GfK-Studie zur Kaufkraft für Sortimente in Polen

Im Jahr 2016 summierte sich die Einzelhandelskaufkraft der Polen auf rund 89 Mrd. Euro. Gut 43 Prozent davon flossen in Nahrungs- und Genussmittel. Die Grundversorgungssortimente – Food, Bekleidung und Gesundheit/Pflege –vereinnahmen knapp zwei Drittel der Einzelhandelskaufkraft der Polen. Die Anteile und Kaufkraftpotenziale der Sortimente unterscheiden sich allerdings je nach Region erheblich, wie die GfK Studie zeigt.

Im Jahr 2016 besaßen die Polen laut GfK eine durchschnittliche Einzelhandelskaufkraft von 2.326 Euro pro Kopf. Diese misst – am Wohnort der Konsumenten – das durchschnittliche, verfügbare Ausgabepotenzial im Einzelhandel.

GfK-Studie zur Kaufkraft für Sortimente in Polen
GfK-Studie zur Kaufkraft für Sortimente in Polen 1

Die Einzelhandelskaufkraft wird in der GfK Studie zur regionalen Sortimentskaufkraft 2016 für verschiedene Sortimentsgruppen aufgeschlüsselt. Dabei vereinen die Top 3 Sortimentsobergruppen – Food, Bekleidung, Gesundheit/Pflege – schon mehr als 64 Prozent der Einzelhandelskaufkraft. Die anderen Obergruppen teilen sich das restliche Drittel:

Ausgewählte Sortimentsgruppen Anteil in % Sortimentskaufkraft pro Einwohner in 2016
Einzelhandelskaufkraft

100,0

2.326

Foodbereich

43,1

1.003

Bekleidung

11,1

258

Gesundheit, Pflege

9,9

230

Baumarktsortimente

9,3

216

Einrichtungsbedarf

6,1

141

Unterhaltungselektronik, ITK und Foto

5,1

118

Elektrohaushaltsgeräte

4,5

105

Sport-, Hobby- und Freizeitartikel

2,7

62

Schuhe, Lederwaren

2,6

61

Bücher, Schreibwaren

2,3

54

Hausrat

1,9

44

Uhren, Schmuck

1,5

35

Quelle: GfK Sortimentskaufkraft Polen 2016

Lebensmittel und Pflege

Wenn es um Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Gesundheit geht, würde man vermuten, die Kaufkraft und damit das Potenzial sei gleich verteilt. Wie die Studie zeigt, ist dem allerdings nicht so.

Im Hauptstadtkreis Warszawa liegt die pro-Kopf-Kaufkraft für Food-Sortimente mit 1.347 € gut 34 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Einwohner des Kreises Przysuski im zentralen Teil Polens müssen sich dagegen mit 807 € pro Kopf begnügen. Das sind rund 20 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt.

Noch größer ist die Spreizung bei der Kaufkraft für Gesundheit- und Pflegesortimente: Auch hier sind die Bewohner der polnischen Hauptstadt Spitze. Mit 419 € pro Kopf haben sie 82 Prozent mehr als der polnische Durchschnitt zur Verfügung. Die Einwohner des Kreises Nowomiejski im nördlichen Teil Polens bilden den Gegenpol: Mit nur 172 € pro Kopf haben sie rund 25 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt für diese Sortimente.

Der Blick auf die Kaufkraftkarten beider Sortimentsgruppen zeigt, dass die Verteilung für Food wesentlich homogener ist als für Gesundheit/Pflege.

 

Bekleidung

Gleich ob Damen-, Herren, Kinderbekleidung, Socken oder sonstige Wäsche: Auch das Sortiment Bekleidung weist eine sehr unterschiedliche räumliche Verteilung und Potenzialstärke auf.

Wieder steht dem Hauptstadtkreis Warszawa ein starker Kontrast in ländlich geprägten Regionen entgegen: Die Einwohner des Kreises Kolnenski im nord-östlichen Teil Polens haben mit 197 € pro Kopf nicht einmal die Hälfte des Ausgabepotenzials für Bekleidung wie die Warschauer.

Rang 2016 Kreis (Powiaty) Einwohner Kaufkraft Bekleidung 2016 pro Einwohner in € Kaufkraft-index *
1 Warszawa

1.744.351

465

180,5

2 Piaseczynski

177.007

394

153,2

3 Warszawski Zachodni

112.957

379

147,2

4 Pruszkowski

160.776

376

145,9

5 Grodziski

90.656

352

136,8

Quelle: GfK Sortimentskaufkraft Polen
* Index je Einwohner; 100 = Landesdurchschnitt

 Alle Großstädte Polens mit über 500.000 Einwohnern schneiden bei der Sortimentskaufkraft überdurchschnittlich ab, auch in den drei wichtigsten Sortimentsgruppen Food, Bekleidung und Gesundheit/Pflege. Allerdings sind auch innerhalb dieser fünf Top-Regionen deutliche Kontraste erkennbar.

Kreis Einwohner Kaufkraftindex* Food Kaufkraftindex* Gesundheit, Pflege Kaufkraftindex*
Bekleidung
Warszawa

1.744.351

134,4

181,7

180,5

Krakow

761.069

107,8

114,9

115,4

Lodz

700.982

104,8

124,1

115,7

Wroclaw

635.759

116,8

134,1

118,0

Poznan

542.348

114,0

121,1

114,9

Quelle: GfK Sortimentskaufkraft Polen
* Index je Einwohner; 100 = Landesdurchschnitt

Diese treten im Vergleich der 20 einwohnerstärksten Kreise noch stärker hervor. Hier zeigen sich bei einigen der drei Hauptsortimente teils deutlich unterdurchschnittliche pro-Kopf-Potenziale. Dennoch bieten diese Regionen aufgrund ihrer vielen Einwohner für bestimmte Einzelhandelsunternehmen ein insgesamt attraktives Gesamtpotenzial.

Baumarkt / DIY

Wie viel die Masse an potenziellen Kunden ausmacht, wird beim Blick auf die regionalen Potenziale für Baumarkt/DIY deutlich. Innerhalb der Top 10 Kreise nach dem Baumarktpotenzial je Einwohner finden sich auch einige weniger einwohnerstarke Kreise wie Sopot und Grodziski. Die zweithöchste Gesamtsumme an Potenzial (wieder nach Warszawa) zeigt aber der Kreis Wroclaw, der nach dem Ranking je Einwohner erst auf Platz sieben kommt.

Top 5 Kreise Kaufkraft für Baumarkt / DIY je Einwohner

Rang 2016 Kreis Einwohner Gesamtkaufkraft Baumarkt in Mio. € Kaufkraft Baumarkt 2016 pro Einwohner in € Kaufkraft-index *
1 Warszawa

1.744.351

637,9

366

169,6

2 Piaseczynski

177.007

54,5

308

142,8

3 Warszawski Zachodni

112.957

33,6

297

137,7

4 Pruszkowski

160.776

47,6

296

137,2

5 Katowice

299.910

88,4

295

136,7

Quelle: GfK Sortimentskaufkraft Polen
* Index je Einwohner; 100 = Landesdurchschnitt

Zum Baumarktsortiment zählen nicht nur klassische Innenausbausortimente wie Fliesen, Platten, Tapeten, Bad- und Sanitärausstattung, sondern auch Außenbaustoffe wie Ziegel ebenso wie Autozubehör, Gartengeräte und Pflanzen.

Beim Baumarktsortiment ist zu beachten, dass das Potenzial in ländlichen Regionen meist höher ist als in städtischen Gebieten, da mehr Wohnraum und Gartenfläche je Person zur Verfügung steht. In Polen wird dieser Effekt allerdings vom starken Stadt-Land-Gefälle des verfügbaren Einkommens überlagert, so dass hier die Städte dennoch mehr Potenzial haben als die ländlichen Regionen.

Hobbies, Sport und Freizeit

Für Hobby- und Freizeitsortimente (u.a. Brett- und Kartenspiele, Plüschtiere, Bastel- und Malzeug, Musikinstrumente, Fahrräder, Ski, Boote, Zelte, Schlafsäcke, etc.) haben die Warschauer ebenfalls das höchste absolute und pro-Kopf-Potenzial in Polen. Mit 128 Euro pro Kopf kommen sie auf mehr als das Doppelte des Landesdurchschnitts. Genau im Durchschnitt liegen die rund 50.000 Einwohner im Kreis Laski in der Nähe von Łódź mit 62 € pro Kopf. Die Einwohner des Kreises Kazimierski im südlichen Teil Polens können davon nur träumen: Ihnen stehen mit durchschnittlich 35 € pro Kopf nicht einmal 60 Prozent des Landesdurchschnitts dafür zur Verfügung. Immerhin beträgt das gesamte Kaufkraftpotenzial für Hobbies, Sport und Freizeit im Kreis 1,2 Mio. Euro.

Zur Studie
Die Studie „GfK Sortimentskaufkraft“ basiert auf unterschiedlichen Erhebungen und Analysen des Einkaufsverhaltens von Verbrauchern im Einzelhandel. Auf Basis dieser Verbraucherinformationen ermittelte der Bereich Geomarketing von GfK gemeinsam mit den Marktexperten von GfK Polonia die regionale, sortimentsbezogene Kaufkraft für verschiedene Sortimente.

Die Kaufkraft wird als nominaler, das heißt nicht inflationsbereinigter, Prognosewert ausgewiesen. Sie bezieht sich auf den Wohnort, nicht auf den Einkaufsort. Die Daten stellen Durchschnittswerte für alle Einwohner einer Region dar. Rückschlüsse auf die Vermögenswerte von Einzelpersonen sind daher falsch.

Die Daten liegen flächendeckend für alle administrativen und postalischen Gebietseinheiten Polens vor – von Kreise, Gemeinden und Stadt- und Landgemeinden („Gminy“, „Miasta“) bis hin zu 5-stelligen Postleitzahlen. Entsprechende GfK-Studien zur Sortimentskaufkraft sind auch für viele weitere europäische Länder verfügbar, darunter Deutschland, Tschechien, die Slowakei, Österreich und die Schweiz.
Verwendungszweck der Daten

Die regionalen Daten zur GfK Sortimentskaufkraft sind eine wichtige Grundlage der Vertriebs- und Marketingplanung in Unternehmen vieler Branchen. Entscheidend ist dabei eine realistische Abbildung der regionalen Verteilung der Kaufkraft. Der Fokus der Studie liegt entsprechend nicht in der Vergleichbarkeit der Daten über Jahre hinweg. Da es sich um Prognosen handelt, wird ausdrücklich davon abgeraten, die Daten der Vorjahre 1:1 miteinander zu vergleichen.

Die GfK Sortimentskaufkraft zeigt Handelsunternehmen und Herstellern das regionale Absatzpotenzial für verschiedene Sortimente. So können die Unternehmen mit ihren Vertriebs- und Marketingaktionen auf die Konsumvorlieben der Verbraucher vor Ort eingehen. Auch bei der Standortplanung und -bewertung, im Category Management und Sales Controlling liefern die Daten eine objektive Entscheidungsbasis.