Amazon Prime Now zwingt Handel zum radikalen Umdenken

Das jüngste Angebot von Amazon, Bestellungen innerhalb einer Stunde auszuliefern, setzt vor allem den lokalen Einzelhandel massiv unter Druck. Höchste Zeit, dass er sich endlich aus seiner Komfortzone herausbewegt.

Mit “Prime Now” setzt Amazon den lokalen Handel mächtig unter Druck, denn Bestellungen liefert der Quasi-Monopolist in München und Berlin jetzt innerhalb einer Stunde aus.

Diesem disruptiven Geschäftsmodell hat der Handel bislang nichts entgegenzusetzen: vor allem der stationäre Handel bleibt, genauso wie in den vergangenen Jahren, maßgeblich in seiner beobachtenden Haltung gegenüber der Übermacht der großen Online-Markplätze. “Dieser neue Schritt von Amazon sollte ein schriller Weckruf für alle sein”, warnt Rabie el Hassani, Director of Sales Central and Eastern Europe bei Mirakl in München.

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Angesichts des immer aggressiveren Auftretens von Amazon, der auch schon die nächsten Schritte mit Drohnen oder einem eigenen Lieferdienst ins Gespräch bringt, muss der Handel radikal umdenken. Einzelne Händler sind nicht mehr in der Lage, sich gegen diese Übermacht an Innovation und Kapital zu wehren: nur im Zusammenschluss mit anderen, im Zweifel auch mit Wettbewerbern, können sie ein Gegengewicht zu Amazon aufbauen. “Damit müssen sie alles über Bord werfen, was sie jemals gelernt haben”, bemerkt el Hassani.

Ihre Kräfte müssen sie innerhalb von Online-Marktplätzen bündeln, die den Großen Paroli bieten können. Auf der einen Seite gewinnen sie dadurch an Marktrelevanz, andererseits erzielen sie dadurch die Skaleneffekte, die sie so dringend benötigen.

Diese Vorgehensweise verspricht allerdings nur dann Erfolg, wenn sich die Teilnehmer solcher Marktplätze als strategische Partner begreifen, die zwar grundsätzlich in Konkurrenz zueinander stehen, aber langfristig das gleiche Ziel verfolgen, nämlich am Markt zu bestehen und zu wachsen – ein schwieriger Balanceakt. “Aber das ist ihre einzige Chance, denn durch diese fundamental neue Ausrichtung entsteht eine Win-Win-Situation, von der alle gleichermaßen profitieren”, erläutert el Hassani.

Frank