Paketzustellung: herkömmlicher Weg über den Nachbarn bevorzugt

Auf dem letzten Schritt der Paketzustellung zum Empfänger, der sogenannten „letzten Meile“, ist nicht nur der Kundenwunsch nach Flexibilität ein Motor für neuartige Konzeptionen. Um im boomenden Internethandel konkurrenzfähig zu bleiben, suchen die Dienstleister immer nach neuen Methoden der Auslieferung, denn jede fehlgeschlagene Auslieferung treibt die Kosten für die Zusteller in die Höhe.

Eine aktuelle Verbraucherumfrage (Onlinebefragung von 1.029 Bundesbürgern) im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt, dass die Kunden immer noch altbewährte Zustellwege bevorzugen.

Ist eine persönliche Annahme nicht möglich, lässt 57% der Befragten die Pakete an einen Nachbarn liefern. Der Empfang der Sendung innerhalb eines selbstgewählten Wunschzeitraums ist heute ebenso eine Alternative, die knapp 40% der Befragten oft oder ab und zu nutzen.

Die Resultate der Erhebung zeigen ebenfalls, dass die Verwendung von Paketstationen und Paketkästen im Vorjahresvergleich fast unverändert geblieben ist.

Dietmar Prümm, Partner und Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC in Deutschland: „Das Sendungsvolumen wird allen Prognosen zufolge weiter zunehmen.“ Vieles deute darauf hin, dass sich Einkäufer zukünftig auch verderbliche Waren – wie Lebensmittel oder Blumen– immer öfter nach Hause schicken ließen. Da sei es abzusehen, dass irgendwann auch der beste Nachbar an seine Grenzen stoße.

Die Akzeptanz der vesrschiedenen Konzepte

Rund 50% der Befragten nutzen Paketstationen und Paketkästen oder würden die Leistung in Anspruch nehmen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Jedoch gaben ebenso viele Konsumenten an, diese Option auch in Zukunft nicht verwenden zu wollen. Dieser Prozentsatz ist im Vergleich zum Vorjahr unvermindert hoch. Das betrifft die Paketstationen, die an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden ebenso wie den Paketkasten direkt vor dem Haus oder die Anlieferung an ein Geschäft.

Als neuere Form der Lieferung gewinnt die Zustellung an den Arbeitsplatz, als zeitsparende und praktische Option zugleich, zunehmend an Anziehungskraft bei Berufstätigen. Sechs von zehn Befragten gaben an, dass sie diesen Service gerne nutzen würden, wenn es möglich wäre. Im Vorjahresvergleich hat sich diese Tendenz erneut um zehn Prozentpunkte erhöht. Ebenso hat die Bereitschaft zugenommen, dafür einen kleinen Beitrag zu zahlen.

Innovativere Konzepte der Paketzusteller werden von den Umfrageteilnehmern in Deutschland teilweise negativ gesehen: 63% der Verbraucher lehnen es ab, sich Pakete in den Kofferraum ihres Autos liefern zu lassen, auch wenn das über einen sicheren Codes geschieht, über den nur der Zusteller verfügt. Amazon testet aktuell in Deutschland die Zustellung von Bestellungen in den Kofferraum des Kunden-PKW.

Die Zahl der Ablehner von Paketanlieferungen durch Privatpersonen mit 37% und Anlieferung durch ein Taxi mit 29% sind deutlich geringer.

Reserviert stehen die Verbraucher auch der Idee gegenüber, Waren per Drohne liefern zu lassen; nur rund ein Drittel kann sich diese Art der Anlieferung vorstellen. Nur jeder Fünfte hält es für die Zustellung durchführbar, Stoffpaketbeutel an der Haustür befestigen zu lassen. Auch wenn sich ein nicht unerheblicher Prozentsatz mit neuen Konzepten anfreunden könnte, zeigen die geäußerten Bedenken genau die Schwelle zu größerer Akzeptanz. Neun von zehn Befragten ist die Haftung im Schadensfall unklar. Die Unsicherheiten betreffen den Verlust ebenso wie die Beschädigung der Warenlieferung. Auch die fehlende Paketverfolgung und die Unversehrtheit des PKWs beschäftigen die Kunden.

Neue Lieferoptionen sollten aber auch die Organisation der Retouren beachten. Denn wie die Umfrageresultate zeigten, sei die Retourenquote bei einigen Produktgruppen unverändert hoch. Sie verschärfe den Paketansturm besonders rund um die Weihnachtszeit zusätzlich, so Bovensiepen weiter. Über zwei Drittel der Befragten ordern online mehr Kleidungsstücke und Schuhe als sie wirklich kaufen wollen. Bei anderen Produktgruppen ist der Prozentsatz der geplanten Rücksendungen sehr viel niedriger: rund 40% sind es bei Verbraucherelektronik und Medien.