Amazon und der Kauf des Streaming-Portals Twitch – ein kluger Zug

Amazon hatte Ende 2014 das Spiele-Streaming Portal Twitch Interactive akquiriert. Der kolportierte Übernahmepreis lag bei 970 Millionen Dollar. Für Amazon war diese Akquisition der zweitgrößte Zukauf nach der Akquisition von Zappos.

Kevin Fulmer hat sich seine Gedanken zur Akquisition gemacht. Analysten haben Mark Zuckerberg 2012 für seinen Erwerb von Instagram zum Preis von 1,2 Milliarden Dollar bewundert. Die Zeit ist nun gekommen, um Amazon CEO Jeff Bezos ähnliches Lob in Bezug auf den Ankauf von Twitch, der Live-Streaming-Plattform auszusprechen. Spieler in aller Welt lieben diese Plattform.

An drei Parametern lässt sich laut Autor der Erfolg von Twitch demonstrieren:

Nachhaltigkeit

Wie bei jeder Internet-Plattform gibt es die Sorge, ob der Service auch auf mobile Geräte übertragbar ist. Facebook ging durch die gleiche Phase und tauchte unglaublich erfolgreich wieder auf. Twitch schien den gleichen Weg zu gehen und wie das Management bekanntgab, kommen inzwischen 35% der Nutzer von mobilen Endgeräten. Twitch-User lieben die mobile Anpassung des Service. Sie schauen nicht nur PC- oder Konsolen-Inhalte auf ihren mobilen Geräten an, sie streamen und spielen auch Games. Vainglory war 2015 das am schnellsten wachsende Handy-Spiel. Im Laufe des Jahres waren Twitch -User insgesamt 155,6 Millionen Minuten mit Vainglory beschäftigt. Der Enthusiasmus der Nutzer, Twitch auf mobilen Geräten zu folgen, zeigt den Wert und die Loyalität zu der Twitch-Plattform. Die Twitch-Zuschauer werden wohl weiter auf das Mobiltelefon abwandern und die PC-Zuseher an der Anzahl bald übertreffen.

Das Kind beim Namen nennen

Ursprünglich als reine Live-Streaming-Webseite konzipiert, auf der Videospiele ausgestrahlt und angeschaut werden können, hat sich Twitch in vielen Dingen weiter entwickelt. Die sozialen Fähigkeiten von Twitch können nicht mehr ignoriert werden. Es hat sich als Nischen-Netzwerk für die Gamer-Kommunikation entwickelt: Mehr als 9,1 Milliarden Nachrichten wurden in diesem Jahr über Twitch‘s-Plattform gesendet. Das entspricht mehr als 17.446 Nachrichten pro Minute. Aus diesem Grund kann Twitch mit Facebook, Twitter oder Snapchat gleichgesetzt werden.

Twitch ist König hinsichtlich des Nutzer-Interesses

Der durchschnittliche Twitch-Benutzer schaut sich monatlich 421,6 Minuten Twitch-Content an. Vergleicht man dieses mit der Verweildauer der YouTube-User, so schauen diese durchschnittlich 291 Minuten pro Monat YouTube-Inhalte an. Diese Metrik ist besonders wichtig für Twitch, da der besondere Schwerpunkt auf Gaming liegt, wodurch die Nutzerbasis eigentlich begrenzt ist. Twitch könnte auch, da seine Nutzer auf der Website so viel Zeit verbringen, eine noch größere Menge an Werbung unterbringen und damit noch mehr Geld verdienen.

Twitch liegt im Trend

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Twitch ist genau im Thema der aktuellen Trends: wachsende Nutzung mobiler Geräte, starkes Nutzerinteresse, Messaging und Live -Video. Twitch hat auch eine eindrucksvolle E-Sport-Division. 27 Millionen Besucher verfolgten im Livestream ESL Köln 2015 CS. Eine erste Konferenz mit dem Namen TwitchCon hielt Twitch im Jahr 2015 ab. Zwanzigtausend Fans aus der ganzen Welt pilgerten nach San Francisco um daran teilnehmen zu können, was schon beeindruckend ist für ein erstes Zusammenkommen.

Die Bemühungen von Twitch zahlen sich aus, denn die Einnahmen aus Werbung und Abonnements steigen weiter an.  2015 schnappte Twitch sich 43% der Videospiel-Content-Industrie, ein Wert der etwa mit 1,6 Milliarden Dollar gleichzusetzen ist. Von seinem User-Wachstum, dem Anstieg in der Gaming-Branche, Steigerung der digitalen Werbung und einer ganzen Reihe anderer Faktoren sind Twitchs Einnahmequellen nur sehr wenige Grenzen gesetzt. Auch wenn Amazon keine Details zur Profitabilität macht, gehen Experten davon aus, dass Twitch seit 2013 rentabel arbeitet. Twitch lernt seine Margen zu erweitern und seine Einnahmen wachsen stetig an, was den Kauf mittlerweile fast wie ein Schnäppchen aussehen lässt.