Arbeitsbedingungen bei Zalando: Da schreit niemand vor Glück
Zalando forciert momentan Berichte über angeblich verbesserte Arbeitsbedingungen und bedient sich dabei auch bei der Politik. So steht aktuell in der Presse zu lesen, dass Thüringens Ministerpräsident bessere Arbeitsbedingungen bei Zalando sehe.
Inzwischen gebe es nicht nur Arbeitnehmervertretungen, auch der Anteil der Beschäftigten mit befristeten Verträgen sinke, sagte Ramelow am Montag nach einem Gespräch mit Zalando. … Mit derzeit rund 2800 Beschäftigten sei der Internethändler ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.
Weniger Zeitverträge nach dem Weihnachtsgeschäft und den dazugehörigen Retouren? Ein Schelm wer dabei Böses denkt oder gar annimmt, das die Reduktion mit dem hohen Arbeitsaufkommen des Weihnachtsgeschäfts und der typischen Freisetzung der befristeten Aushilfskräfte zusammenhängen könnte.
Am Erfurter Standort ist die Zahl der Leiharbeiter deutlich höher als angenommen. Im Schnitt kommen 15% der Mitarbeiter in Erfurt von Fremdfirmen. Im November 2014 hatte Zalando noch erklärt, übers Jahr würde der Anteil bei zirka 8% liegen. Sprecher Boris Radke sagte, zu Spitzenzeiten steige der Anteil der Leiharbeiter auch mal auf 25%. Dafür gebe es aber auch Zeiten, in denen es keinen Leiharbeitern bedürfe. Bezeichnend und ins Bild passend ist auch, dass Zalando offenkundig ebenso auf Leiharbeiter ausländischer Zeitarbeitsfirmen zurückgreift.
Aber nicht nur in den Lägern ist die Unzufriedenheit mir den Bedingungen hoch, schaut man sich die Bewertungen von Zalando als Arbeitgeber auch von Angestellten in der Verwaltung an, wird klar, wie Zalando als Arbeitgeber „tickt“, hier einige Auszüge von Bewertungen aus dem Portal Kununu:
- Schlechtes Klima. Nur befristete Verträge, dadurch Angst und Druck bei den Mitarbeitern. Sie erwarten, dass man kein Leben nach der Arbeit hat.
- Die Fähigkeiten um Probleme zu lösen existiert nicht. Das Motto: Mitarbeiter kann immer ausgetauscht werden. Wer zu viel sagt, muss raus. Viele wurde gekündigt, weil sie „zu ehrlich“ war. Wenn jemand eines Tages nicht mehr kommt, weiß man, was passiert ist.
- Es gibt Mitarbeiterkonditionen und ein Gehalt, was jedoch weit unterdurchschnittlich ist. Nur befristete Verträge. Start mit 1 Jahr Dauer, dann nochmal 1 Jahr Dauer oder 2 Verträge mit 0,5 Jahren /Dauer.
- Offene Meinung ist nicht erwünscht obwohl sie etwas anderes in ihren „Verlautbarungen“ sagen. Das nennen von Namen bei Fehltritten wird nicht nur inoffiziell gefördert sondern deutlich in Gesprächen dazu aufgefordert.
- Leider schafft es Zalando nicht, gute Mitarbeiter langfristig an sich zu binden. Es werden überwiegend nur junge, unerfahrene Mitarbeiter eingestellt, die wenig kosten und nach Möglichkeit keine Kritik äußern. Um erfahrene Leute anzulocken und langfristig an sich zu binden, muss eine Anpassung der Gehälter erfolgen. Es herrscht viel Unzufriedenheit.
- Sie wollen Mitarbeiter einstellen aber es gibt kaum Bewerber, das liegt wahrscheinlich an der Bezahlung viele Unternehmen zahlen für gleiche Arbeit mehr, das tut sich keiner an.
Arbeit, Verantwortung und Leistung werden mehr, aber die Bezahlung nicht.
Musste 4 Jahre befristet arbeiten, ich bin enttäuscht.
Es gibt viele weitere Bewertung von Arbeitnehmern, die Dinge schreiben wie die Geräuschkulisse ähnele der auf einer Hühnerfarm, die Chefs seien vor allem jung, überfordert und an Fußball-Small-Talk interessiert. Wer nicht auf sämtlichen Firmenevents erscheine, werde bei Beförderungen übergangen, das sei so eine Art Grundregeln bei „Zalandtology“.
Will man einer der 591 Bewertungen glauben, zeichnet Zalando auch Anrufe der Angestellten auf und wertet diese in wöchentlichen Mitarbeitergesprächen aus – diese Aussagen gibt es bereits seit 2014 , nachdem eine RTL-Reporterin verdeckt in einem Logistiklager des Unternehmens gearbeitet hatte.
Natürlich sind solche Bewertungen generell mit Vorsicht zu genießen, aber die Tendenz bei einer so hohen Anzahl von Bewertungen ist deutlich erkennbar! Auch schlägt ein Vergleich mir Amazon fehl, denn bei Amazon wird tatsächlich an den Bedingungen gearbeitet und bereits die Ausgangslage war deutlich besser als bei Zalando!
Für modeaffine Menschen ist es bei Zalando wohl trotz Rabatten, Hipster-Kollegen und Glamour nicht erstrebenswert, die Karriere in der Modewelt zu starten oder fortzuführen. Zalando ist seit 2012 immer wieder massiv negativ aufgefallen und kämpft mit einem wachsenden Ansehensverlust, scheint aber ausser dem Forcieren von Pressemitteilungen und politischer Lobbyarbeit wenig zu ändern.
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