Paypal in der Türkei eingestellt – Bankenaufsicht stellt keine Lizenz aus

Türkische Unternehmen und Privatkunden dürfen ab Montag über Paypal weder Geld versenden noch empfangen. Dazu führte ein Streit des Bezahl-Dienstes mit der staatlichen Bankenaufsicht, die dem US-amerikanischen Unternehmen keine Lizenz mehr ausstellte. Daraufhin stellte Paypal seine Aktivitäten in dem Land ein.

Ab Montag müssen Paypals Kunden in der Türkei auf den Online-Bezahldienst verzichten. Grund dafür ist ein Streit des US-amerikanischen Unternehmens mit den türkischen Behörden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mitteilte, habe Paypal sich geweigert, ein neues Gesetz zu befolgen. Dieses sieht vor, dass alle Geldinstitute ihre IT-Systeme in der Türkei unterhalten. Für das Unternehmen aus Palo Alto stellt diese Richtlinie jedoch ein Problem dar, weil es nach eigenen Aussagen nicht mit einer lokalen IT-Infrastruktur arbeitet, sondern eine globale Zahlungsplattform nutzt. Von diesem Argument ließ sich die türkische Bankenaufsicht BDDK nicht beeindrucken und verweigerte Paypal daraufhin die Lizenz.

Diensteinstellung betrifft mehrere Tausend Unternehmen und Privatkunden

Von dem Streit sind mehrere Tausend Nutzer betroffen, zu denen sowohl Unternehmen als auch Privatkunden gehören. Sie konnten von dem Bezahl-Dienst seit 2009 profitieren, als Paypal sich entschied, auch in der Türkei aktiv zu werden. Nach sechs erfolgreichen Jahren zieht sich das Unternehmen jetzt aus dem Land zurück und bietet seinen türkischen Kunden keine Möglichkeit mehr, Geld zu versenden oder zu empfangen. Diese Entscheidung machte Paypal bereits am Montag auf der eigenen Homepage bekannt und begründete sie kurz darauf damit, dass es aufgrund der Lizenzverweigerung keine andere Wahl gehabt habe. Dem Unternehmen dürften die Einbußen keine großen Probleme bereiten, schließlich bietet Paypal seinen Dienst in insgesamt 190 Ländern an und genießt die Unterstützung von weltweit 180 Millionen Nutzern.

Online-Plattformen geraten in der Türkei zunehmend unter Druck

Paypal ist nicht das einzige Online-Unternehmen, das in der Türkei in Konflikt mit den staatlichen Behörden gerät. In der Vergangenheit mussten bereits Twitter, Facebook und YouTube staatliche Eingriffe erleiden und zusehen, wie die türkische Regierung unter Präsident Racep Tayyip Erdogan ihre Seiten für eine bestimmte Zeit blockierte. Das Land entwickelt sich derzeit zu einem autoritären Staat, der sowohl Presse als auch Unternehmen unter Druck setzt, wenn sie Kritik üben oder von der eigenen Ideologie abweichen. Dabei strebt die Regierung mehr Kontrolle an und weitet ihren Einfluss auch auf das Internet aus. Dass Paypal nun seinen Dienst einstellt, ist nur die logische Folge dieser Politik. Sie könnte schon bald zu weiteren Unternehmensrückzügen führen.

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