Geschäft mit digitalen Karten: Amazon will Anteilseigner von „Here“ werden

Amazon bleibt umtriebig und will in das Geschäft mit digitalen Karten einsteigen. Seit April ist der Online-Händler mit BMW, Daimler und Audi im Gespräch, die im letzten Jahr den Kartendienstleister „Here“ gekauft haben und nun nach weiteren Anteilseignern aus IT-Industrie, Logistik und Handel suchen. Von der Beteiligung erhofft sich Amazon Vorteile für seinen Lieferservice.

Wie lässt sich der Lieferservice verbessern? Um diese Frage dreht sich derzeit alles im E-Commerce. Um ihre Kunden zufriedenzustellen, suchen viele Zusteller und Online-Händler nach neuen Lösungen. Diese versprechen zum Beispiel Kartendienstleister wie „Here“, die hochpräzise Ortsdaten zur Verfügung stellen. Sie sind die Voraussetzung, dass autonom fahrende Autos sich im Straßenverkehr bewegen können. Weil aber immer mehr Logistik-Unternehmen in Zukunft solche Fahrzeuge für ihre Zustellung nutzen wollen, stößt diese Dienstleistung bei ihnen auf großes Interesse. Das gilt auch für den Online-Giganten Amazon, der die Paketlieferung zunehmend selber übernimmt. Seine Pläne gehen sogar so weit, eine eigene Flotte mit mehreren autonom fahrenden Lkws aufzubauen. Deswegen stellt er schon jetzt die Weichen und bringt sich als Anteilseigner des Kartendienstleisters „Here“ ins Spiel, der einst Nokia gehörte und im letzten Jahr neue Hausherren aus der Automobilindustrie bekam.

Geschäft mit digitalen Karten: Amazon will Anteilseigner von „Here“ werden
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Suche nach neuen Anteilseignern aus IT-Industrie, Logistik und Handel

Rund 2 Milliarden Euro sollen damals die Konzerne BMW, Daimler und Audi für „Here“ bezahlt haben, um sich nicht von Google abhängig zu machen. Sie befürchteten, der Internet-Riese könnte den Kartendienstleister zu 100 Prozent kaufen und auf dem Markt mit digitalen Echtzeitkarten eine Monopolstellung einnehmen. Das hätte sich aus der Sicht der Autohersteller negativ auf die Preispolitik ausgewirkt. Dieses Szenario wollten BMW, Daimler und Audi verhindern und sowohl Google als auch anderen Internetunternehmen zuvorkommen. Deswegen beschlossen sie, schnell zu handeln und den Kartendienstleister selber zu übernehmen. In diesem Jahr möchten sie jedoch weitere Anteilseigner aus der IT-Industrie, Logistik und dem Handel aufnehmen und führen derzeit Gespräche mit mehreren Unternehmen, unter denen sich auch Amazon befindet. Der US-amerikanische Online-Riese soll sein Interesse schon im April bekundet haben. Die hochpräzisen Echtzeitkarten kann er gut gebrauchen und sieht in einer Beteiligung an „Here“ viel Potential, seinen Lieferservice in den Großstädten zu verbessern.

Digitale Karten als Assistenzsystem

Digitale Karten werden die Verkehrssysteme in Zukunft bestimmen, weil sie eine Echtzeitnavigation ermöglichen. Darüber hinaus leisten sie Hilfe beim Stau, indem sie umgehend Umfahrwege ermitteln und diese Informationen an Autos weitergeben, die mit moderner Technik ausgestattet sind. Sie assistieren somit die Fahrzeuge im Straßenverkehr und eignen sich daher sehr gut für Logistikdienstleister, die in Zukunft selbstfahrende Autos für ihren Lieferservice einsetzen werden. Dabei sollen sich die digitalen Karten auf Laserscanner stützen und dadurch eine sehr präzise Auflösung erreichen. Experten gehen derzeit von 10 bis 20 cm aus, halten es aber nicht für unwahrscheinlich, dass es in den nächsten Jahren sogar zu einer Steigerung kommt. Von dieser Technologie wollen Zusteller und Online-Händler profitieren und erhoffen sich, dadurch den Kunden die bestellte Ware noch schneller liefern zu können.

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