Rocket Internet unter Schock: Kinnevik verkauft die Hälfte seiner Anteile

Schlechte Nachrichten ist Rocket Internet seit dem letzten Jahr gewohnt. Doch nun muss das Unternehmen eine verkraften, die wie eine Hiobsbotschaft klingt: Der langjährige Partner Kinnevik hat sich von dem Großteil seiner Holding-Anteile getrennt. Das bringt den Berliner Konzern in die Bredouille und zwingt ihn, in den nächsten Monaten die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

Für Rocket Internet war das letzte Jahr alles andere als einfach. Mehrere Beteiligungen der Holding erwiesen sich als Flop und verloren in der Folgezeit teilweise deutlich an Wert. Seitdem versucht sie, erneut auf die Beine zu kommen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Doch nun muss die Start-up-Schmiede einen weiteren Dämpfer verkraften. Und dieser kommt ausgerechnet von ihrem bisher treuestem Partner Kinnevik, der die Hälfte seiner Rocket-Beteiligung verkauft. Insgesamt handelt es sich dabei um 10,9 Millionen Aktien. Dass der schwedische Finanzinvestor sie für nur 210 Millionen Euro anbot, weist darauf hin, wie schnell er seine Anteile loswerden wollte. Kurz darauf fiel die Rocket-Aktie auf 20 Euro und ist mittlerweile sogar noch weniger wert.

Zwei Investoren mit unterschiedlichen Ansichten

Angesichts der längeren Zusammenarbeit hören sich die übriggebliebenen 6,6 Prozent der Anteile sehr gering an. Allerdings kommt der plötzliche Verkauf der Beteiligung nicht völlig überraschend, da das Verhältnis zwischen den beiden Unternehmen schon vor einer Weile Risse bekam. Obwohl Oliver Samwer Spannungen stets kleinredete, verließen im letzten Mai zwei Kinnevik-Vertreter den Aufsichtsrat. Zudem herrschte oft Unstimmigkeit bei dem Thema Bewertung. Während Rocket Start-ups wie zum Beispiel Westwing und Home24 oft großzügig beurteilte, lagen die Zahlen des schwedischen Finanzinvestors teilweise um die Hälfte darunter. Generell trat der skandinavische Großaktionär etwas bescheidener auf, ganz anders als der Berliner Konzern, der auch nicht erfolgreiche Beteiligungen „Poven Winners“ nannte.

Es könnte noch schlimmer kommen

Aber auch wenn es hinter den Kulissen schon lange kriselte, so schnell wollte sich Kinnevik ursprünglich nicht von dem Großteil der Anteile trennen. Lorenzo Grabau, Chef des Finanzinvestors, sprach 2016 zumindest davon, dass sein Unternehmen erst in zwei oder drei Jahren darüber nachdenken werde. Zuvor wollte er dem gemeinsamen Geschäft eine Chance geben und abwarten, in welche Richtung es sich bewegt. Dass es jetzt so schnell ging, könnte auch damit zusammenhängen, dass Grabau im Dezember seinen Posten hatte räumen müssen. Seine Nachfolger scheinen nicht so geduldig zu sein wie der Italiener und könnten sogar auch die restlichen Anteile verkaufen. Da dies aber frühestens Ende Mai geschehen darf, bleibt Rocket noch ein wenig Zeit, um eine neue Strategie auszudenken. Doch die Aussichten sind alles andere als rosig.

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