern muss. Dies haben die Coronavirus-Pandemie und die Invasion der Ukraine durch Russland gezeigt.

Die nachlassende Unternehmensdynamik in der EU wird sich auf Innovation und Wirtschaftswachstum auswirken. In dem Bericht wird argumentiert, dass es für die Verbesserung des Unternehmensumfelds und der Innovationskapazität in der EU neuen Schwung braucht, um seit Langem bestehende Probleme angehen zu können, z. B. Defizite beim Zugang zu Finanzmitteln, innovationsfeindliche Rahmenbedingungen, die anhaltende Kluft zwischen leistungsstarken Unternehmen und Nachzüglern sowie die Schwierigkeiten beim Anwerben und Halten von Talenten. Diese Fragen werden in der bevorstehenden Mitteilung über eine neue europäische Innovationsagenda behandelt.

Die virtuelle Auftaktveranstaltung zum Bericht findet am 12. Juli 2022 von 15.00 bis 17.00 Uhr (MEZ) statt. Dort werden die wichtigsten Ergebnisse des Berichts vorgestellt und eine Diskussion mit hochrangigen Rednern über aktuelle Trends in Forschung und Innovation und damit zusammenhängende Politikbereiche abgehalten.

Im EU-Bericht über die Leistung von Wissenschaft, Forschung und Innovation werden die Forschungs- und Innovationsdynamik und ihre Triebkräfte analysiert. Der Bericht kombiniert eine indikatorbasierte makroökonomische Analyse mit eingehender politischer Forschung und richtet sich sowohl an ein Fachpublikum aus Forschung und Innovation als auch an Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Finanzen sowie an Analysten. Es handelt sich um die vierte Ausgabe der zweijährlichen Veröffentlichung der Generaldirektion Forschung und Innovation der Kommission. Der vorangegangene Bericht (2020) ist hier abrufbar (nur auf Englisch verfügbar).