Rockets Klon-Fabrik: Global Fashion Group findet trotz neuer Finanzierungsrunde keine externen Investoren

Der Erfolg Zalandos verleitete Rocket dazu, Klone zu produzieren und sie auf Online-Märkten in der ganzen Welt zu positionieren. Diese fünf Start-ups sind unter dem Dach der Global Fashion Group versammelt, die sich jetzt über eine Finanzspritze freuen darf. Allerdings kommt das Geld ausschließlich aus dem eigenen Hause, während externe Investoren kein Interesse zeigen. Das könnte an dem mäßigen Erfolg der einzelnen Modehändler liegen.

Rocket Internet gilt als ein ambitionierter Start-up-Produzent, der gerne Ideen abkupfert und Klone in die Welt setzt. Der beste Beweis dafür ist sein Tochter-Unternehmen Global Fashion Group (GFG). Sie besteht aus gleich fünf Start-ups, die allesamt dem Online-Händler Zalando nachempfunden sind. Allerdings liegen sie geographisch weit entfernt voneinander und bieten ihre Dienste in einem jeweils anderen Teil der Welt an. So kümmert sich Jabong um das Indien-Geschäft, während Zalora in Südostasien und Namshi im nahen Osten den Handel mit Mode treibt. Für Russland ist hingegen Lamoda zuständig, und der fünfte und letzte Zalando-Klon Dafiti deckt den südamerikanischen Markt ab. Damit diese Ableger in Zukunft besser wachsen können, erhält die Global Fashion Group nun frisches Kapital von insgesamt 330 Millionen Euro. Als Geldgeber fungieren dabei Rocket Internet und der schwedische Konzern Kinnevik, die ohnehin die größten Anteile an der Modegruppe halten. Die Finanzspritze kündigten sie bereits im April an, sprachen jedoch von lediglich 300 Millionen Euro. Dass die Kapitalsumme jetzt um 30 Millionen mehr ausfällt, sei der hohen Investorennachfrage zu verdanken. So begründete es jedenfalls Rocket Chef Oliver Samwer.

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Kein Erfolg auch nach 90 Investoren-Gesprächen

Samwers Aussage sorgt jedoch in Fachkreisen für große Verwunderung. Denn es sieht nicht danach aus, als wäre es der Global Fashion Group gelungen, neue, vor allem aber externe Investoren zu finden. Zwar taucht in der Pressemitteilung von letzter Woche unter den Geldgebern der Name Rocket Internet Capital Fonds (RICF) auf, doch steht auch dieser mit dem Mutterkonzern in Verbindung und übt im Wesentlichen die Funktion aus, allen Rocket-Start-ups mit frischem Geld unter die Arme zu greifen und ihnen zum Wachstum zu verhelfen. Das scheint er auch bei dieser Finanzierungsrunde getan zu haben, weil sich kein externer Investor dazu bereiterklärt hat. So berichtet zum Beispiel das Online-Nachrichtenportal TechCrunch, dass Romain Voog, einer der beiden GFG-Chefs, sich durchaus um sie bemüht habe, jedoch nach ungefähr 90 Gesprächen mit leeren Händen wieder zurückkehrte. Folglich musste der RICF zur Hilfe eilen und der Öffentlichkeit suggerieren, dass an dem Klon-Verbund eigentlich großes Interesse bestünde.

23,4 Cent Verlust pro umgesetzten Euro

Tatsächlich hängt die mangelnde Investitionsbereitschaft mit dem Misserfolg der Global Fashion Group zusammen. Fast alle Zalando-Klone schreiben weiterhin rote Zahlen, obwohl der Erlös der Modegruppe insgesamt um 25,7 Prozent gestiegen ist. Dabei soll der Verlust bei 23,4 Cent pro umgesetzten Euro liegen. Die Ausnahme bildet Namshi, der Online-Händler im Nahen Osten. Den neuesten Informationen zufolge soll er kurz davor stehen, in den Bereich schwarzer Zahlen vorzudringen. Zu verdanken ist das der relativ großen Finanzkraft der Konsumenten in Ländern wie Dubai. Von solchen Verhältnissen kann der Südamerika-Ableger Dafiti nur träumen. Auf dem Kontinent müssen die Konsumenten mancher Länder zusehen, wie ihre Währung täglich an Wert verliert. In Indien herrscht hingegen ein erbitterter Konkurrenzkampf, der wiederum dem Klon Jabong das Leben schwer macht. Dennoch zeigt sich Kinnevik-Chef Lorenzo Grabau überaus zuversichtlich. Für ihn gebe es keinen Grund zur Sorge, da die Global Fashion Group seiner Meinung nach stabil finanziert sei. Wenn das frische Kapital, wie es die Investoren planen, in die Automatisierung in den Warenlagern, in die Logistik und in die Marketing-Effizienz fließe, dann werde die Modegruppe wachsen und in naher Zukunft endlich für Gewinne sorgen.

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