eBay Chef David Wenig hat einen Plan: Klappt es diesmal mit der eBay-Neuausrichtung?

eBay und dessen CEO Devin Wenig haben eine große Aufgabe für 2016: Sie wollen den Anlegern beweisen, dass eBay nach der Abspaltung von PayPal noch im Wachstum ist. Bisher sieht es nicht gut aus für eBay, denn das Unternehmen legte für das wichtige Weihnachtsgeschäft 2015 ein eher enttäuschendes Ergebnis vor.

Doch Wenig hat einen Plan, den er auf der Goldman Sachs Technology & Media Konferenz in San Francisco vorstellte. In einem Interview sagte er, dass eBay jetzt mehr wie ein Retailer als ein Technologie-Unternehmen denke, wenn es um die Vermarktung und den Verkauf der 800 Millionen Artikel gehe, die auf der Plattform zur Verfügung stünden. Wenig erklärte auch, dass es vor dem PayPal-Spin-Off viele Dinge gab, die gut für PayPal waren, für eBay jedoch keine Relevanz hatten.

Früher war es so, dass das eBay-Kerngeschäft darin bestand, Online-Auktionshaus für schwer zu findende Gegenstände, Antiquitäten, gebrauchte Bekleidung und Autos zu sein. Aber in den letzten fünf Jahren hat sich das Unternehmen dahingehend entwickelt, neue Produkte wie Elektronik und Autoteile zu einem festen Preis und von großen Retailern anzubieten. Doch hier kämpft eBay gegen den E-Commerce-Moloch Amazon. Die Herausforderung bestehe darin, so Wenig, Käufern einen Grund zu geben, zuerst zu eBay zu gehen. Die Brillanz des eBay-Modells sei die größte Herausforderung, so Wenig. eBay sei ein reibungsfreier Marktplatz, was bedeutet, dass die Verkäufer alles das verkaufen könnten, was sie möchten und das mache es sehr schwierig.

Klappt es diesmal mit der eBay-Neuausrichtung?
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In der zwanzig jährigen Geschichte eBays gab es für die Kunden nur eine einzige Möglichkeit Produkte zu finden: über die Such-Box. Im mobilen Zeitalter wollen die Menschen aber keine Liste von hunderten von Suchergebnissen durchblättern um ihr Wunschobjekt zu finden. eBay arbeite daher daran, dass die Kunden Gegenstände „strukturierter“ auffinden. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Käufer dabei unterstützt, die Suche einzugrenzen, indem man Entscheidungshilfen anbietet.

Wenn man zum Beispiel ein iPhone suche, finde man Kategorien wie ganz neu, sehr guter Zustand oder ähnliches. Was man nicht (mehr) bekommt, ist eine Liste aller auf eBay verfügbaren iPhone-Geräte.

eBay versucht auch, seine Kunden dazu zu ermutigen Bewertungen zu schreiben. Das Merchandising auf eBay werde immer besser, und man sehe immer mehr detaillierte Bewertungen von Kunden.

eBay trete auch immer mehr in die Fußstapfen Amazons und gebe seinen Verkäufern mehr Werkzeuge und Daten an die Hand. Amazons Verkäufer Coach gibt Händlern Daten darüber, wie schnell bestimmte Gegenstände sich verkaufen und weist darauf hin, welche Artikel sich nicht so gut verkaufen. Amazon bestimmt, auch wann Verkäufer ihre Preise erhöhen oder reduzieren könnten, basierend auf Informationen ähnlicher Produkte, die auf der Plattform verkauft werden.

Devin Wenig: „Es geht darum, Dinge zu vereinfachen. Das wollen wir im Jahr 2016 verbessern.“ Wenig ging ebenso auf das Bedürfnis eBays ein in den Google-Suchergebnissen angezeigt zu werden. Im Jahr 2014 wurde eBay hart getroffen, als in der Google-Suche eBay-Inserate nur noch weit unten zu finden waren. Infolgedessen verlor eBay eine Menge an Traffic und Umsatz. „Wir versuchen, mehr Stabilität in die Suchergebnisse zu bringen“, erläutert Wenig. Seine Lösung: mehr Produkte dauerhaft zu verkaufen, anstatt diese nur für eine bestimmte Zeit im Angebot zu haben. Zudem möchte Wenig mehr auch Handgemachtes und kleinere Stores setzen.

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Ein Bereich, in dem eBay Amazon nicht das Wasser reichen kann, ist die Logistik. Amazon arbeitet zunehmend am Aufbau einer Flotte von Flugzeugen, Lastwagen und Schiffen, um die Logistik mehr oder minder eigenständig zu erfüllen. Wenig meint hierzu: „Es gibt andere Unternehmen, die ihr Wertangebot in der Logistik sehen. Natürlich ist die Logistik ein wichtiger Bereich, in dem man gut sein muss. Doch wenn man gut genug ist und dann auch noch die bessere Auswahl, bessere Preise, mehr Versionen, mehr Variationen hat – das ist es, wie wir gewinnen werden.“ Wenig setzt lieber auf Uber Rush, den neuen Zustelldienst von Uber. Anstatt ein Logistik-Netzwerk aufzubauen, würde Wenig lieber mit Uber arbeiten. „Das letzte, was wir tun sollten, ist mit Amazon im Bereich der Auslieferung zu konkurrieren.“

Wenigs Kommentare malen ein Bild von eBay, das – außer im Bereich der Logistik – dem von Amazon sehr ähnlich sieht. Das ist ein gewaltiges Unterfangen. Wenig scheint, zumindest auf der Grundlage seiner Kommentare, bereit für die Herausforderung: „Es wird ein paar große E-Commerce-Unternehmen geben und eBay wird eines davon sein!“