Schwaches Weihnachtsgeschäft im Internet – davon profitiert der stationäre Handel

Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft verfiel die ganze Branche in Euphorie. Alle waren sich sicher, dass der Online-Konsum bis Heiligabend das Niveau der vergangenen weit überschreiten werde. Doch nun scheint es anders zu kommen, wie eine neue Studie belegt. Während sich die Verbraucher im Internet zurückhalten, kaufen sie wieder öfter in den stationären Geschäften ein.

Die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft waren groß. Nahezu alle Online-Händler rechneten mit Rekordumsätzen. Als dann auch noch der Black Friday erfolgreich verlaufen war, hegten sie überhaupt keine Zweifel mehr daran, dass die Deutschen in der diesjährigen Wintersaison besonders viel in Internet einkaufen würden. Kurz eine Woche vor Weihnachten sieht die Realität jedoch anders aus. Zu dieser Erkenntnis sind das IIHD Institut und die Unternehmensberatung BearingPoint gekommen, die wie jedes Jahr Verbraucher zu ihrem bisherigen Konsumverhalten in der Vorweihnachtszeit befragt hatten. Dabei stellten sie fest, dass die Online-Käufe zum jetzigen Zeitpunkt sechs Prozent hinter den Erwartungen liegen.

Das Budget ist noch lange nicht ausgeschöpft

Wie die Umfrage ergab, lassen sich die Deutschen noch viel Zeit bei der Geschenksuche und gehen mit ihren Geldmitteln bislang vorsichtig um. Verbrauchten sie am 3. Adventssamstag 2015 noch 97 Prozent ihres Online-Budgets, so verfügen sie in diesem Jahr zum gleichen Zeitpunkt noch über ganze 18 Prozent. Dass sie aber auch diese noch ausgeben werden, dessen sind sich die Initiatoren der Befragung sicher – allerdings nicht im Internet: „Profiteur des schwächeren Online-Kaufverhaltens wird erwartungsgemäß der stationäre Handel sein. Insbesondere in den Tagen kurz vor dem Weihnachtsfest zeigen sich immer weniger Kunden bereit, das Risiko einer zu späten Lieferung beim Online-Kauf einzugehen und entscheiden sich für innerstädtische Handelsformate“, sagt Kay Manke von BearingPoint.

Vernetzung verschiedener Kanäle verändert das Konsumverhalten

Dass die deutschen Verbraucher in diesem Jahr wieder mehr im stationären Handel für das Weihnachtsfest vorsorgen, liegt auch an der stärkeren Vernetzung verschiedener Kanäle. Wenn Konsumenten zum Beispiel in der Innenstadt an einem Geschäft vorbeilaufen und ein interessantes Produkt sehen, kaufen sie es zu einem späteren Zeitpunkt online. Laut Studie entspricht dieses Verhalten knapp 20 Prozent der Befragten, während sich ein Fünftel vom Internethandel dazu inspirieren lässt, einen stationären Laden aufzusuchen und die Artikel dort zu erwerben. Je nach Region variieren diese Werte teilweise stark, sodass zum Beispiel in Mannheim sogar 40 Prozent diesen Weg wählen. IIHD-Direktor Prof. Jörg Funder trügen vor allem mobile Endgeräte zu dieser Entwicklung bei. Diese gehe zunehmend in die Richtung, „dass sich einstige Kundentypen wie der stationäre Käufer und der Online-Käufer längst nicht mehr trennscharf unterscheiden lassen“. Stattdessen bilde sich derzeit ein hybrider Konsumententyp heraus, der je nach Bedarf mehrere Kanäle nutze.

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