Rocket Internet verkleinert das Mitarbeiter-Team und will sich stärker auf das Beteiligungsgeschäft konzentrieren

Nach dem Wechsel in den Prime Standard an der Frankfurter Börse ergreift Rocket Internet die ersten Maßnahmen, um für mehr Transparenz zu sorgen. Zugleich will sich das Berliner Unternehmen stärker als Venture Capitalist engagieren. Mit diesen Plänen verärgert es jedoch seinen schwedischen Partner Kinnevik, der darin eine Gefahr für sein eigenes Beteiligungsgeschäft sieht.

Rocket Internet verkleinert das Mitarbeiter-Team und will sich stärker auf das Beteiligungsgeschäft konzentrieren
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Für Rocket Internet waren die letzten Wochen und Monate sehr schwer. Weil seine Beteiligungsunternehmen enorme Verluste hinnehmen mussten und die Aktie der Berliner Holding seit Börsengang von 42,50 Euro auf 18 Euro fiel, entschied sich die Start-up-Schmiede dazu, auf dem Frankfurter Finanzmarktplatz seriöser aufzutreten als bisher. Deswegen wechselten sie vom Entry Standard in den stärker regulierten Prime Standard, der von allen Börsensegmenten den höchsten Grad an Transparenz aufweist. Um sie zu gewährleisten, leitet Rocket nun die ersten Maßnahmen ein und kürzt seine Mitarbeiterzahl in der Berliner Zentrale. Waren dort bislang 400 Menschen beschäftigt, sollen bis Ende des Jahres nur noch 300 übrig bleiben. Für mehr Furore sorgt der Wechsel des bisherigen CTOs Christian Hardenberg, der künftig in der gleichen Position für die Rocket-Beteiligung Delivery Hero tätig sein wird. Seinen Platz nahm am 1. Oktober Ronny Rentner ein.

Von einer Start-up-Schmiede zum Venture Capitalist

Der Personalwechsel könnte damit in Verbindung stehen, dass Delivery Hero sich derzeit auf einen Börsengang vorbereitet. Angesichts der eigenen Aktien-Verluste ist dieser für Rocket Internet überaus wichtig, weshalb die Holding dem Beteiligungsunternehmen gerne kompetente Mitarbeiter zur Verfügung stellt, solange sie es zum Erfolg führen. Darüber hinaus sprechen Branchenbeobachter davon, dass Rocket Internet nicht länger als Start-up-Schmiede agieren wolle und sich stattdessen auf das Beteiligungsgeschäft im Stile eines klassischen Venture Capitalists konzentrieren möchte. Oliver Samwer zumindest soll kein Wort mehr über seine Portfolio-Unternehmen verlieren.

Spannungen zwischen Rocket und Kinnevik

Der schwedische Großinvestor Kinnevik, der zusammen mit Rocket an Home24 beteiligt ist, nimmt an Samwers Investment-Plänen Anstoß. Die zunehmende Geschäftsverschiebung nahm sein Partner schon vor längerer Zeit wahr und beklagte sie schon mehrmals, weil er befürchtet, dass ihm die Berliner Holding als Venture Capitalist Konkurrenz machen könnte. Aus diesem Grund verließ Kinnevik-Chef Lorenzo Grabau im Mai dieses Jahres den Rocket-Aufsichtsrat, um ein Zeichen zu setzen. Die Berliner Holding bemüht sich hingegen um Harmonie und spricht von dem schwedischen Unternehmen in den höchsten Tönen und bezeichnet ihn als vertrauensvollen Kooperationspartner, dem sie auch in Zukunft die Treue halten wird. Beschwichtigen wollte auch die Rocket-Sprecherin, die verlauten ließ, dass das Berliner Internetunternehmen auch weiterhin „Firmen aufbauen als auch in sie investieren“ möchte.

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