Deutscher Online-Bezahldienst Paydirekt von Finanztest begutachtet
Stiftung Warentest, Bereich Finanztest, hat sich den deutschen Online-Bezahldienst Paydirekt etwas genauer angeschaut und erklärt, wie das neue Verfahren funktioniert.
Paydirekt ist das eigene Online-Bezahlverfahren der Banken und Sparkassen und wird als Zusatzfunktion zum Girokonto angeboten. 50 Millionen Online-Girokonten bei Banken und Sparkassen können für das neue Bezahlverfahren freigeschaltet werden. Es soll die Antwort auf den großen US-Rivalen PayPal, der seit zirka 10 Jahren erfolgreich auf dem Markt agiert, sein. Seit November 2015 wird Paydirekt nach und nach von den Banken freigeschaltet.
Wer Paydirekt verwenden will, muss eine gültige Mail-Adresse und ein onlinefähiges Girokonto bei seiner Bank haben, denn nur dann kann der Kunde sich im Onlinebanking-Bereich für Paydirekt anmelden. Nach Auswahl eines Benutzernamens und Passwort, bestätigt er diese mit einer Transaktionsnummer (Tan). Per Mail erhält der Kunde einen Aktivierungslink und kann Paydirekt freischalten. Mit Benutzername und Passwort kann der Bankkunde bei teilnehmenden Web-Shops bezahlen, nachdem er den Button „Paydirekt“ gewählt hat. Seine Bank autorisiert die Zahlung und gibt dem Händler eine Zahlungsgarantie. Die Ware wird in der Folge direkt versandt. Das Geld geht unmittelbar vom Girokonto ab. Die Beträge der Zahlungen mit Paydirekt findet der Käufer auf seinem Kontoauszug.
Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank, Santander Bank, Targobank sowie etwa 950 Volks- und Raiffeisenbanken nehmen ebenfalls teil. Voraussichtlich im April 2016 soll es einen breiten Anschluss der Sparkassen geben. Bis Redaktionsschluss von Finanztest Ende Januar 2016 hatte noch keine Sparkasse Paydirekt freigeschaltet. Das liegt unter Umständen daran, dass die Sparkassen bislang auf Giropay gesetzt haben, worüber der unmittelbare Zugriff auf Online-Konten von Banken und Sparkassen möglich ist. Giropay hat aber mittlerweile weniger Umsatzanteil im Internet-Handel als Amazon Payments.
Bis Ende Januar waren 22 Web-Shops an Paydirekt angebunden. Darunter ist als populärer und umsatzstarker Händler lediglich Alternate, einer der größten Versandhändler für Hardware, Software, Heim- und Unterhaltungselektronik. Finanztest hat bei 30 Online-Händlern nachgefragt, deren Bezahlverfahren Finanztest im Dezember 2015 untersucht hat: In keinem dieser Shops, außer bei Alternate, kann man aktuell via Paydirekt bezahlen und auch keiner dieser Shops plant die Einführung. Argument: fehlende Akzeptanz und Verbreitung beim Kunden. Paydirekt-Geschäftsführer Niklas Bartelt gibt zu, dass die Einführung von Paydirekt kein reiner Spaziergang sei. Doch sei er sich sicher, dass im Laufe des Jahres deutlich mehr Händler dazu stoßen werden, die dann Paydirekt anböten. Gegenwärtig laufen unter anderem Verhandlungen mit dem Metro-Konzern.
Via Paydirekt kann man nur in Euro bei deutschen Händlern seine Rechnungen begleichen, nicht aber bei ausländischen Unternehmen. Beim Konkurrenten PayPal sieht das ganz anders aus. Hier nutzen 179 Millionen Kunden auf der ganzen Welt das Bezahlverfahren, das von 7 Millionen Händlern angeboten wird.
Bei Paydirekt befindet sich die gesamte Infrastruktur des Bezahlsystems in Deutschland. Die Bankdaten der Paydirekt-Kunden werden ausschließlich in Deutschland gespeichert und unterliegen den strengen deutschen Datenschutzgesetzen. Zwischen Kreditinstitut und Händler sind keine Drittanbieter oder Verrechnungskonten zwischengeschaltet. Für Paydirekt sind das die beiden Hauptgründe, warum der Bezahldienst Menschen erreichen kann, die sich bei anderen Bezahlsystemen unbehaglich gefühlt haben oder denen Online-Zahlungen bis dato zu problematisch erschienen.
Der Paydirekt-Käuferschutz funktioniert folgendermaßen: Sollte der Händler die Ware nicht liefern, kann der Käufer binnen 30 Kalendertagen ab Kontobelastung seine Bestellung über sein Paydirekt-Profil beanstanden. Der Händler ist verpflichtet, gegenüber Paydirekt einen Liefernachweis zu erbringen. Tut er das nicht, wird der Betrag der nicht erhaltenen Bestellung zurückgezahlt. Im Gegenzug kann der Händler sicher sein, dass beim Verbraucher immer ausreichend Geld auf dem Konto ist, da die Bank die Zahlung sonst gar nicht auslöst.
Paydirekt ist auch als Smartphone-App für Android und iOS verfügbar, womit man alle Transaktionen in Echtzeit einsehen und überprüfen kann. Anders als bei PayPal kann derzeit mit der Paydirekt-App noch nicht bezahlen.
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