Online-Marktplätze und ihre Händler: Eine Symbiose oder eher nicht?

Die Nutzerzahlen auf Marktplätzen wie eBay, Amazon oder Rakuten sind je nach Markplatz hoch. Als Absatz- und Marketingkanal für E-Commerce-Unternehmen können sie daher sehr anziehend sein. Die Plattformen profitieren davon, wenn möglichst viele Händler bei ihnen zugegen sind. Hartmut Deiwick, kaufmännischer Leiter bei Aponeo, einer Internet-Apotheke, die den Amazon-Marktplatz nutzt, sagte auf der Etail Deutschland, dass Amazon Händler und Marktplatz-Kunden auf Abstand halte.

Amazon lerne von den Händlern, welche Produkte sich bei welchen Kundengruppen gut verkauften und welche nicht. Der Händler selbst lerne wenig. Er habe kaum Einsicht in die Käuferdaten. Zum Schluss würden dann die Händler, die Amazon „schlau“ gemacht hätten, häufig von Amazon verdrängt, denn der Internetriese böte diese Waren dann in Eigenregie an.

Stefan Wenzel vom Shopping-Club brands4friends, einer eBay-Tochter, sieht das anders: „Nicht alle Marktplätze sind Wettbewerber für die Händler.“ eBay sein ein Beispiel für ein Unternehmen, das nicht in Konkurrenz zu den Händlern trete. Bei eBay handle es sich um einen reinen Marktplatz. Das Unternehmen selbst sei kein Anbieter von Produkten, sondern eine reine Plattform. Und als solche habe sie ein ureigenes Interesse daran, dass die Verkäufer langfristig erfolgreich seien.

Rakuten, mittlerweile der drittgrößte Marktplatz in Deutschland hinter Amazon und eBay, habe ebenfalls keine Händlerambitionen, entsprechend setze man auch hier auf Kooperation. Erik Meierhoff, der den Markplatz in Deutschland mit aufgebaut hat und aktuell für die europäische Ausbreitung zuständig ist, meint: „Rauten lebt vom Mitmachen der Händler.“ Zwischen Plattform und Produktanbieter finde ein Austausch statt. Das gehe bis zur Empfehlung einzelner Preise oder auch Vorschlägen für die Produktbild-Auswahl. Der Auftritt bei Rakuten sei mit dem eigenen Online-Shop des Händlers in etwa gleichzusetzen. Der Produktanbieter sei als Unternehmen vollständig sichtbar und die Datenverfügbarkeit groß.

Wenzel von brands4friends hebt hervor, dass es durchaus von Vorteil sei, wenn Händler auf einem Marktplatz als Anbieter im Vordergrund stünden und nicht der Marktplatz selbst. Er führte als Beispiel einen bekannten Sporthersteller an, der eine Direktanbindung an eBay als Marketing-Werkzeug genutzt habe. Die eh schon vorhandene große Markenbekanntheit des Herstellers sei dadurch noch einmal gestiegen. Und die Maßnahme habe, obwohl sie online war, für zusätzliche Besucher im stationären Handel gesorgt.