Hermes möchte Amazon zur Zusammenarbeit verführen

Amazon plant, die Organisation von Paketzustellungen künftig selber in die Hand zu nehmen. Noch probiert sich der Online-Händler in Berlin aus, doch er will den Service deutschlandweit optimieren. In der Branche zeigt diese Ansage Wirkung. Nun macht Hermes als erster Paketdienstleister ein Kooperationsangebot.
Online-Bestellungen sind zwar bequem und praktisch, können aber auch viel Ärger bereiten. Oft sind die Besteller nicht zu Hause, wenn der Paketbote an der Tür klingelt. Meistens landet die Ware dann in einer nahegelegenen Postfiliale und bleibt dort eine Woche lang liegen, bis sie die Besteller abholen. Doch auch das verhindert meistens der Beruf. Manchmal können die bestellten Artikel sogar direkt zum Online-Händler zurückgehen, was beide Parteien gleichermaßen ärgert. Auf diese Probleme will Amazon mit dem Ausbau eines eigenen Zustellungsnetzwerks reagieren. Das Unternehmen geht schon lange der Frage nach, wie die Übergabe von Paketen in Zukunft reibungslos gelingen kann. Am liebsten soll sie noch am gleichen Bestelltag erfolgen. Deswegen probierte sich der Online-Händler in Berlin selber als Paketzusteller aus und schaffte es in jüngster Vergangenheit, die bestellte Ware innerhalb von 120 Minuten direkt an den Empfänger zu übergeben. Von diesen Erfolgen ist Amazon sichtlich beflügelt und hegt nun Ambitionen, die Organisation der Paketzustellungen künftig auch in ganz Deutschland selber zu übernehmen.

Die großen Paketzusteller sind eingeschüchtert

Amazons Kampfansage sorgt in der Branche für Aufsehen. Die großen Paketzusteller wirken zunächst eingeschüchtert. Während aber die Deutsche Post einsilbig bleibt und vorgibt, Amazons Pläne nicht ernst zu nehmen, überrascht Hermes mit einem Kooperationsangebot. Der Aufsichtsratschef Hanjo Schneider sieht in Amazon durchaus einen mächtigen Marktteilnehmer, mit dem man sich nicht leichtsinnig anlegen sollte. Dennoch glaubt er, dass Amazons Ausbaupläne im Zustellungsbereich noch einige Mängel aufweisen und dass der Online-Händler daher auf gute Partner angewiesen ist. Laut Schneider will Hermes diese Rolle gerne übernehmen. Konkrete Dienstleistungsangebote liegen bereits vor, nur ist noch nicht bekannt, ob sie Amazon zusagen.

Hermes Kooperationsvorschläge

Ein eigenes Paketzustellungsnetz in ganz Deutschland aufzubauen, hält der Hermes-Aufsichtsratschef für zu gewagt. Amazon baue zu sehr auf den eigenen Lagern in den Innenstädten, über die das Unternehmen seine Zustellung organisiert. Eine schnelle Übergabe könne daher nur bei einigen, jedoch nicht bei allen Artikeln gelingen, die Amazon täglich versendet. Für deren Verteilung würden auch zukünftig Paketdienste wie Hermes zuständig sein, davon ist Hanjo Schneider überzeugt. Er hat aber Ideen, wie die beiden Unternehmen kooperieren und sich gegenseitig ergänzen können. Die gemeinsame Nutzung der von Amazon geplanten Packstationen ist dabei einer seiner Vorschläge. Amazon will es der Posttochter DHL gleichtun und an mehreren Stellen innerhalb einer Stadt grüne Blechschränke aufstellen, die den Bestellern lange Wege ersparen sollen. Dass diese ständig gefüllt sein werden, glaubt Schneider nicht und verspricht sich von der Kooperation mit Amazon eine bessere Auslastung dieser Anlagen. Außerdem könnte Amazon auch Hermes’ Paketshops in die eigene Zustellung integrieren. Hermes sei dann gerne bereit, Amazons erfolglose Sendungen in einem der eigenen Shops aufzunehmen.

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