Amazon startet mit eigener Paketlogistik in München

Amazon Deutschland mit eigener Paketlogistik in München
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Amazon Deutschland stellt seit dem 19. Oktober 2015 Pakete im Großraum München in eigener Regie zu. Das berichtet die VerkehrsRundschau. Am 23.10.2015 erscheint in der Ausgabe VR43/2015 der VerkehrsRundschau ein Interview mit Bernd Schwenger, Geschäftsführer von Amazon Deutschland Transport. Amazon tritt damit in Wettbewerb zu den traditionellen Paketdiensten. Im Juli berichtete onlinemarktplatz.de bereits über den möglichen Aufbau einer eigenen Amazon-Paketlogistik.

Der Konzern hat in Fürstenfeldbruck eine 6.000 Quadratmeter große Halle angemietet, verkehrsgünstig an den Autobahnen A8 und A99 liegend. Dahin sollen die Bestellungen jeden Tag vom Amazon-Logistikzentrum in Graben/Augsburg gebracht werden und dann mit täglich rund 200 Fahrern zum Kunden ausgeliefert werden. Schwenger hebt jedoch hervor, dass Amazon keinen eigenen Fuhrpark aufbauen werden. Man kooperiere aktuell mit sechs lokalen und regionalen Lieferdiensten wie Interkep, Liefery, Rico Logistics, Systemlogistik, Krae Transport und AZ Logistik.

Amazons Zusicherung an seine Kunden: „Wir wollen wie ein regulärer Paketdienst arbeiten und bieten nun den gleichen Next-Day- und Same-Day-Delivery-Service, den DHL und Hermes heute schon für Amazon erbringen“, so Schwenger.

Die Zustellung an Endkunden mit Lebensmitteln (Amazon Fresh) oder „Prime Now“ seien zunächst einmal von Olching aus jedoch nicht vorgesehen, betont Schwenger.

Ein zweites Logistikzentrum mit 7.000 Quadratmetern in München an der Autobahn A94 ist angeblich bereits in Planung. Es  soll im Sommer 2016 an den Start gehen. In Großstädten wie Hamburg oder Berlin soll Amazon ebenfalls nach möglichen Verteilzentren Ausschau halten. Die VerkehrsRundschau befragte Schwenger dazu: „Wir warten die Ergebnisse in Olching ab.“ Erst dann werde man sehen, ob auch in anderen deutschen Städten weitere Verteilzentren nach dem Modell von Olching aufgebaut werden.

Michael Lierow, Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman sieht in den Plänen von Amazon eine Gefahr für die angestammten Paketdienste in Deutschland. Von den pro Jahr etwa drei Milliarden Paketen im deutschen Paketmarkt stammten zirka 500 bis 700 Millionen Pakete alleine von Amazon, so die Ermittlungen des Logistikexperten. Mögliche Wachstumspotentiale seien hier noch nicht hineingerechnet. Neue Service-Angebote wie „Amazon Fresh“, „Prime Now“ oder „Amazon Flex“, die Auslieferung durch Privatpersonen, könnten das Wachstum noch enorm steigern.

Amazon Fresh, Prime Now und vor allem auch Amazon Flex seien  mit der Verdichtung des Lieferdienstes in Ballungsräumen auf jeden Fall durchführbar – auch von den Kosten her, davon ist Lierow überzeugt. Spätestens 2016 gehe Amazon damit an den Start, da ist sich der Experte sicher. Ob mit den herkömmlichen Paketservices oder eigenen Zustellstrukturen.