Die Deutsche Bundesregierung legt erstmals eine umfassende Start-up-Strategie vor

Start-ups sind junge innovative Unternehmen mit Wachstumsambitionen: Sie zeichnen sich durch ein innovatives Geschäftsmodell, ein innovatives Produkt oder eine innovative Dienstleistung aus. Außerdem haben sie Skalierungspotenzial, das heißt das Potenzial zu wachsen und sich zu entwickeln. Start-ups sind schon jetzt in einer Vielzahl von Branchen tätig, nicht nur in der Informations- und Kommunikationstechnologie, sondern beispiels- weise auch im Gesundheitsbereich oder in der Industrie. Viele Start-ups richten ihre Geschäftsmodelle dabei auch auf internationale Märkte aus. Diese jungen Unternehmen sind damit Treiber für wirtschaftliche Dynamik und Erneuerung. Sie entwickeln neue Märkte, fordern etablierte Unternehmen heraus und beleben den Wettbewerb. Start-ups sind daher wichtig für die Weiterentwicklung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft.

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Die Deutsche Bundesregierung legt erstmals eine umfassende Start-up-Strategie vor. ©Depositphotos

Immer mehr Start-ups haben auch eine besondere gesellschaftliche Relevanz: Für 75 Prozent aller Start-ups ist eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung sehr wichtig. Fast ein Drittel leistet durch Innovationen im Bereich Klima- und Umweltschutz einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft. Produkte und Dienstleistungen vieler Start-ups tragen dazu bei, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen („Sustainable Development Goals“) zu erreichen. Grüne Gründungen haben insbesondere mit Blick auf die Energiewende und die Erzeugung erneuerbarer Elektrizität bereits bewiesen, welche entscheidenden Beiträge sie leisten können. Ähnliche Beiträge sind zum Beispiel auch in den Bereichen Energie- und Ressourceneffizienz, erneuerbare Ressourcen und Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Wärme, Mobilität, Landwirtschaft und Ernährung möglich. Bei Investitionen in junge Unternehmen wird neben der finanziellen Rendite der Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Probleme immer wichtiger („Impact Investing“).

Das zeigt, Start-ups haben eine besondere Bedeutung für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, denn sie befeuern Wettbewerb und Innovationsgeist: Start-ups sind Ideengeber und Innovationstreiber. Sie stehen für Dynamik, Erneuerung und Transformation. Stärkung und Förderung des Start-up-Ökosystems sind daher zentrale Ziele der gesamten Bundesregierung.

Das Start-up-Ökosystem hat sich entwickelt und es bestehen große Potenziale:

  • Zwei Drittel der Gründenden bewerteten ihren Standort zuletzt als gut oder sehr gut (2021, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Jahr 2020).
  • Bei Start-ups in Deutschland arbeiteten bereits 2020 mehr als 415.000 Menschen. Bis 2030 ist ein Anstieg auf 974.000 Stellen möglich.
  • In Deutschland wurde zuletzt so viel Wagniskapital investiert, wie noch nie zuvor. Das Volumen lag 2021 bei rund 15 Milliarden Euro.

Potenziale und Herausforderungen für Start-ups hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in einem umfangreichen Beteiligungsprozess klar herausgearbeitet: Rund 80 Stellungnahmen sind im Rahmen einer Online-Konsultation eingegangen, sie wurden systematisch ausgewertet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat Expertinnen und Experten sowie Bundeskanzleramt und Ressorts zu insgesamt sechs Work- shops zu zentralen Themen eingeladen. Außerdem hat es den Austausch mit den Ländern zu den Aktivitäten des Bundes und der Länder intensiviert. Und der Beteiligungsprozess wird weitergehen. Auf dieser breiten Grundlage will die Bundesregierung die Herausforderungen konsequent angehen und die großen Potenziale für Wirtschaft und Gesellschaft auch tatsächlich nutzen.

Die Bundesregierung ist überzeugt: Deutschland braucht Menschen in allen Regionen, die mutig neue Wege be- schreiten und dafür Risiken eingehen. Dafür will sie die bestmöglichen Rahmenbedingungen in Stadt und Land schaffen, Gründende als Vorbilder sichtbar machen – und auch selbst neue Wege beschreiten, wo dies erforderlich ist. So entsteht ein neuer Gründungsgeist, der mehr Start-ups hervorbringt, sie nachhaltig wachsen lässt und die notwendige Dynamik erzeugt, den großen Herausforderungen unserer Zeit ökonomisch und gesellschaftlich zu begegnen.

Gründerinnen und Gründer gehen unternehmerische Risiken ein. Dafür sollte ihnen gesellschaftliche und politische Wertschätzung zuteilwerden. Die Bundesregierung möchte ausdrücklich auch diejenigen zu verstärktem Engagement im Bereich der Start-ups ermutigen, die dort bisher noch nicht oder nur in begrenztem Maße aktiv waren. Dies gilt sowohl für angehende Gründerinnen und Gründer als auch für Investorinnen und Investoren. Die Bundesregierung begrüßt Gründungen aus allen Lebenslagen und eine Kultur der zweiten Chance.

Sie bekennt sich dazu, bei der Umsetzung der im Folgenden genannten Maßnahmen die unterschiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen in den Blick zu nehmen.

Die Bundesregierung will Deutschland und Europa zu starken Start-up-Standorten entwickeln. Denn das eine geht nicht ohne das andere. Deshalb wird die Bundesregierung Start-ups auch bei relevanten europäischen Vorhaben konsequent mitbedenken und sich auf europäischer Ebene bei Projekten mit klarem Mehrwert für den Start-up- Standort Deutschland und Europa einbringen. Beispielsweise will Deutschland der „Europe Startup Nations Alliance“ zeitnah beitreten und auch in diesem Rahmen daran mitarbeiten, Europa zu einem attraktiven Start-up- Kontinent zu machen.

Die Bundesregierung übernimmt zudem die Finanzierung von Nationalen Kontaktstellen, die Antragstellende zum weltweit größten Förderprogramm für Forschung und Innovation „Horizont Europa“ beraten. Zentrales und neues Instrument im neunten Forschungs- und Rahmenprogramm der EU „Horizont Europa“ ist der Europäische Innovationsrat. Er bietet Unterstützung über das gesamte Innovationsspektrum – von der Frühphase der Forschung bis hin zum Scale-up und identifiziert und unterstützt dabei bahnbrechende Technologien und Innovationen mit dem Potenzial international marktführend zu werden.

Anfang des Jahres 2022 gab es in Deutschland 25 Start-ups mit einer Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar (sog. „Einhörner“). Die Bundesregierung begrüßt das Ziel der Europäischen Kommission, die Zahl der „Einhörner“ in Europa bis 2030 zu verdoppeln. Mit ihren Maßnahmen im Rahmen der Start-up-Strategie leistet die Bundesregierung einen wichtigen Beitrag zu diesem Ziel.

Die Herausforderungen sind in Deutschland und Europa sehr ähnlich. Diese geht die Bundesregierung mit dieser umfassenden Start-up-Strategie konsequent an. Die Strategie bündelt die Maßnahmen der Bundesregierung in folgenden Handlungsfeldern:

  1. Finanzierung für Start-ups stärken,
  2. Start-ups die Gewinnung von Talenten erleichtern – Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver ausgestalten,
  3. Gründungsgeist entfachen – Gründungen einfacher und digitaler machen,
  4. Start-up-Gründerinnen und Diversität bei Gründungen stärken,
  5. Start-up-Ausgründungen aus der Wissenschaft erleichtern,
  6. Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Start-ups verbessern,
  7. Start-up-Kompetenzen für öffentliche Aufträge mobilisieren,
  8. Start-ups den Zugang zu Daten erleichtern,
  9. Reallabore stärken – Zugänge für Start-ups erleichtern,
  10. Start-ups ins Zentrum stellen.

Die Bundesregierung wird die in der Start-up-Strategie gebündelten Maßnahmen innerhalb dieser Legislaturperiode umsetzen. Soweit dazu gesetzliche Maßnahmen erforderlich sind, wird sie dem Gesetzgeber Vorschläge unterbreiten. Alle in der Strategie genannten oder sich daraus ergebenden Maßnahmen auf Bundesebene liegen in der Verantwortung der jeweils zuständigen Ressorts und werden im Rahmen der geltenden Haushalts- und Finanzplanungsansätze finanziert. Die Bundesregierung wird jährlich über den Stand der Umsetzung berichten. Darüber hinaus wird sie regelmäßig überprüfen, ob und wie die Strategie fortentwickelt werden sollte. Dabei wird sie weiter den Dialog mit allen relevanten Stakeholdern pflegen sowie regelmäßig überprüfen, ob eine Erweiterung der Wissensbasis durch die Vergabe von Forschungsvorhaben angezeigt ist. Die Bundesregierung wird dar- über hinaus eine umfassende Analyse und Evaluation aller bestehenden Förder- und sonstigen Maßnahmen mit Bezug zu Start-ups vornehmen.

Weiterführende Information zur Start-up-Strategie finden Sie in diesem Dokument der Bundesregierung.

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