Lokale Marktplätze sind nur wenig hilfreich – viele Händler unzufrieden

Der Internet-Handel boomt. Das ist für viele Online-Shops und E-Commerce-Unternehmen erfreulich. Kleine stationäre Anbieter haben hingegen das Nachsehen, vor allem solche, die sich den digitalen Auftritt nicht leisten können. Ihnen wollen lokale Online-Marktplätze unter die Arme greifen. Doch der Erfolg ist bislang ausgeblieben, wie aus einer neuen Studie hervorgeht.

Sie heißen «Online-City Wuppertal», «GoCoburg» oder «Kiezkaufhaus Wiesbaden». Lokale Online-Marktplätze wie diese wollen regionalen Einzelhändlern beim Internet-Auftritt unter die Arme greifen, damit diese gegen Konkurrenten wie Amazon, Zalando oder eBay nicht völlig untergehen. Die Städte und Kommunen begrüßen diese Initiativen, zumal immer mehr stationäre Geschäfte in den Einkaufsstraßen schließen müssen. Laut «Local Commerce Alliance» soll es mittlerweile in Deutschland 74 digitale initiativen geben, die sich nicht nur auf Online-Marktplätze beschränken. Sind diese Projekte aber auch erfolgversprechend? Diese Frage stellten Studenten der Hochschule Koblenz mehr als 200 Händlern. Das Ergebnis ist eher ernüchternd.

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Weder mehr Besucher noch mehr Einkäufe

Laut Umfrage hält sich die Euphorie bei den Teilnehmern in Grenzen. Die meisten kleinen Händler gaben an, dass die jeweiligen lokalen Online-Marktplätze weder zu höheren Besucherzahlen noch zu mehr Einkäufen beigetragen haben. Und nur einigen wenigen gelang es, im Internet bessere Ergebnisse zu erzielen. Für die meisten blieben die Verkäufe genauso überschaubar wie im stationären Bereich. „Solche Marktplätze sind keine Selbstläufer. Es ist gar nicht einfach, daraus einen Erfolg zu machen“, sagt der Koblenzer Wirtschaftsdozent Andreas Hesse, der die Studie leitete. Wenn die lokalen Marktplätze gegen Amazon, Zalando oder eBay bestehen wollten, müssten sie schon kreativ sein und dürften nicht bei den Preisen oder dem Sortiment ansetzen, so der Experte. In diesen Bereichen hätten sie gegen die großen E-Commerce-Unternehmen keine Chancen.

Überschaubares Angebot

Wer die lokalen Marktplätze besucht, versteht, was Hesse meint. Das Angebot ist in der Regel sehr überschaubar. Frische Lebensmittel, die im E-Commerce immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind nur in den seltensten Fällen Teil des Sortiments. Ähnlich sieht es im Bereich Bekleidung aus, während Süßigkeiten, Wein und Spirituosen recht häufig angeboten werden. „Die lokalen Marktplätze widersprechen in vielen Punkten dem, was die deutschen Verbraucher wollen. Die Auswahl ist kleiner, die Preise höher. Es gibt Begrenzungen an allen Ecken und Enden“, fasst E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann die Misere zusammen.

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