Amazon bestätigt Pläne für eigenen Paketdienst in Deutschland

Bereits im Jahr 2013 ließ eine Bemerkung von Rico Back, CEO von General Logistics Systems (GLS) in der Welt die Spekulationen, dass Amazon seinen eigenen Logistik-Service planen könnte, aufleben. Back sagte damals unter anderem: „Die Mengen reichen bei Amazon in jedem Fall aus, um einen eigenen Paketdienst aufzumachen“. Anfang Juli 2015 berichteten wir über die konkreteren Pläne von Amazon, eine eigene Paketlogistik in Deutschland aufzubauen. Im Oktober dann verdichteten sich die Gerüchte über den Start einer Amazon-eigenen Paketlogistik im Raum München.

Die ersten konkreteren Anzeichen dafür waren der Kauf zweier Gesellschaften. Im Juli 2015 hatte Amazon zwei bereits im Handelsregister eingetragene und mit Stammkapital ausgestattete Gesellschaften gekauft. Der Name und der Unternehmensgegenstand der beiden Gesellschaften wiesen deutlich darauf hin, was Amazon in Deutschland plante. Der Name der Unternehmen ist Amazon City Logistik Beta GmbH und Amazon City Logistik Gamma GmbH. Der Unternehmenszweck wird angegeben mit:

 „Erbringung von logistischen Dienstleistungen, insbesondere Transport, Umschlag und Lagerung, und anderen Vertriebsleistungen, einschließlich der damit verbundenen Dienstleistungen“

Wie bei Amazon üblich, wurden die Gerüchte bisher weder bestätigt, noch dementiert – bis diese Woche.  Amazon bestätigte gegenüber der DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung nun erstmals die Pläne, einen eigenen Zustelldienst für Paketlieferungen aufzubauen. Bernd Schwenger, Director Amazon Logistics erklärte, dass auf der Basis des Pilotprojekts in Olching bei München nun andere Ballungsräume angegangen würden um entsprechende lokale Verteilzentren aufzubauen.

Schwenger betonte aber gleichzeitig, die Pläne seien kein Ausdruck mangelnden Vertrauens in die Fähigkeiten der Logistikpartner, er wolle aber Flexibilität gewinnen, um neue Services wie die taggleiche Zustellung anbieten zu können – Starke Paketdienstleiter benötige Amazon aber weiterhin.

Die Überlegungen eine eigene Lieferlogistik aufzubauen, sind nicht neu und aus Amazon-Sicht auch konsequent. Wenn ein eigener Lieferdienst derart konsequent aufgesetzt wird, wie beispielsweise der Kundenservice, liegen die Vorteile für das Unternehmen auf der Hand:

  • Unabhängigkeit von Einflüssen von Dritten wie DHL, Hermes.
  • Kontrolle über große Teile der Logistikkette.
  • Volle Kostenkontrolle
  • Einfacherer Aufbau eines Systems zur taggleichen Belieferung

Michael Lierow, Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman sieht in den Plänen von Amazon eine Gefahr für die angestammten Paketdienste in Deutschland. Von den pro Jahr etwa drei Milliarden Paketen im deutschen Paketmarkt stammten zirka 20%, das sind etwa 600 Millionen Pakete, alleine von Amazon, so die Ermittlungen des Logistikexperten. Mögliche Wachstumspotentiale seien hier noch nicht hineingerechnet. Neue Service-Angebote wie „Amazon Fresh“, „Prime Now“ oder „Amazon Flex“, die Auslieferung durch Privatpersonen, könnten das Wachstum noch enorm steigern.

Auch der Marktexperte Klaus Esser, Geschäftsführer der Kölner Beratungsgesellschaft KE-Consult, sieht große Auswirkungen eines flächendeckenden Einstiegs von Amazon in das Paketgeschäft – nicht nur wegen des sehr hohem Sendungsvolumens, aber auch da Amazon ein finanzstarker und marktmächtiger Konkurrent sei, der neue Trends und Standards setzen kann. Der Angleich an diese Standards könnte die etablierten Paketdienste in Zugzwang bringen.

 

Frank