Curated Shopping auf dem Prüfstand: Der Modehändler „Mey+Edlich“ stellt seinen Service ein

Im letzten Jahr setzte Zalando in der Modebranche den Trend in Gang, Curated-Shopping-Angebote zu unterbreiten. Während aber der Berliner Internetriese mit diesem Konzept Erfolg hat, fällt es vielen kleinen Händlern schwer, zwischen Ertrag und Aufwand ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Das gilt zum Beispiel für den Spezialisten für Männermode „Mey+Edlich“, der den Service vorerst aus seinem Angebot nimmt.

Das Konzept „Curated Shopping“ steht auf wackeligen Füßen. Nachdem Zalando 2015 diesen Service in sein Angebot aufgenommen hatte, folgten dem Branchenprimus viele kleine Mode-Händler und hofften, dadurch die Verkäufe im Online-Shop zu steigern. Seine Kunden von Mode-Stylisten beraten zu lassen, erschien auch für den Textilversender „Walbusch“ verlockend. Deswegen spannte er im Herbst letzen Jahres sein Tochterunternehmen „Mey+Edlich“ für ein Experiment ein. Am Anfang bot der Spezialist für Männermode Curated Shopping zunächst nur seinen Stammkunden an. Weil der Service schnell auf große Zustimmung stieß, machte der Händler ihn schließlich für alle Interessenten verfügbar. Unter dem Motto „Männerpaket“ richtete sich das Angebot vor allem an Herren, die entweder sehr wenig Zeit für Online-Shopping haben oder nicht stilsicher genug sind, um ein geschmackvolles Outfit selber zusammenzustellen. Die anfängliche Euphorie um den Service scheint sich jedoch gelegt zu haben. Wenn Kunden derzeit den Shop besuchen, stoßen sie auf die Meldung, dass „Mey+Edlich“ das „Männerpaket“ nicht mehr anbietet.

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Curated Shopping ruht, kann aber wiederkommen

Von einem endgültigen Schluss des Curated Shoppings will der Modehändler aber nicht sprechen. Stattdessen hofft „Mey+Edlich“ auf bessere Zeiten, weshalb der Anbieter Interessenten mit der Begründung vertröstet, dass der Service lediglich „ruhe“. Eine Wiederaufnahme sei jederzeit möglich, zumal sich das Konzept bei den Kunden großer Beliebtheit erfreue, so der Mode-Händler Als Grund für die kurzzeitige Einstellung nannte er „begrenzte interne Kapazitäten“. Dass der Service wieder im Angebot auftaucht, bezweifeln viele Branchen-Experten jedoch. Viel eher gehen sie davon aus, dass das Konzept trotz Kundenzuspruch keine nennenswerten Umsätze generiere. Das liege insbesondere an den hohen Kosten für Stylisten, die „Mey+Edlich“ festangestellt hatte. Zalando beschäftigt hingegen freiberufliche Berater und scheint dadurch besser wirtschaften zu können, wie die europaweite Ausweitung des Services beweist. Für „Mey+Edlich“ gerieten Aufwand und Ertrag jedoch in ein unausgewogenes Verhältnis. Mit diesem Problem dürften viele andere Anbieter ebenfalls kämpfen.

Wie funktioniert Curated Shopping?

Beim Curated Shopping stellen Styling-Spezialisten für Kunden ein Outfit individuell zusammen, indem sie deren Vorlieben berücksichtigen. Dafür muss jeder Interessent auf der Seite des jeweiligen Anbieters einen Online-Fragebogen ausfüllen. Hierbei interessiert die Stylisten vor allem, welches Outfit sich der Kunde wünscht. Soll es lässig sein oder sich für Geschäftstreffen eignen? Nicht minder wichtig sind Farbenpräferenz, Größe und Preis, nach denen sich die Mitarbeiter ebenfalls richten, wenn sie die einzelnen Kleidungsstücke aufeinander abstimmen.

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