Einstieg in den Gesundheitssektor: Amazon wittert das große Geschäft

Wenn Amazon ein neues Geschäftsfeld betritt, werden die Konkurrenten nervös. Das passiert gerade im US-amerikanischen Gesundheitssektor, wo der Internet-Riese gleich mehrere Projekte initiiert. Davon könnten vor allem die Privatpersonen profitieren.

Es gibt kaum einen Bereich, in dem Amazon nicht aktiv ist. Der Gesundheitssektor war bislang ein solcher. Die Betonung liegt auf „war“, denn das könnte sich bald ändern. Laut Medienberichten kontaktieren die Vertreter des Internet-Riesen derzeit in den USA sämtliche Krankenhausketten. Ganz oben auf der Liste steht das Großgewicht Northwell Health aus New York, zu dem 23 Spitäler und über 650 ambulante Einrichtungen gehören. Darüber hinaus soll ein Krankenhausbetreiber im Mittleren Westen Amazon als Großlieferanten engagiert haben. Noch handelt es sich um ein Pilotprojekt, doch die Verantwortlichen bringen ihre Ambitionen unmissverständlich zum Ausdruck: „Unser Ziel ist es, etwas ganz Neues zu sein“, sagt zum Beispiel Amazons Gesundheitschef Chris Holt und meint damit auch Features, die Ärzten und Krankenhäusern den Einkauf erleichtern sollen.

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pixabay.com ©DarkoStojanovic (Creative Commons CC0)
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Amazon könnte zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen

So ganz überraschend kommt Amazons Initiative nicht. Denn der Internet-Riese hat schon vor geraumer Zeit damit begonnen, Produkte zu verkaufen, die Arztpraxen für den Geschäftsalltag benötigen. Außerdem darf der Internet-Riese mittlerweile in einigen US-Bundesstaaten Medizintechnik und Medikamente als Großhändler versenden. Die entsprechende Lizenz dafür erhielt er im Herbst letzten Jahres. Deshalb befinden sich die Branchen-Akteuere im Aufruhr. Nur zu gut ist ihnen bekannt, dass der Internet-Gigant allen Konkurrenten das Leben schwer macht, sobald er ein neues Geschäftsfeld betritt. Und dieses Mal ist das Potential besonders groß, weil das US-amerikanische Gesundheitssystem sich in den letzten Jahren kaum digital entwickelt hat. Hier könnte Amazon seine Trümpfe ausspielen und die Wettbewerber ausstechen. Viele Marktbeobachter sehen dessen Markteintritt aber auch positiv. Sie trauen dem Giganten aus Seattle zu, dafür zu sorgen, dass die momentan sehr hohen Gesundheitskosten in den USA sinken. Denn diese setzen sich unter anderem aus den riesigen Ausgaben der Krankenhäuser für Materialien zusammen, die sie in Zukunft günstiger bei Amazon bekommen.

Gründung einer eigenen Krankenkasse

Dass die Branchenakteure sich vor Amazon fürchten, hat aber auch noch einen anderen Grund. Der Internet-Riese ist nämlich gerade bemüht, eine eigene Krankenkasse zu gründen. Hilfe bekommt er dabei von der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway und der größten US-Bank JP Morgan Chase. Zwar ist die Einrichtung erst einmal für die eigenen Mitarbeiter vorgesehen, doch könnte es nach einer bestimmten Zeit zu einer Expansion kommen, wie Amazon üblicherweise vorzugehen pflegt. Auch mit diesem Projekt möchte der Konzern aus Seattle das marode und vor allem intransparente Gesundheitssystem reformieren oder gar revolutionieren. Dieses sei „komplex“, sagte Jeff Bezos, „und wir gehen diese Herausforderung mit offenen Augen hinsichtlich ihrer Schwierigkeiten an.“

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