Handmade at Amazon: Weitere Informationen zum neuen Marktplatz von Amazon

Amazon tritt mit seinem Marktplatz für Handarbeiten in Konkurrenz zu Etsy oder DaWanda. „Handmade at Amazon“ wurde von uns bereits Ende Mai 2015 kurz vorgestellt.

Auf Handmade at Amazon sollen von Hand gefertigte Artikel aus Werkstätten, Ateliers oder von Herstellern, die noch handgearbeitete Artikel anbieten, verkauft werden. Wichtig in diesem Zusammenhang: Amazon legt Wert darauf, dass die angebotenen Waren tatsächlich handgefertigt sind und nicht aus maschinellen Produktionen stammen.

Um alle Zweifel auszuräumen, gibt der Internetriese von vorneherein vor, was Amazon unter handgefertigt versteht:

„Alle Artikel, die in Stores von Amazon Handmade veräußert werden, müssen ausnahmslos von Hand gefertigt werden, von Hand abgeändert oder von Hand (ohne zu Hilfenahme eines Bausatzes) zusammengebaut sein. Produkte müssen von Ihnen (Handwerker), von einem Ihrer Mitarbeiter (wenn Ihr Unternehmen 20 oder weniger Angestellte hat) oder von einem Mitglied Ihres Teams (mit weniger als 100 Personen) von Hand gefertigt werden. Massenprodukte oder Produkte, die von einem anderen Handwerker hergestellt wurden, dürfen nicht über Amazon Handmade verkauft werden.“

Weitere Informationen zum neuen Amazon Marktplatz:

  • Amazon Handmade ist eine von Amazon handverlesene Gemeinschaft und nur via Einladung kann man auf dem Marktplatz Waren offerieren. Das bedeutet, dass Amazon die Verkäufer selbst auswählt. Dafür muss man sich zunächst einmal bewerben und sich als Händler sowie die hergestellten Produkte vorstellen.
  • Wer von Amazon akzeptiert wird und über Handmade at Amazon verkaufen darf, muss für 39,99 Dollar monatlich einen professionellen Händler-Account erstellen. Ferner kommt eine Provision von 12%, mindestens jedoch 50 Cent pro Artikel hinzu. Die Provision von 12% beinhaltet die Zahlungsabwicklung, Marketing, ermäßigte Versandkosten, Schutz vor Betrug. Amazon hebt noch hervor, dass für das Listing einzelner Produkte keine weiteren Gebühren anfallen.
  • Amazon möchte zudem den Händlern auf Handmade mehr Platz geben, als es auf den herkömmlichen Marktplatzseiten der Fall ist. Auf  einer Profilseite kann sich der Handmade-Verkäufer vorstellen, sein Handwerk präsentieren und zusätzlich Fotos zu seiner Person und seinem Handwerk einstellen.
  • Ebenso sollen die Waren umfassender und bestmöglich präsentiert werden können. Die einzelnen Produktseiten können mit eigenen Fotos ergänzt werden.
  • Derzeit werden Produkte aus den Kategorien Schmuck und Haushaltswaren von Amazon aufgenommen, wie Küche & Esszimmer, Licht & Lampen, Garten- und Terrassen-Gegenstände, Aufbewahrungs- & Ordnungsartikel. Weitere Kategorien sollen folgen.
Handmade at Amazon nimmt Gestalt an
Handmade at Amazon: Weitere Informationen zum neuen Marktplatz von Amazon 1

Ein Problem, das die möglichen Händler von Anfang an beschäftigte, war das Thema des Versands. Amazons Nummer eins-Strategie ist die schnelle Auslieferung, was bei handgefertigten Produkten oft nur schwer durchführbar ist. Ina Steiner von eCommerceBytes weiß hierzu mehr:

Verkäufer von Handmade at Amazon haben bis zu 30 Tage Zeit, um ihre Waren zu verschicken. Bestellungen, die nicht an spezielle Kundenwünsche angepasst werden müssen, können via Amazon Prime angeboten werden, allerdings nur, wenn der Verkäufer am Programm Versand durch Amazon teilnimmt.

Amazon stellt mit seinem neuen Marktplatz eine mächtige Bedrohung für Etsy dar. Vor allem, weil sich immer mehr Etsy-Händler darüber beklagten, dass auf Etsy seit 2013 auch maschinell angefertigte Waren angeboten werden dürfen. Zudem nähmen Plagiate ebenfalls zu, so Wedbush Securities Analyst Gil Luria. Ein weiterer Vorteil von Amazon, ist die mit 250 Millionen Nutzern enorm große Kundenbasis, im Vergleich zu Etsy mit 20 Millionen Usern.

Bis vor ein paar Jahren sei Etsy noch ein besonderes Erlebnis für Verkäufer gewesen. Es war eine besondere Gemeinschaft. Die Verkäufer seien heute extrem frustriert von dem, was auf der Plattform geschehe und wie Verkäufer behandelt würden, erklärt Analyst Luria.
Für die desillusionierten Etsy-Anbieter gab es bis dato nicht viele andere Möglichkeiten des Verkaufens – bis Amazon ankündigte Handmade zu eröffnen. Luria glaubt, dass nun viele Verkäufer zu Handmade wechseln werden, sofern sie von Amazon als Anbieter akzeptiert werden. Eine große Mehrheit der Etsy-Kunden sind auch Amazon-Kunden. Es sei nicht schwer sich vorzustellen, dass diese sich dann auch in Richtung Amazon bewegten.

Luria merkt an: Etsy muss sich jetzt eine existentielle Frage stellen: Soll man weiter den Weg der industriell hergestellten Fertigwaren verfolgen, was Etsy noch weiter von seinem ursprünglichen Ethos entfernt oder geht man einen Schritt zurück zu einem reinen Vintage und Handarbeitsmarktplatz?

Handmade at Amazon geht bald in den USA an den Start. Wann und ob ein Deutschlandstart vorgesehen ist, ist bislang noch nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass Amazon mit Handmade auch den deutschen Markt erobern möchte.