Große Autohersteller investieren zunehmend in Ride-Sharing-Unternehmen

Ride-Sharing gewinnt in der Gesellschaft zunehmend an Akzeptanz und bringt große Autokonzerne in Bedrängnis. Deswegen suchen sie nach neuen Geschäftsmodellen und sind bereit, mit den Online-Vermittlern zusammenzuarbeiten. Während VW in den israelischen Dienstleister Gett investiert, beteiligt sich General Motors an Lyft. Uber hingegen erhält eine Finanzhilfe von Toyota.

In der Ride-Sharing-Branche überschlagen sich die Ereignisse. Während Uber an der Entwicklung selbstfahrender Autos arbeitet, testet Lyft ein Feature für Terminbuchungen. Ihr Konkurrent Gett aus Tel Aviv hingegen bietet den gleichen Service schon seit einem Jahr in New York an und schmiedet Pläne, wie er auf dem amerikanischen Markt expandieren kann. Diese Online-Vermittler profitieren derzeit davon, dass immer Menschen Autos eher nutzen wollen, anstatt sie zu besitzen. Weil große Autohersteller dadurch aber ihre Geschäftsgrundlage verlieren, sehen sie sich genötigt, in die Mobility-Unternehmen zu investieren und am Ride-Sharing mitzuverdienen. Dazu hat sich jetzt auch der Konzern VW entschieden, der in Europa eine stärkere Zusammenarbeit mit Gett beabsichtigt und dafür 300 Millionen Dollar einplant. Uber erhält wiederum eine Finanzhilfe von dem japanischen Autobauer Toyota. Über die Investitionssumme schweigt sich das Unternehmen bislang aus, kündigt aber an, mit dem Branchen-Primus in gleich mehreren Ländern kooperieren zu wollen.

Gett auf Expansionskurs

Hierzulande ist Gett eher unbekannt. Dabei bietet der Online-Vermittler aus Tel Aviv seine Dienste in mittlerweile 60 Städten an, zu denen New York auch London und Moskau gehören. Seit der Gründung 2010 sorgen CEO Shahar Waiser und sein Partner Roi More für ein stetiges Umsatzwachstum. Bis zum heutigen Zeitpunkt betragen die Einnahmen rund 500 Millionen Dollar, was für ein Start-Up ein vorzeigbares Ergebnis ist. Diesen Erfolg verdankt Gett Geldgebern wie Kreos Capital und Inventure Partners, die in den vergangenen Jahren dem Unternehmen insgesamt 220 Millionen zur Verfügung stellten. Jetzt möchte auch VW an diesem Erfolg teilhaben und nach dem Abgas-Skandal endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben. Die Investition des deutschen Autoriesen könnte Gett dazu verhelfen, auch in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen und die Macht der beiden Konkurrenten zu beschränken.

Leasing-Autos für Uber-Fahrer und Lyfts Roboter-Taxis

Dass dieses Ziel nicht so einfach zu erreichen sein wird, beweist die Kooperation zwischen Uber und Toyota. Der japanische Konzern will den Fahrern des kalifornischen Online-Vermittlers eigene Autos verkaufen oder per Leasing anbieten. Dadurch erhalten US-Amerikaner einen Anreiz, sich als Uber-Fahrer zu engagieren. Das Angebot könnte daher zu einem Anstieg der Nutzerzahlen führen, von dem beide Unternehmen gleichermaßen profitieren. Um diesen Effekt zu steigern, entwickeln Toyota und Uber zusätzlich eine eigene App für Fahrer. Expansionspläne hegt auch der Rivale Lyft, der in der Opel-Mutter General Motors einen Investor gefunden hat und momentan Roboter-Taxis ausprobiert. Daimler wiederum kaufte in jüngster Vergangenheit die App MyTaxi und könnte dadurch den Konkurrenzkampf in der Ride-Sharing-Branche sogar noch verschärfen.

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