Der Anfang vom Ende für Paypal?

Die digitale Welt steht niemals still und der Konkurrenzkampf um Kunden wächst ständig.

Das bekommt auch die einstige Ebay-Tochter Paypal kräftig zu spüren. Paypal, ursprünglich als digitale Brieftasche mit den Optionen zum Bezahlen weltweit, Geld an Freunde verschicken, Geld leihen und mehr angelegt, spürt gerade auch in Deutschland den Gegenwind durch den Internet-Riesen Amazon, der Paypal als Bezahlvariante schlicht und einfach nicht mehr anbietet. Das macht sich bemerkbar. Dank Amazon ist nach dem Bezahlen per Rechnung (30,5 Prozent der Deutschen wählen im E-Commerce diese Möglichkeit) der Lastschrifteinzug die am häufigsten vertretene Option. In 20,2 Prozent der Käufe wird sie gewählt. Ohne Amazon käme sie gerade mal auf 4,2 Prozent.

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Umgekehrt würde es für Paypal nach Berechnungen von Statistikern aussehen. Würde Amazon Paypal anbieten, läge der Anteil an Online-Bezahlung in Deutschland bei 22,9 Prozent statt der 17,9 Prozent, die derzeit noch geblieben sind.

Und nicht nur Amazon setzt auf andere Möglichkeiten. Ebay will sich 2020 ebenfalls von Paypal trennen und Kartenzahlungen über einen anderen Anbieter abwickeln, um so auch die bei Paypal anfallenden Gebühren zu sparen.

Insgesamt gesehen steht Paypal aber trotz dieser Rückschläge zumindest derzeit noch gut da. In neun von zehn Internet-Shops ist der blau-weiße Button prominent auf der Webseite vertreten. Der gute Ruf und die Vetrrauenswürdigkeit, die sich Paypal erworben hat, wird auch von Kunden aus der Online-Casino Branche gewürdigt.

Auch die Bankenbranche an sich ist inzwischen besorgt durch das Vordringen finanzstarker Tech-Firmen in traditionelles Bankenterritorium.

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Allein Amazon hat seinem aus einem Buchversand in Seattle entstandenen Online-Imperium inzwischen eine Lebensmittelkette, Gesundheitsfirma und diverse Finanzdienste hinzugefügt. Kunden können mit ihrer Amazon-Kreditkarte (in Zusammenarbeit mit Visa) zahlen, Zahlungsdienste benutzen und sich sogar für einen Kredit bei der Firma bewerben.

Amazon steht damit längst nicht allein da. Facebook bietet den Versand von Geld an, Paypal vergibt unter anderem Kredite, und zahlen können Kunden fast überall inzwischen mit Google oder Apple.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken haben deutsche Banken bereits 2015 mit Paydirekt ihr eigenes Produkt entwickelt, aber so richtig durchgesetzt hat sich das noch nicht. Den Händlern fehlt die Nachfrage, und wohl auch der richtige Anreiz ohne erkennbaren Mehrwert für sie selbst.

Die Besorgnis der Banken ist durchaus gerechtfertigt. Das Amazon-Modell hat in jüngster Zeit deutlich an Schub gewonnen. „Amazon Lending“ heißt das Programm, das für Amazon-Marketplace-Händler in den USA und Großbritannien Kredit anbietet, um Lagerbestände aufzustocken. Mehr als drei Milliarden US-Dollar sind auf diese Art schon an Kleinhändler verliehen worden. Da Amazon auch die Logistik übernimmt, die Waren lagert und versendet, ist es im Falle eines Falles für Amazon kein Problem, die Waren zu pfänden, falls die Rückzahlungen ausbleiben. Als Partner hat Amazon-Chef Jeff Bezos die Bank of America gewonnen, die zudem Kredite absichern soll.

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Paypal hat seinen „Paypal Working Capital“-Service. Händler können einen Vorschuss bekommen. Die Rückzahlung erfolgt je nach Geschäftsverlauf. Kunden können sich ebenfalls Geld für Einkäufe über Paypal leihen.

Die Sorge der Banken liegt in dem Vorteil, den die Neueinsteiger im Finanzgeschäft haben: Informationen. Ein traditionelles Geldinstitut kann die Geschäftsrisiken von Kleinhändlern bei Amazon Marketplace nur schwer richtig einschätzen. Amazon hingegen weiß alles über Zuverlässigkeit, Lagerbestände, Verkaufsschlager, Ladenhüter, Umsätze, Gewinnspannen…

Was mit Kleinhändlern angefangen hat, ist inzwischen auch für mittelständische Händler interessant. Großkunden lassen noch auf sich warten, aber auch das kann sich schnell ändern.

In der Schweiz sehen sich die Banken aufgrund eines viel härteren Wettbewerbs allerdings im Gegensatz zu Deutschland noch sicher vor etwaiger Konkurrenz durch diese Art Service.

Spekuliert wird in der Finanzbranche auch über die Motive von Amazon und Co. sowie die künftige Entwicklung. Wollen Bezos und die Mitkonkurrenten tatsächlich richtig in die Branche der Finanzdienstleister einsteigen oder nicht? Oder sind sie nur Mittel zum Zweck? Facebook verdient sein Geld mit Werbung und je länger Nutzer auf der Plattform bleiben, desto besser. Und Amazon ermöglicht es durch die Kleinkredite, dass die Marketplace-Händler mehr Produkte über den Online-Riesen absetzen können.

Sicher scheint bislang nur zu sein, dass so schnell keiner Amazons Vorsprung von der Konkurrenz aufholen wird, gleich in welchem Branchenzweig des Riesen.

Ums reine Überleben braucht sich auch Paypal wohl keine allzu großen Sorgen zu machen, zumindest was die derzeitige Entwicklung anbelangt. In den 20 Jahren seit seiner Gründung in Kalifornien ist der Online-Bezahldienst so gut wie ständig gewachsen.

2002 kaufte Ebay das junge Unternehmen für 1,5 Milliarden US-Dollar. Seit 2004 gibt es auch eine deutschsprachige Webseite. Im Jahr 2013 soll Paypal schon mehr als 16 Millionen Kundenkonten in Deutschlang gehabt haben. Zahlen können die Nutzer per Lastschrift, Kreditkarte, Online-Überweisung oder durch Guthaben auf dem Konto.

2015 trennten sich Ebay und Paypal in eigenständige, unabhängige börsennotierte Unternehmen.

Aufgrund der EU-Zahlungsdienste-Richtlinie, die seit dem 13. Januar diesen Jahres in Kraft ist, hat Paypal es Händlern untersagt, Gebühren auf Kunden abzuwälzen – es sei denn, sie haben eine andere Praxis mit Paypal vereinbart.

Im Sommer 2017 soll Paypal einen Börsenwert von 61 Milliarden US-Dollar gehabt haben. Amazon lag nach der Statistik mit 476 US-Dollar an dritter Stelle der größten Internetunternehmen hinter Apple und Google/Alphabet.

Frank