Aktiv in mehreren Bereichen: DHL baut Streetscooter-Projekt aus, arbeitet mit Audi zusammen und will Potential im Lebensmittelgeschäft nutzen

DHL möchte hohe Umsätze generieren, aber auch klimafreundlich wirtschaften. Um diesen Spagat zu meistern, setzt das Unternehmen auf Streetscooter. Bis Ende des Jahres sollen mehrere Tausend solcher Fahrzeuge auf die Straße kommen. Außerdem plant der Logistik-Dienstleister einen weiteren Standort. Als Konkurrenten traditioneller Automobilhersteller will er sich dennoch nicht verstehen. Das gilt auch für Amazon. Im Gegenteil: Den Internet-Riesen aus Seattle sieht der Konzern als Partner.

Für DHL könnte es nicht besser laufen. Im Paketgeschäft verzeichnet der Logistik-Dienstleister steigende Wachstumsraten, und auch die Aktie des Unternehmens steht so hoch im Kurs wie noch nie. Zusätzlich dazu bringt DHL sein Streetscooter-Projekt voran. Dem Vorstandsvorsitzenden Frank Appel zufolge will der Dienstleister bis Ende dieses Jahres 5.000 seiner Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen, die er auch externen Dienstleistern zum Kauf anbietet. Das Interesse soll sehr hoch sein: „Wir haben eine extrem hohe Nachfrage. Das ist eine Chance, die wir so nicht erwartet hatten. Erste Kunden wie den Energieversorger EnBW und den Großhändler Deutsche See gibt es schon. Ich bin mir sicher, dass im Laufe der kommenden Monate weitere hinzukommen werden“, sagt Appel.

Aktiv in mehreren Bereichen: DHL baut Streetscooter-Projekt aus, arbeitet mit Audi zusammen und will Potential im Lebensmittelgeschäft nutzen
Aktiv in mehreren Bereichen: DHL baut Streetscooter-Projekt aus, arbeitet mit Audi zusammen und will Potential im Lebensmittelgeschäft nutzen 1

Weiterer Standort für Streetscooter-Produktion geplant

Die Herstellung der Streetscooter erfolgt derzeit ausschließlich in Aachen, wo jährlich 15.000 Fahrzeuge entstehen. Allerdings plant DHL, einen weiteren Produktionsstandort in Betrieb zu nehmen. Für welche Region sich das Unternehmen entschieden hat, will die Geschäftsführung noch nicht verraten. Obwohl die Nachfrage nach den Elektrofahrzeugen steigt, sieht sich der Logistik-Dienstleister nicht als einen Konkurrenten der etablierten Autokonzerne. „Unser Ziel ist, ein hochwertiges Fahrzeug zu produzieren, mit dem wir unsere eigenen ehrgeizigen Klimaschutz-Ziele erreichen können, das die Anforderungen unserer Zusteller erfüllt und das nicht teurer ist als die am Markt verfügbaren Produkte“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Der Logistik-Dienstleister setzt nicht auf Konkurrenz, sondern auf Kooperation. Das beweist das gemeinsame Projekt mit Audi, das seit Mai läuft. Dabei geht es darum, den Mitarbeitern des Automobilherstellers die Möglichkeit zu geben, in den Pausen schnell und einfach Pakete abzuschicken oder abzuholen. Dafür hat DHL mehrere Packstationen am Tor 9 des Audi-Werks und am Bildungszentrum aufgestellt. Diese sind öffentlich zugänglich, sodass sie auch Einwohner in der Nähe des Standorts nutzen können.

Amazon ist nicht Konkurrent, sondern Partner

Was Appel über die Automobilhersteller sagt, gilt auch für Amazon. Der Internet-Riese aus Seattle arbeitet schon seit geraumer Zeit daran, ein eigenes Logistik- und Zustellnetzwerk aufzubauen. Doch anstatt zu dem US-amerikanischen Giganten in Konkurrenz zu treten, will DHL mit ihm kooperieren: „Amazon ist für uns ein wichtiger Partner – und wird das auch bleiben. Wir wollen Amazon auf seinem Wachstumskurs begleiten und die Zusammenarbeit ausbauen. Dabei ist es das gute Recht von Amazon, selbst Dinge auszuprobieren. Unser Anspruch ist: die beste Qualität zu guten Preisen. Dass es noch viel Potenzial für neue Logistik-Lösungen gibt, zeigt das Beispiel Amazon Fresh. Hier liefern wir im Auftrag von Amazon frische Lebensmittel an Kunden im Großraum Berlin.“

Lebensmittelgeschäft wird wachsen

Im Lebensmittelgeschäft sieht der Vorstandsvorsitzende großes Potential, sodass DHL sich in diesem Bereich künftig stärker engagieren könnte. Schon jetzt befinden sich in dem Sortiment des eigenen Lieferdienstes Allyouneed Fresh mehr Produkte als in einem gewöhnlichen Supermarkt. Dass dafür die Preise höher sind, stellt für Appel kein Problem dar: „Viele Leute sagen: Zeit und Freizeit sind mir wichtiger, als ein paar Cent zu sparen. Darüber hinaus sind die Produkte bei uns oft frischer als im Geschäft, da wir direkt aus dem Lager zustellen und so Schritte in der Lieferkette sparen. Wir können die Menschen überzeugen, wenn sie positive Erfahrungen machen.“

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