GfK-Konsumklimastudie für Juni 2018: Konsumklima stabilisiert sich

Der Handelskonflikt zwischen der EU und den USA verschärft sich und hinterlässt im Juni deutliche Spuren bei der Verbraucherstimmung in Deutschland. Der Konjunkturoptimismus lässt deutlich nach, während sich sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung mit geringen Zuwächsen behaupten können. GfK prognostiziert für Juli gegenüber dem Vormonat einen unveränderten Wert von 10,7 Punkten.

Den vom US-Präsidenten eingeschlagene Weg bezüglich der Handelspolitik gegenüber der EU sorgt bislang vor allem bei den Konjunkturerwartungen für Verunsicherung. Diese müssen deutliche Einbußen hinnehmen. Dagegen stemmen sich Einkommenserwartung wie auch Anschaffungsneigung und gewinnen im Juni sogar noch leicht dazu. Als Konsequenz stabilisiert sich das Konsumklima.

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Handelskonflikt lässt Konjunkturerwartung weiter abrutschen

Nach der stabilen Entwicklung im Vormonat muss die Konjunkturerwartung im Juni spürbare Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 14,1 Zähler und sinkt damit auf 23,3 Punkte. Einen niedrigeren Wert verzeichnete er zuletzt vor mehr als einem Jahr, im März 2017 mit 18,1 Punkten. Im Vorjahresvergleich steht ein Minus von 18 Zählern zu Buche.

Die protektionistische Handelspolitik des amerikanischen Präsidenten, die neben Deutschland auch andere exportorientierte Länder wie China betrifft, lässt die Konjunkturaussichten weltweit eintrüben. Als Konsequenz der Abschwächung gehen auch die Konjunkturexperten aktuell davon aus, dass die konjunkturelle Dynamik der Weltwirtschaft nachlässt. Davon ist natürlich auch die Exportnation Deutschland betroffen. So gehen sowohl das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) als auch das ifo-Institut davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr einen Gang zurückschalten wird. Entsprechend haben sie ihre BIP (Bruttoinlandsprodukt)-Prognose für dieses Jahr um etwa einen halben Prozentpunkt zurückgenommen. Sie prognostizieren nun ein Wachstum in diesem Jahr von 1,9 beziehungsweise 1,8 Prozent.

Einkommenserwartung behauptet sich in unruhigerem konjunkturellen Umfeld

Trotz sich eintrübender Konjunkturaussichten kann sich die Einkommenserwartung im Juni behaupten und ihr ohnehin exzellentes Niveau sogar noch einmal übertreffen. Nach einem Plus von 3,4 Zählern weist der Indikator 57,6 Punkte auf. Ein höheres Niveau war zuletzt im August 2017 mit 61,4 Punkten zu verzeichnen.

Die nach wie vor exzellenten Beschäftigungsaussichten lassen offenbar derzeit negative weltwirtschaftliche Einflüsse auf den Indikator in den Hintergrund treten. Zudem können sowohl die Beschäftigten wie auch die Rentner auf ansehnliche Einkommenszuwächse in diesem Jahr hoffen. Und auch die zuletzt wieder höheren Inflationsraten scheinen die Konsumenten bislang nicht zu beeindrucken.

Anschaffungsneigung im Sog stabiler Einkommensaussichten

Von der überaus stabilen Entwicklung der Einkommenserwartung profitiert in diesem Monat auch die Konsumneigung der Verbraucher. Mit einem Wert von 56,3 Punkten behauptet der Indikator sein sehr gutes Niveau. Gegenüber dem Vormonat wird sogar noch ein kleines Plus von 0,4 Zählern gemessen. Der Trend zeigt gegenwärtig eine Seitwärtsbewegung.

Nach wie vor profitiert die Anschaffungsneigung von einem rund laufenden Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung nimmt zu und die Arbeitslosigkeit geht weiter leicht zurück. Bislang ist darüber hinaus auch die Angst vor Jobverlust unter den Beschäftigten gering. Dies sorgt für Planungssicherheit, gerade wenn es um größere Anschaffungen beziehungsweise Ausgaben geht.

Der Sprung der Inflationsrate im Mai dieses Jahres auf 2,2 Prozent, der vor allem auf einen deutlichen Anstieg der Energiepreise zurückzuführen ist, kann die Konsumneigung bislang offenbar nicht beeinträchtigen.

Konsumklima unverändert

GfK prognostiziert für Juli 2018 einen unveränderten Wert von 10,7 Punkten. Damit stabilisiert sich das Konsumklima nach zwei Rückgängen in Folge wieder.

Im Gegensatz zu den exzellenten inländischen Rahmenbedingungen, wie Beschäftigung und Einkommensentwicklung, drohen der Binnenkonjunktur neben einem eskalierenden Handelskonflikt mit den USA derzeit durch die höhere Inflationsrate zusätzliche Belastungen. Sie ist im Mai auf 2,2 Prozent gestiegen. Wenn auch dies möglicherweise nur ein vorübergehender Anstieg ist, so ist davon auszugehen, dass dies negative Auswirkungen auf die reale Entwicklung der privaten Konsumausgaben haben dürfte. Da zudem die Dynamik der Weltwirtschaft etwas nachgelassen hat, revidiert GfK seine zu Beginn des Jahres vorgenommene Konsumprognose für dieses Jahr von 2 auf 1,5 Prozent.

Dennoch bleibt die Konsumkonjunktur in Deutschland intakt, wenn auch die Dynamik etwas nachlassen wird. Dies wird auch davon abhängen, ob durch die neue Regierung in Italien die Eurokrise wieder aufflammen wird und in Europa der Konflikt um die Asylpolitik beigelegt werden kann.

Zur Studie

Der Befragungszeitraum für die aktuelle Analyse war vom 1. Juni 2018 bis 15. Juni 2018. Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.

Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.

GfK prognostizierte für das vergangene Jahr 2017 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Konsumausgaben im Jahr 2017 real um etwa 1,9 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.

Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.

Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (z.B. Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten.

Gesellschaft für Konsumforschung