Markenfälscher finden im Internet ihren Hauptabsatzkanal

Der Internet-Handel ist für Markenfälscher ein Garten Eden und in Deutschland leider ihr Hauptabsatzweg. Selbst seriöse Marktplätze sind nicht immer vor Plagiaten geschützt.

Markenfälscher finden im Internet ihren Hauptabsatzkanal
Markenfälscher finden im Internet ihren Hauptabsatzkanal 1

Wer heute im Netz einkauft, muss damit rechnen, dass er statt des Originals eine mehr oder minder schlechte Fälschung erhält. Das Internet sei in Deutschland der Vertriebskanal Nummer eins für Markenpiraten, hebt Alexander Dröge vom deutschen Markenverband, einem Zusammenschluss von 400 deutschen Markenherstellern, hervor.

Nach Meinung des Experten spricht auch sehr viel dafür, dass die Zahl der Fälschungen ansteigt. Seit Jahren wächst die Zahl der vom Zoll in Postsendungen abgefangenen Markenimitate an. Häufig sind es kleine suspekte Internethändler, die gefälschte Ware in Umlauf bringen, manchmal gut gestaltete Plattformen, die beim ersten Hinschauen wie Hersteller-Shops aussehen.

Aber ebenso auf seriösen Online-Marktplätzen wie eBay oder Amazon sind die Kunden nicht 100% sicher vor Betrug. Das bewies erst im Frühjahr ein c‘t-Test: „Gefälschte Samsung-Akkus bei Amazon“. Die Redaktion orderte hierfür über Amazon zwölf Ersatzakkus für Samsung-Smartphones, die ausnahmslos als Originalware beworben wurden. Eine Prüfung durch Samsung ergab jedoch ein verheerendes Resultat, denn alle bestellten Modelle waren c‘t zufolge gefälscht.

Markenverbands-Sprecher Dröge bescheinigt den großen Händlern und Marktplätzen dennoch ernsthafte Fortschritte bei der Bekämpfung von Fälschungen: „Amazon und eBay tun was. Die Fälschungsquote ist über Jahre zurückgegangen.“

eBay sucht nach eigenen Angaben „mit Hilfe hoch entwickelter Software“ nach Nachbildungen. Diese würden gelöscht und Sanktionen gegen die Anbieter verhängt. Besonders herausfordernd sei es, Artikel als Fälschungen zu erkennen, gesteht das Unternehmen. eBay sei darauf angewiesen, von Herstellern und Kunden unterstützt zu werden und rät Kunden, die ihrer Meinung nach ein gefälschtes Produkt erhalten haben, das zu melden.

Im vergangenen Jahr seien weniger als 0,025% aller weltweit bei eBay gelisteten Artikel als potentielle Fälschungen erkannt worden, betont das Unternehmen. Rund 60% der wegen des Verdachts auf Fälschung gelöschten Artikel seien eigenständig von eBay entfernt worden, 40% aufgrund von Herstellerangaben. Auch Amazon betont: Wenn das Unternehmen von Fälschungen erfahre, würden die entsprechenden Produkte umgehend entfernt und gegebenenfalls „weitere Maßnahmen“ ergriffen.

Welche Ausmaße die Markenpiraterie inzwischen angenommen hat, zeigt eine aktuelle Studie des Harmonisierungsamtes für den Binnenmarkt der EU. Danach bringt die Herstellung und Verbreitung von gefälschter Bekleidung, nachgemachten Schuhen und Accessoires rechtmäßige Händler und Hersteller in der EU jährlich um Einnahmen von über 26 Milliarden Euro. Der Umsatz mit gefälschten Produkten mache nahezu ein Zehntel des Gesamtumsatzes der Branche aus. Der Verkauf gefälschter Kosmetika verursacht laut Harmonisierungsamt einen zusätzlichen Schaden von fast 5 Milliarden Euro. Allein im Mai und Juni 2015 stellte der deutsche Zoll bei zwei Aktionen rund 80.000 gefälschte Parfümflakons sicher.

Dabei sei die Markenpiraterie im Netz ein besonderes Problem, meint Dröge. Wer in Italien am Strand für 10 Euro eine Designer-Sonnenbrille erstehe, wisse, dass es eine Nachbildung sei. Im Internet glaubten zwei Drittel der Kunden, ein echtes Produkt zu erwerben.

Wer nicht betrogen werden will, dem rät Dröge, bei bekannten Händlern, seriösen Marktplätzen oder großen Ketten einzukaufen. Zwar könne auch da einmal eine Fälschung darunter sein, doch dort gebe es einen greifbaren Ansprechpartner, an den man sich mit seinen Regressansprüchen halten könne, sollte etwas mit dem Gegenstand nicht stimmen. Bei „windigen, kleinen Internetverkäufern“ sei das schon heikler. Werde im Impressum dann vielleicht auch noch auf Russland oder China verwiesen oder gebe es gar kein Impressum, müsse dem Käufer sofort klar sein, „dass es im Streiffall schwierig wird, die eigenen Rechte durchzusetzen.“