Nach hohem Verlust stellt Rakuten seine österreichische Plattform ein

Für den österreichischen Online-Marktplatz Rakuten.at ist am Ende dieses Monats Schluss. Die Händler und Kunden dürfen jedoch weiterhin das deutsche Portal nutzen. Rakuten selbst spricht von großen Restrukturierungsmaßnahmen, doch die kürzlich veröffentlichten Zahlen machen unmissverständlich, wie katastrophal das Österreich-Geschäft für den Konzern verlaufen ist. Der Verlust soll mehrere Millionen Euro betragen.

Der japanische Amazon-Konkurrent Rakuten launchte 2013 seine österreichische Plattform und ließ gleich zu Beginn verlauten, dass der Online-Marktplatz dortzulande selbst Ebay überholen werde. Besonders selbstbewusst gab sich der Geschäftsführer Dieter Kindl, der die Unternehmenslandschaft in Österreich als kleinstrukturiert bezeichnete und darin Vorteile für das Geschäftsmodell seines Arbeitgebers sah. Dass Rakuten.at 2016 zum ersten Mal Gewinne erwirtschaftet, stand für ihn außer Frage. Am Ende ist doch alles anders gekommen, als gedacht. Schwarz wurden die Zahlen nie in den vergangenen drei Jahren, stattdessen häufte das österreichische Portal Verluste in Millionenhöhe an. Deswegen zieht der Mutterkonzern jetzt die Reißleine und schließt Rakuten.at zum Ende dieses Monats.

 

Österreichische Händler und Kunden können die deutsche Plattform nutzen

Obwohl der Online-Marktplatz seinen Dienst einstellt, soll sich für die Händler und Kunden so gut wie nichts ändern. Wie der Geschäftsführer mitteilte, stünde ihnen weiterhin das deutsche Portal Rakuten.de zur Verfügung, wo die österreichischen Händler ohnehin den Großteil ihres Umsatzes erwirtschafteten. Laut Kindl liegt er derzeit bei 85 Prozent. Mit dieser Zahl versucht der Konzern seine Verluste in Österreich zu kaschieren und spricht daher von größeren Restrukturierungsmaßnahmen, in welche die Schließung von Rakuten.at eingebunden sei. „Künftig sollen Frankreich und Deutschland im Fokus stehen, wo das Geschäft mehr Potenzial für Skalierung und Wachstum hat“, begründete der japanische Konzern seine Entscheidung, ohne auf das große Loch in der Kasse einzugehen.

5,3 Millionen Verlust seit 2013

Genauso beschönigend hörte sich die Erklärung im Frühjahr dieses Jahres an, als Rakuten ankündigte, seine Portale in Spanien und Großbritannien zu schließen. Das Wachstum sei zu gering, lautete damals der Grund. Mit solch schwammigen Formulierungen wollte der Konzern geschickt von der eigentlichen Misere ablenken. Doch nun veröffentlichte das Wirtschaftsblatt konkrete Zahlen, die über Rakutens wirtschaftlichen Misserfolg in Österreich nicht hinwegtäuschen können. Ganze 5,3 Millionen Euro soll der Konzern seit der Einführung des Portals 2013 verloren haben. Als schlechtestes Jahr erwies sich 2015, in dem die finanzielle Einbuße 1,6 Millionen Euro betrug. Mit einem solchen Ergebnis ist Rakuten.at wohl kaum einer der führenden Online-Marktplätze in Österreich, als den sich der Konzern auf der eigenen Homepage so gerne bezeichnet.

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