Elektrogroßhändler Sonepar schließt nach heftiger Kritik seinen B2B-Online-Shop

Der deutsche Ableger des französischen Familienunternehmens Sonepar stellt seinen B2B-Online-Shop ein. Grund dafür ist die heftige Kritik, die das Elektrohandwerk und die Innungen auf den Großhändler ausüben. Sie fürchten vor allem um das dreistufige Vertriebsmodell. Dieses will auch Sonepar erhalten, glaubt aber, dass das Online-Geschäft dennoch in den Großhandel integriert werden sollte. Die Lösung sieht das Unternehmen daher in einer gemeinsamen Digitalisierungsstrategie.

Der Konzern Sonepar mit Sitz in Paris gilt im weltweiten Elektrohandel als Marktführer. Mittlerweile ist er in 44 Ländern mit mehr als 2800 Niederlassungen vertreten und verkauft dort Artikel nationaler und internationaler Lieferanten an Kunden, die aus Industrie, Handwerk und Handel stammen. Sein Ableger in Deutschland verlagerte kürzlich das Geschäft ins Internet und eröffnete einen B2B-Online-Shop Elektrogrosshandel.de, in dem die gleichen Sortimente erhältlich sind wie in gewöhnlichen Baumärkten. Doch während die Industrie den Gang ins Internet mit Freude begrüßte, stieß er beim Handwerk auf Ablehnung. Dabei nahmen die Vertreter Anstoß an den Artikeln und Sortimenten, vor allem aber an den Preisen auf dem Internetportal, die ihrer Meinung nach zu niedrig seien. Unzufrieden zeigten sich auch die Innungen und kritisierten Sonepar so lange, bis der Großhändler die Entscheidung traf, seinen B2b-Online-Shop zu schließen. „Wir können die negativen Reaktionen nur bedingt nachvollziehen, müssen aber nicht mit dem Kopf durch die Wand“, kommentierte der Kommunikationsleiter Dirk Feller diesen Entschluss und fügte hinzu, dass Sonepar sich als Partner des Handwerks verstehe und deshalb immer zu Gesprächen bereit sei, um Probleme gemeinsam zu lösen.

Sonepar behält das Online-Geschäft im Auge

Obwohl die Einstellung des digitalen Verkaufs für Sonepar enttäuschend ausfällt, gibt der Elektrogroßhändler nicht auf und behält das Internet als Vertriebskanal weiterhin im Auge. Feller zufolge will das Unternehmen die Profitmöglichkeiten im E-Commerce genau prüfen und dabei nach Lösungen suchen, die mit dem dreistufigen Vertrieb verträglich sind: „Wir sehen Entwicklungen von zwei Seiten kommen: Zum einen sind es neue Marktteilnehmer, die aus dem Online-Handel kommen und denen es letztendlich egal ist, ob sie Steckdosen und Reiheneinbaugeräte online verkaufen oder Bücher und CDs. Zum anderen sind Konsumenten, aber auch Elektroninstallationsbetriebe auf Schnäppchenjagd“

Der Ausweg ist eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie

In ihrer Kritik äußerten Elektrohandwerk und Innungen, dass die Tendenz Richtung E-Commerce das dreistufige Vertriebsmodell obsolet machen könnte. Deswegen drängten sie Sonepar, ihm die Treue zu halten. Das verlangt das Unternehmen nun auch von seinen Gewerbekunden, die ihre Ware „über den Elektrogroßhandel und nicht direkt beim Hersteller oder querbeet im Internet“ beschaffen sollten. Am besten ließe sich der dreistufige Vertrieb jedoch mit einer Digitalisierungsstrategie sichern, die Hersteller, Handel und Handwerk gemeinsam entwickeln. Wie Feller zu bedenken gibt, werde das Online-Geschäft den Handel in Zukunft noch stärker bestimmen. Wenn die Branchenteilnehmer dieser Entwicklung keine Beachtung schenkten, könnte das unangenehme Folgen haben: „Das Internet als Vertriebsweg zu verneinen, wird keine Lösung sein und bedeutet das Ende des dreistufigen Vertriebs durch Dritte“.

Letzte Artikel von Eugen (Redakteur) (Alle anzeigen)