Wie Amazon sich via Prime seinen Weg in die Gewinnzone ebnet

Viele Amazon-Beobachter wissen schon, dass die Nummer eins-Strategie des Online-Händlers um den Ausbau seiner Position in der E-Commerce-Welt zu forcieren, die Fokussierung auf eine schnelle Lieferung ist. Das Unternehmen nutzt derzeit das Amazon Prime-Programm, um die Ergebnisse dieser Strategie zu verbessern. Das Ergebnis soll sein: Verbesserter Umsatz und nachhaltige Profitabilität. Die Ausgaben der Prime-Mitglieder sind zudem über doppelt so hoch wie die, der Nicht-Prime-Mitglieder auf der Plattform.

Wie onlinemarktplatz.de vor kurzem berichtete, arbeitet Amazon momentan an einem Programm, das die Anzahl der Artikel, die für den zwei Tage-Versand zugelassen sind, deutlich erhöhen wird. Das Programm beinhaltet, dass nun auch Produkte für das Prime-Programm zugelassen sind, die aus unabhängigen Logistikzentren von den Händlern selbst verschickt werden. Bislang waren nur solche Waren Artikel Prime-versandfähig, wenn sie direkt aus den Amazon Logistikzentren verschickt wurden. Eine offizielle Ankündigung gab es bisher noch nicht.

Durch die Änderungen bei Amazon Prime, ist zu erwarten, dass sich die Anzahl der Prime-Offerten zukünftig deutlich erhöhen wird. Die Gründe warum dies so sein wird, sieht der Autor des Artikels Craig Adeyanju in folgenden Tatsachen:

Da immer mehr Händler erkennen, dass Amazon mehr unabhängigen Händlern gestattet, ihre Waren aufgrund ihrer guten Verkaufshistorie und einer schnellen Lieferung auf Prime-Basis anzubieten, werden auch andere Händler die dauerhaft pünktliche Lieferung anstreben. Letztlich wird das Amazon Prime-Programm dadurch noch weiter wachsen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Amazons operative Effizienz einen Schub erfahren wird, da der eigene Lagerbedarf – und damit die Kosten – von Waren sich deutlich reduzieren wird.

Das Wachstum von Prime-Angeboten wird Amazons Umsatzprognose auf zwei Arten verbessern: Erstens kann ein verbessertes Prime Programm dazu führen, dass mehr Amazon Nutzer sich für das Programm registrieren, was zusätzliche Einnahmen beschert. Darüber hinaus werden bestehende Mitglieder noch mehr Gründe finden, ihre Mitgliedschaft Jahr um Jahr zu erneuern. Auch muss man die zusätzlichen Leistungen des Prime Programms mit in Betracht ziehen: Verbraucher genießen unter anderem auch kostenloses Video-Streaming, Musik, Cloudspeicher mit unbegrenztem Speicherplatz für Photos, E-Book-Downloads und einige Vorteile mehr, so dass Amazon gegenüber Konkurrenten wie Netflix, die nur Video-Streaming anbieten, einen großen Vorteil hat.

Zweitens führt das potentielle Wachstum der Prime-Kundenbasis dazu, mehr Umsatz zu generieren. Denn Prime-Kunden tendieren in der Regel dazu, mindestens doppelt so viel auszugeben wie Nicht-Prime-Kunden.

Eine weiterer Effekt wird sein, dass durch das Amazon Prime Wachstum weitere digitale Vermarkter hinzugewonnen werden. Das ist ein Vorteil, der nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Aber diejenigen, die das digitale Advertising Business verfolgen wissen, dass immer mehr Ad-Dollar in das digitale Video Geschäft investiert werden.

Amazon startete sein eigenes Videoanzeigengeschäft Anfang 2014. Durch den Ausbau seines Prime-Geschäfts mit verbesserten Prime-Angeboten werden Werbekunden verstärkt angezogen. Sie nutzen Amazon, um sich mit ihrer Zielgruppe zu verbinden, was schließlich auch zur Verbesserung des Amazon Ertragspotentials beiträgt.

Der oben beschrieben Weg zur Profitabilität wird natürlich nicht an einem Tag erreicht werden, vielleicht noch nicht einmal in einem Jahr. Dieser Schritt gehört eher in den Bereich, den Amazon-Chef Jeff Bezos als „Investitionsphase“ charakterisiert.

Anleger kritisieren Amazon häufig wegen mangelnder Rentabilität. Bei der Betrachtung werden die Visionen und die soliden Fundamentaldaten Amazons aber oft außer Acht gelassen – Amazon wird auf lange Sicht profitabel arbeiten.