Unterschiedliche Ansichten zur Zukunft von eBay nach der PayPal-Abspaltung

Unterschiedliche Ansichten zur Zukunft von eBay nach der PayPal-Abspaltung

Es dauert nicht mehr lange, bis eBay und PayPal sich trennen. Der derzeitige Chef des eBay Marketplace, Devin Wenig, übernimmt nach der Abspaltung von PayPal als CEO das viel „kleinere eBay“. Wenig möchte Änderungen an der Webseite durchführen, inklusive der lebenswichtigen Bereiche wie Suche und Feedback.

Zur Zukunft von eBay und PayPal gibt es durchaus kontroverse Ansichten. Einige Analysten der Wall Street sehen dem Spin-off gelassen entgegen. So geht aus einem Bericht von Citi Research geht hervor, dass die neue eBay Marktplatz-Management-Strategie gutgeheißen wird. Die Fokussierung auf die eBay-Händler und Käufer sowie eBays Ansatz die enorme Verschlechterung der Suchmaschinen-Exposition zu bekämpfen, könnten zu einem besserem Wachstum führen.

Manche Analysten bewerten auch eine mögliche Übernahme von eBay durch ein anderes Unternehmen als positiv. eBay könnte eine Reihe von Liebhabern, die ihre Position im E-Commerce-Bereich stärken wollen als auch private Investoren anziehen. Aber die Citi-Analysten sehen eBay auch als eine attraktive „Standalone-Investition“.

eBay hat seine Verkäufer den Wölfen zum Fraß vorgeworfen

Völlig anders sieht es Lawrence Meyers von Wyatt Investment Research. Er schreibt: eBay wird ohne PayPal ein Nichts sein. Vor langer Zeit sei eBay ein cooler Ort gewesen, um wirklich tolle Dinge zu finden. Dann aber hätte sich alles geändert. Einzelhändler nutzten eBay als Sekundärmarkt und dann seien die Händler des grauen Marktes hinzugekommen. Heute sei eBay ein Witz.

Unterschiedliche Ansichten zur Zukunft von eBay nach der PayPal-Abspaltung

eBay habe seine Verkäufer den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Zurück im Jahr 2008, hat das Unternehmen die Neuregelung eingeführt, nach der Händler für Käufer keine negativen Bewertungen mehr abgegeben durften. Der Grund aber, warum der Marktplatz vor 2008 so gut funktionierte war: Es gab ein System das auf Ehre basierte, eine Bewertung bedeutete alles. Es gab ein System der Gegendarstellung und das hieß, dass jeder ein Mitspracherecht hatte und der freie Markt bestimmen würde, wer ein lohnendes Business verdiente. Dann kam die Neuregelung und den Betrügereien wurden Tür und Tor geöffnet. Käufer konnten mit den Händlern machen was sie wollten.

Meyers führt hierzu folgendes Beispiel, das einem Freund von ihm passierte, als Beleg an: „Ein eBay-Mitglied kaufte ein Sennheiser Mikrofon von meinem Kumpel für 449 Dollar. Sie verschickte den Artikel sofort. Nach Erhalt hat sich der Käufer sofort beschwert und drohte ihr negatives Feedback zu geben, sollte sie nicht sofort die Kaufsumme zurückerstatten und für die Rücksendung aufkommen. Sie erstattet das Geld und der Käufer schickte ein leeres Päckchen zurück.“

Mehrere Beschwerden bei eBay landeten im Niemandsland. Das Unternehmen kümmerte sich einfach nicht, auch  dann nicht, als andere eBay-Nutzer diesen skrupellosen Käufer gemeldet hatten. Das sich hier nicht viel geändert hat, kann man auch bei Marion von Kuczkowski in ihrer Schilderung zu einem Verkauf über eBay nachlesen: „eBay macht mich sprachlos, wütend, traurig-ich bin fassungslos“.

Kein Wunder also, dass die Marktplatz Einnahmen in einem Abwärtstrend sind. Einzig PayPal konnte zum Wachstum beitragen.

eBay plant den Spin-off von PayPal als eigenständiges Unternehmen. Wenn man nicht bereits so wieso eBay Aktien besitzt, sollte man auch keine kaufen. Denn als Investor werde man keinen Nutzen aus den eBay Aktien ziehen. Man habe lediglich Aktien eines Unternehmens, das sich nicht um seine Kunden kümmert und das nicht wächst.

Unterschiedliche Ansichten zur Zukunft von eBay nach der PayPal-Abspaltung

Ich traue eBay nicht. Ich traue den Verkäufern nicht. Ich traue den Käufern nicht

Amazon hat sich unterdessen zu einem Secondhand-Marktplatz entwickelt, das wofür eBay eigentlich stehen sollte. Es gebe weit mehr Transparenz bei Amazon. Amazon stehe hinter seinem Rückgaberecht und es sei ein wirklich faires Umtauschrecht.

Wenn Meyers nach einem Artikel im Internet sucht, macht er sich nicht mehr die Mühe diesen auf eBay zu suchen: „Ich traue eBay nicht. Ich traue den Verkäufern nicht. Ich traue den Käufern nicht. Ich traue eBay nicht, mich zu schützen, so wie sie es  behaupten“.

Im letzten Quartal sank der Marktplatz Umsatz um 4%. Der PayPal-Umsatz wuchs um 14% auf 2,1 Milliarden US-Dollar, das war mehr als die 2 Milliarden Dollar Umsatz von eBay. Das PayPal-Zahlungsvolumen stieg um 18% auf 61 Milliarden US-Dollar an. Man könne leicht erraten, welcher Business-Zweig für den Gewinn von 943 Millionen verantwortlich sei.

Liege ich vielleicht falsch, fragt sich Meyers? Könnte Alibaba zu einem bestimmten Zeitpunkt eBay kaufen? Sicher, Alibaba wird eBay wahrscheinlich irgendwann akquirieren.

„In Ordnung. Nimm es. Ich will es nicht.“